GELDWÄSCHESKANDAL ERSCHÜTTERT DANSKE BANK

Dänemark steht unter Schock

Bericht legt beispiellose Dimension der Geldwäsche bei Danske Bank offen

Dänemark steht unter Schock

dz Zürich – Dänemark steht unter Schock. Ein seit längerer Zeit bekannter Geldwäsche-Skandal in der Danske Bank, dem größten Kreditinstitut des Landes, erreicht ungeahnte Dimensionen. Das zeigt eine von der Bank selbst in Auftrag gegebene Untersuchung, die am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Kopenhagen veröffentlicht wurde. Die Rede ist von Finanztransaktionen im Volumen von rund 200 Mrd. Euro, wie sie Tausende verdächtiger Kunden in den Jahren 2007 bis 2015 über die Danske-Niederlassung in der estnischen Hauptstadt Tallinn abgewickelt haben. Summe verschiedener FehlerIm Lichte der gravierenden Fakten kündigte CEO Thomas Borgen seinen Rücktritt an. Rein rechtlich habe er sich zwar keine Pflichtverletzung zu Schulden kommen lassen, urteilten die Anwälte der dänischen Kanzlei Bruun & Hjelje, welche die Auftragsuntersuchung durchgeführt hat. Doch der Bericht hält auch fest, dass Borgen in seiner fünfjährigen Amtszeit eine aktivere Rolle hätte übernehmen sollen, um die durch einen Whistleblower und durch Hinweise der internen Revisionsstelle schon Ende 2013 in der Bank bekanntgewordenen Vorgänge abzustellen. Die skandalösen Machenschaften seien “durch eine Summe verschiedener Fehler” möglich geworden, für die der CEO “die finale Verantwortung” trage, begründete Borgen seinen Rücktritt.Unerwähnt ließ der Manager freilich die Kritik der dänischen Aufsichtsbehörde, die der Bank bereits im Mai eine scharfe Rüge mit beträchtlichen Auflagen erteilt hatte. Im Bericht der Behörde wird festgehalten, dass Borgen bis 2012 persönlich für die estnische Filiale verantwortlich war. In jenen Jahren seien via Tallinn auch die meisten Kunden zu Danske gestoßen, die eine Verbindung zu dem im März 2017 durch verschiedene Medien aufgedeckten Geldwäsche-System “Russian Laundromat” aufwiesen. Es waren jene Enthüllungen, welche die in der dänischen Großbank über Jahre verschleppten Untersuchungen der Vorgänge in Estland endlich ins Rollen brachten und im September 2017 Anlass zum Beginn der nun vorliegenden Untersuchung gaben.Die von verschiedenen Nichtregierungsorganisationen betriebene Plattform “Organized Crime and Corruption Reporting” und die russische Zeitung “Nowaja Gaseta” hatten das kriminelle System in seinen Grundzügen schon 2014 offengelegt. Drei Jahre später gelang es, dieses mit Hilfe von verdeckten Informationen aus russischen Banken mit Fakten zu unterfüttern und eine internationale Investigationswelle in zahlreichen Medien anzustoßen. Den damaligen Enthüllungen zufolge waren von russischen Geschäftsleuten rund Milliarden auf klandestinem Wege aus dem Land geschleust worden, wo sie von offenbar vornehmlich russischen Geschäftsleuten mit teilweise engen Kontakten zur Zentralregierung auf anonymisierten Konten von Scheingesellschaften in Empfang genommen wurden. Ein ähnliches Schema enthüllte die dänische Zeitung “Berlingske” auch für Gelder aus Aserbaidschan, von denen vermutet wird, dass sie ebenfalls zum großen Teil aus Korruption und organisierter Kriminalität stammen. Es wird vermutet, dass solche Gelder auch zur Bestechung von Politikern in Westeuropa verwendet wurden.Mitten in diesem Schlamassel steckt die Danske Bank. Die Dänen hatten die estnische Filiale 2006 zusammen mit der finnischen Sampo Bank übernommen und gelangten mit dieser an einen Stamm von nicht in Estland ansässigen Kunden. Dieses Portfolio umfasst gemäß Untersuchungsbericht 10 000 Adressen, vornehmlich in Russland, Großbritannien und den britischen Jungferninseln. Viele weisen gemäß der Untersuchung verdächtige Charakteristika wie identische Adressen, auffällige Zahlungsmuster oder die Zwischenschaltung von Briefkastenfirmen auf. Von den Non-Resident-Kunden wurden in der Untersuchung 6 200 mit besonders auffälligen Profilen näher beleuchtet. Sie verantworten den Großteil der verdächtigen Zahlungen.Von den 200 Mrd. Euro gingen je 23 % aus Estland und Russland sowie 12 % aus Lettland, 9 % aus Zypern und 4 % aus Großbritannien ein. 15 % der Gelder flossen weiter nach Estland, 14 % nach Lettland, 7 % nach China und 6 % in die Schweiz. Bei 250 Kunden konnten direkte Verbindungen zum russischen und zum aserbaidschanischen “Laundromat” hergestellt werden.Der Fall dürfte für die Bank scharfe Strafen nach sich ziehen. Im Mai wurde das Institut von der lokalen Aufsichtsbehörde angewiesen, einen zusätzlichen Kapitalpuffer für Reputations- und Rechtsrisiken im Umfang von 5 Mrd. Kronen (670 Mill. Euro) aufzubauen. Es wird erwartet, dass in absehbarer Zeit auch Verwaltungsratspräsident Ole Andersen zurücktreten wird.