Schieflage bei Archegos Capital

Credit Suisse zieht die Reißleine

Die Credit Suisse hat mit der Kreditfinanzierung spekulativer Aktiengeschäftes des US-Hedgefonds Archegos Capital 4,4 Mrd. sfr verloren. Für das erste Quartal 2021 führt dies zu einem Verlust von 900 Mill. sfr. Die Dividende soll nun gekürzt und auch das Aktienrückkaufprogramm eingestellt werden.

Credit Suisse zieht die Reißleine

dz Zürich

Infolge der Kreditfinanzierung spekulativer Aktiengeschäftes des US-Hedgefonds Archegos Capital hat die Credit Suisse (CS) 4,4 Mrd. sfr verloren. Diese Zahl hat die Bank über das Osterwochenende berechnet und am Dienstag bekanntgegeben. Mit Krediten in ungenannter Höhe hatte Fondsmanager Bill Hwang auf steigende Kurse bei einigen amerikanischen und chinesischen Aktien spekuliert. Die Kurse bewegten sich aber in die falsche Richtung und die Credit Suisse verpasste es, die als Sicherheit hinterlegten Aktien rechtzeitig zu verkaufen.

Ohne den Verlust hätte die Bank den höchsten Quartalsgewinn der vergangenen zehn Jahre ausweisen können. Stattdessen resultiert nun ein Verlust von 900 Mill. sfr. Die Rechnung zahlen zunächst die Aktionäre. Die der Generalversammlung vom 22. April bereits versprochene Dividende von 0,29 sfr pro Titel soll auf Antrag des Verwaltungsrates auf 0,10 sfr gekürzt werden. Dadurch spart die Bank 460 Mill. sfr. Zudem wird das laufende Aktienrückkaufprogramm eingestellt. Die Credit Suisse wollte 2021 Aktien im Wert von bis zu 1,5 Mrd. sfr zurückkaufen.

Die Quartalszahlen will Credit Suisse am 22. April veröffentlichen. Die Bank verspricht eine Kernkapitalquote von „mindestens“ 12% sowie ein Leverage von wenigstens 3,7%. Die Minimalvorgabe der Schweizer Finanzmarktaufsicht beträgt bei Kernkapital 10% und bei der Leverage-Ratio 3,5%. In den vergangenen Tagen hatte es Befürchtungen gegeben, dass die Bank eine dieser Limite verfehlen könnte.

Zu den leidtragenden Aktionären gehören namentlich sieben ausländische Großinvestoren, unter ihnen die Staatsfonds aus Norwegen und Katar und die saudische Familie Olayan. Diese sieben Investoren halten je zwischen 3% und 5% aller Credit-Suisse-Titel und insgesamt etwa 28% aller Aktien. Schweizer Privatanleger besitzen 7% und Schweizer Institutionen (sofern im Aktienregister eingetragen) 11% der Anteile.

Das elfköpfige Management muss sich 2020 mit dem Fixgehalt von insgesamt 29 Mill. sfr begnügen. Die variablen Gehaltsanteile in Höhe von 41 Mill. sfr werden gestrichen. 2019 hatte das Management insgesamt noch 77 Mill. sfr. erhalten. Für 2020 war eine Gesamtentschädigung in Höhe von 68 Mill. sfr geplant gewesen. Auch Verwaltungsratspräsident Urs Rohner muss einen Beitrag leisten. Er verliert seine Präsidentenzulage von 1,5 Mill. sfr. Allerdings verbleiben ihm danach immer noch 3,2 Mill. sfr Jahreslohn.

Es ist nicht das erste Mal, dass Rohner in seiner zehnjährigen Amtszeit als Präsident auf sein Gehalt verzichten musste. Dazu war es bereits 2015 gekommen, als die Bank im Steuerstreit mit den USA zur Zahlung einer Milliardenstrafe eingewilligt hatte. Der US-Investmentfonds Harris Associates hatte bereits vor einigen Tagen einen Lohnverzicht des Präsidenten verlangt. Harris hält rund 5% aller CS-Aktien. Die Forderung der Amerikaner hatte sich aber noch allein auf die absehbaren Kosten bezogen, die der Bank aus den Geschäften mit dem Lieferketten-Finanzierer Greensill entstehen könnten.

Die Höhe der Kosten aus diesem Fall sind allerdings noch kaum bezifferbar. Zunächst geht es um Verluste von Investoren, die Anteile an Greensill-Lieferketten-Fonds von Credit Suisse erworben hatten und nun damit rechnen müssen, dass ein Großteil der zugrunde liegenden Vermögenswerte (Forderungen von Unternehmen) nicht werthaltig ist. Das ursprüngliche Investitionsvolumen beträgt etwa 10 Mrd. Dollar. Davon haben die Fondsanleger inzwischen 3,3 Mrd. Dollar zurückerhalten. Beobachter befürchten, dass die Fondsinvestoren einen Milliardenbetrag verlieren könnten.

Unter diesem Szenario käme es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Haftungsklagen gegen die Bank. Verschiedene Investoren haben bereits angedeutet, dass sie die Bank für allfällige Verluste haftbar machen werden. Die Credit-Suisse-Aktien tendierten am Dienstag etwas fester.