Danske könnte Strafe von bis zu 7 Mrd. Euro drohen
fir Frankfurt – Der Danske Bank drohen wegen ihrer Verwicklung in Geldwäscheaktivitäten nach Einschätzung der Société Générale Strafen zwischen 1 Mrd. und 7,3 Mrd. Euro. Im günstigsten Fall könnten sich die Forderungen dänischer und US-amerikanischer Behörden auf geschätzt 1 bis 1,5 Mrd. Euro summieren, heißt es in einer Analyse der französischen Bank. Das entspräche 29 bis 43 % des Vorsteuergewinns, den die Danske Bank erzielt hatte, und würde ihr nicht gefährlich.Die dänische Aufsicht hat bereits eine mögliche Strafe von 630 Mill. Euro ins Spiel gebracht, weil Danske zwischen 2007 und 2015 über ihre estnische Niederlassung verdächtige Zahlungen von bis zu 235 Mrd. Dollar geschleust hatte. Der Skandal hat CEO Thomas F. Borgen zu Fall gebracht. Vorstandsmitglied Jesper Nielsen führt die Geschäfte interimistisch. Am Mittwoch wurde bekannt, dass der von der Bank vorgeschlagene Kandidat für den Chefposten, Jacob Aarup-Andersen, nicht das Wohlgefallen der Aufsicht fand, da sie ihn als zu unerfahren erachtet.Es bestehe berechtigte Hoffnung, dass es zu einer versöhnlichen Einigung von Danske mit den dänischen und den US-Behörden komme, schreibt Société Générale und beruft sich dabei auf aktuelle US-Strafen für HSBC und RBS wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte, in denen die Banken besser davonkamen, als Analysten erwartet hatten. Dass sich die US-Aufseher offenbar aus dem Fall der ING herauszuhalten gedenken, die im September wegen Verstößen gegen Anti-Geldwäsche- und Anti-Terrorfinanzierung-Bestimmungen zur Zahlung von 775 Mill. Euro verpflichtet wurde, werten die Franzosen als gutes Zeichen.Sollten die Forderungen am oberen Ende der Schätzungen liegen, könnte es für Danske jedoch eng werden: Im schlimmsten Szenario, in dem 7,3 Mrd. Euro fällig werden, würde die aktuelle harte Kernkapitalquote von 15,9 % um 625 Basispunkte schwinden. “Die Sichtweise, dass Geldwäsche ein beherrschbares Risiko darstellt, könnte sich im Fall der Danske Bank ändern”, heißt es in der Analyse. Allerdings handele es sich auch um einen Sonderfall, der alles übertreffe, was bei anderen Banken bislang zu beobachten war. Höhere Risikoaktiva möglichSeien operationelle Risiken in den vergangenen Jahren in den Hintergrund geraten, so könnte ihnen angesichts der Geldwäschefälle und der geplanten Einführung eines neuen Modells zur Berechnung operationeller Risiken eine höhere Bedeutung zukommen. Société Générale geht davon aus, dass die für die Kalkulation der Eigenkapitalanforderungen maßgeblichen Risikoaktiva (RWA) kräftig steigen könnten, weil dann operationelle Risiken, etwa Strafen für Fehlverhalten, zum Tragen kommen, die bislang bei der RWA-Berechnung nicht oder zumindest nicht so stark berücksichtigt wurden. Hintergrund ist die für den 1. Januar 2022 vorgesehene Einführung eines neuen, risikosensitiven standardisierten Ansatzes (SMA), der die drei bestehenden Methoden zur Berechnung des regulatorischen Eigenkapitalbedarfs für operationelle Risiken ersetzen soll. SMA geht auf einen Vorschlag des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht zurück und soll die Vergleichbarkeit zwischen Banken verbessern, die bislang angesichts der Möglichkeit, interne Modelle zur Risikomessung zu nutzen, so nicht gegeben ist. Für die Danske käme die Nutzung des SMA einer Erhöhung der Kernkapitalquote um 150 Basispunkte gleich, heißt es in der Studie.Unterdessen hat Standard & Poor’s (S&P) europäischen Banken und Staaten zwar Fortschritte in der Geldwäschebekämpfung zugutegehalten, hält es aber für unrealistisch, anzunehmen, dass sich Probleme und Skandale wie im Fall der Danske Bank oder der lettischen ABLV nicht wiederholen. Das Aussortieren risikobehafteter Korrespondenzbanken, die Stärkung von Anti-Geldwäsche-Prozessen und Compliance, verstärkter internationaler Informationsaustausch sowie mögliche Fortschritte durch die Nutzung neuer Methoden wie Künstliche Intelligenz sei zwar ermutigend, dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass zumindest kurz- bis mittelfristig keine wesentlichen Besserungen zu erwarten seien. Das liege schon allein daran, dass europäische Adressen eine Schlüsselrolle im globalen Finanzsystem spielten und entsprechend vielfältigen Gefahren ausgesetzt seien, schreibt S&P in einer Studie. Auch wenn Verfehlungen in der Geldwäschebekämpfung und Verstöße gegen Sanktionen in Europa kein systemisches Problem darstellten und derlei Probleme weltweit aufträten, so sind der Ratingagentur zufolge europäische Banken dahingehend überrepräsentiert. Geldwäsche sei eines der wesentlichen operationellen Risiken für Banken und könne sich auch auf Institute auswirken, denen keine Verfehlungen vorzuwerfen sind. Reputationsrisiko springt überSo hat S&P z. B. nach dem Bekanntwerden von Geldwäscheverstrickungen der maltesischen Pilatus Bank das Rating der Bank of Valletta gesenkt, die gar nicht Gegenstand von Geldwäscheermittlungen ist. S&P begründete das mit den operationellen und Reputationsrisiken für den Bankensektor insgesamt. “Selbst wenn potenzielle Schwächen von in Malta ansässigen, international ausgerichteten Finanzinstitutionen keine Bedrohung der Finanzstabilität darstellen, so könnte der Ruf des Rechtssystems Schaden nehmen.”Positiv vermerkt S&P, dass die Politik mittlerweile erkannt habe, dass die Geldwäschebekämpfung schlagkräftiger werden muss. Geschuldet sei das auch dem Umstand, dass die auf EU-Ebene erlassenen Gesetze von den Nationalstaaten nicht immer adäquat umgesetzt würden. Darüber hinaus lasse der Informationsaustausch und die Koordination zwischen den Staaten zu wünschen übrig. Verschärfend komme hinzu, dass die in nationaler Obhut liegende Verantwortung für die Geldwäschebekämpfung in manchen Staaten auf mehrere Behörden aufgeteilt sei.