Cryan stimmt Mitarbeiter auf harte Zeiten ein

Neuer Co-Chef der Deutschen Bank will strukturelles Kostenproblem anpacken

Cryan stimmt Mitarbeiter auf harte Zeiten ein

sto Frankfurt – Trotz eines Gewinnsprungs im zweiten Quartal hat der neue Co-Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, John Cryan, drastische Maßnahmen angekündigt. Ihm sind die enorm hohen Kosten ein Dorn im Auge: “Auf diesem Niveau sind die Kosten einfach inakzeptabel. Dies ist ein verschwenderischer Umgang mit unseren hart verdienten Erträgen, und wir müssen alle daran arbeiten, die Kosten zu senken.” Dies schrieb Cryan in einem Brief an alle Mitarbeiter. Zuvor hatte das Institut berichtet, dass der Vorsteuergewinn sich um 34 % auf 1,2 Mrd. Euro verbessert und der Nachsteuergewinn sich auf 818 Mill. Euro sogar mehr als verdreifacht hat.Die Aktionäre beklatschten den forschen Ton von Cryan, da sie sich danach sehnen, dass die Bank endlich den Umbau zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell angeht. Dies haben die US-Wettbewerber schon hinter sich. Auch europäische Wettbewerber wie etwa die UBS in der Schweiz sind schon weiter. Die Aktie schoss an die Dax-Spitze mit einem Plus von 5,3 % auf 31,85 Euro – der höchste Stand seit drei Monaten.Neben hohen operativen Kosten kämpft die Deutsche Bank auch mit der Bürde aus der Vergangenheit wie den Strafzahlungen wegen Marktmanipulationen und zu bilanzintensiven Geschäften im Investment Banking. All dies drückt die Rendite für Aktionäre auf ein dürftiges Niveau. Diese Themen müssten angegangen werden – “das ist keine Frage der Strategie”, betonte Cryan. Er will die Bank auf mehr Effizienz und Disziplin trimmen, die Bilanzsumme abschmelzen und die Organisation vereinfachen.Das solide Ertragswachstum im zurückliegenden Turnus unterstreiche “die grundlegende Stärke” der Bank. Dank florierender Geschäfte im Investment Banking, in der Transaktionsbank und in der Vermögensverwaltung sowie durch volatile Märkte und positive Wechselkurseffekte kletterten die Erträge um 17 % auf 9,2 Mrd. Euro. Im selben Tempo legten die Kosten auf 7,8 Mrd. Euro zu. Im zweiten Halbjahr stellt sich die Bank auf mehr Gegenwind ein, vor allem beim Kapital. Eine erneute Kapitalerhöhung schloss Cryan nicht aus.—– Nebenstehender Kommentar- Schwerpunkt Seite 5