LEITARTIKEL

Da waren's nur noch sechs

Zwischen BayernLB und Nord/LB liegen 773 Mill. Euro. 409 Mill. Euro haben die Münchener im ersten Halbjahr vor Steuern verdient, 364 Mill. Euro betrug der Verlust in Hannover. Die Nummern 2 und 3 nach Bilanzsumme unter den sieben "echten"...

Da waren's nur noch sechs

Zwischen BayernLB und Nord/LB liegen 773 Mill. Euro. 409 Mill. Euro haben die Münchener im ersten Halbjahr vor Steuern verdient, 364 Mill. Euro betrug der Verlust in Hannover. Die Nummern 2 und 3 nach Bilanzsumme unter den sieben “echten” Landesbanken (die Berliner ist faktisch eine Sparkasse) markieren in der Momentaufnahme die Spitze und das Ende der Ertragstabelle. LBBW, Helaba, HSH Nordbank und SaarLB rangieren, alle mit schwarzen Zahlen, dazwischen. Der noch ausstehende Einzelabschluss der Nord/LB-Tochter Bremer Landesbank könnte allerdings ganz unten zu einem Positionswechsel führen.Wenn man die Zwischenberichte der regionalen Spitzeninstitute der Sparkassen-Finanzgruppe in Summe betrachtet, gab es in jüngerer Zeit auch schon mal schlechtere Nachrichten aus dem deutschen Kreditgewerbe. Bei genauerem Hinsehen konturiert sich indes immer deutlicher eine Spaltung der Landesbanken-Republik in eine sehr robuste südliche Hälfte, zu der man insoweit auch das nach Hessen-Thüringen “eingemeindete” Nordrhein-Westfalen zählen muss, und eine nördliche Hälfte, in der akuter Handlungsbedarf besteht.Die Tatsache, dass die Landesbanken insgesamt seit 2008, dem Jahr der Kernschmelze im Weltfinanzsystem, ihre Risikoaktiva um weit mehr als die Hälfte abgebaut und parallel die Kernkapitalquoten grob gerechnet verdoppelt haben, ändert nichts daran: Nord/LB, Bremer Landesbank und die erneut von den Steuerzahlern gerade noch über Wasser gehaltene HSH Nordbank schwimmen in einer multimilliardenhohen Sintflut fauler Schiffsfinanzierungen. Das ist der Kern der für die Betroffenen mehr oder weniger existenzgefährdenden Krise, andere Probleme der Institute im Norden sind im Vergleich geradezu vernachlässigbar.Bei der 2003 aus der Fusion der Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein entstandenen HSH Nordbank hat die EU-Kommission im vorigen Jahr gesagt, wo es langgeht: Verkauf bis 2018 oder Abwicklung. Das ist der Preis, der im Beihilfeverfahren für die Wiederaufstockung der Verlustgarantie der beiden Länder auf 10 Mrd. Euro zu zahlen war. Für die BremerLB, deren enormer Wertberichtigungsbedarf und damit verbundene Kapitallücken an der Weser wie an der Leine erstaunlich spät auffielen und der Nord/LB sehr plötzlich einen Strich durch die Ergebnisprognose machten, bedeutet die maritime Misere den weitgehenden Verlust der – auch für eine bisher 55-prozentige Tochter freilich ohnehin eingeschränkten – Selbständigkeit. Als hätte sie vor allem wegen ihres gigantischen Schiffsportfolios nicht genug eigene Probleme, wird die Nord/LB den Ableger komplett übernehmen, bevor sie selbst auf Grund zu laufen droht.Da waren’s also nur noch sechs Landesbanken – sieht man einmal davon ab, dass das Bremer Institut wohl pro forma als Marke und als rechtliche Einheit erhalten bleibt, obgleich es künftig im Wesentlichen aus Hannover gesteuert wird. Wenn dann in vielleicht drei Jahren die HSH Nordbank auf welche Weise auch immer unter- oder in einer anderen Adresse (aber ganz sicher nicht als Ganzes in einer anderen Landesbank) aufgegangen sein dürfte, würde das einstige Dutzend Girozentralen – das war der Stand bis 2003 – auf ein Quintett, inklusive der ehrenwerten, aber eher winzigen, in einer deutsch-französischen Nische operierenden SaarLB, geschrumpft sein.Konsolidierung findet also unter den Sparkassenzentralbanken sehr wohl statt, wenn auch in aller Regel durch Notlagen getrieben: Bakola (Badische Kommunale Landesbank), SachsenLB, Landesbank Rheinland-Pfalz, WestLB, um einige frühere Beispiele zu nennen. Wer – womöglich animiert durch die endlich gelungene Schaffung der “neuen” DZ Bank als einziger genossenschaftlicher Zentralbank – die Entwicklung auch auf der Ebene der ertrags- und kapitalstarken Häuser und gar unter Einbeziehung des seit 2011 alleine von den Sparkassen getragenen Wertpapierhauses DekaBank vorantreiben will, der verkennt oder ignoriert die Realität der Eigentumsverhältnisse und der (partei-)politischen Machtmechanismen, der Gremienbesetzungen und der regionalen Befindlichkeiten. Landesbanken sind eben politische Veranstaltungen. Andererseits trägt ja gerade die dezentrale Aufstellung, wie sie auch in betriebswirtschaftlich suboptimalen Doppel- und Dreifachstrukturen zum Ausdruck kommt (die Helaba etwa hat Zentralen in Frankfurt und Erfurt und neuerdings obendrein einen Vorstandsdienstsitz in Düsseldorf), durchaus zum Charme der Öffentlich-Rechtlichen im Vergleich zu stromlinienförmig ausgerichteten Konzernen bei. Diesen Luxus gibt es nicht für lau, er wird aber offenbar von den Kunden honoriert.——–Von Bernd WittkowskiDie Landesbanken-Republik spaltet sich in eine sehr robuste südliche Hälfte und eine nördliche Hälfte, in der akuter Handlungsbedarf besteht.——-