Das Bargeld feiert sein Comeback
Bargeld feiert Comeback in der Schweiz
Eidgenossen haben wieder mehr Noten in der Brieftasche – Credit Suisse könnte Grund sein
Bargeld hat in der Schweizer Bevölkerung nach wie vor einen hohen Stellenwert. Was im Juni schon die von der Nationalbank alle drei Jahre durchgeführte Zahlungsmittelumfrage bestätigt hat, wird auch durch die halbjährliche Erhebung der Universität St. Gallen und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) bekräftigt: Mehr Personen denn je seit Lancierung des „Swiss Payment Monitor“ vor drei Jahren lehnen eine Abschaffung des Bargelds ab.
Erklärung steht aus
Der Anteil derer, die eine Abschaffung überhaupt nicht oder eher nicht gut finden, sei im Vergleich zur letzten Erhebung im November 2022 um beträchtliche 5,1 Prozentpunkte auf 67,1% gestiegen, heißt es in der Studie. Eine zwingende Erklärung dafür gibt es nicht.
Beobachtet wurde in den vergangenen sechs Monaten aber auch eine Zunahme der durchschnittlichen Bargeldhaltung im Portemonnaie der befragten Personen von 107 sfr auf 113 sfr. Die leichte Zunahme ist insofern signifikant, als dieser Wert seit Beginn der Erhebungen tendenziell gesunken war. Der HSG-Zahlungsmittelökonom und Studienautor Tobias Trütsch hält einen Zusammenhang mit der Credit-Suisse-Krise nicht für ausgeschlossen, obwohl sich ein solcher durch die vorliegenden Daten nicht belegen lasse.
Tatsache ist, dass viele Credit-Suisse-Kunden in den kritischen Wochen vor der UBS-Übernahme am 19. März große Summen von ihren Konten abgezogen haben. Die Annahme, dass ein Teil dieser Gelder in bar gehalten wird, erscheint zumindest plausibel.
Zu Hause hielten die Befragten im Mai mit 780 sfr im Durchschnitt zwar etwas weniger Bargeld als im November des vergangenen Jahres (831 sfr). Doch dieser letztere Wert war im Herbst 2022 sprunghaft hochgeschnellt, nachdem in jener Zeit das Risiko eines generellen Stromausfalls (Blackout) nicht zuletzt auch aufgrund einer Warnung der Schweizer Regierungsbehörde unvermittelt ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt war.
Der aktuelle Swiss Payment Monitor stellt auch fest, dass Debit- und Kreditkarten (ohne mobile Nutzung) mit Umsatzanteilen von 24,1% bzw. 22,4% die ersten zwei Plätze in der Rangliste der meistgenutzten Zahlungsmittel vertauscht haben. Während die Debitkarte aufgrund ihrer zunehmend breiter werdenden Einsatzfähigkeit auch im Onlinehandel auf dem Vormarsch ist, folgen die mobilen Bezahlmethoden (Smartphone, Pay-Watch o. Ä.) bereits mit 20,8% Umsatzanteil.
Twint dominiert
Auffallend ist die dominierende Position von Twint beim mobilen Bezahlen. Die Anwendung der Schweizer Banken und der Postfinance ist für fast zwei Drittel aller Transaktionen mit mobilen Geräten verantwortlich. Apple Pay kommt als zweitplatzierte Applikation gerade einmal auf einen Anteil von 16% und dies bei zuletzt sinkender Tendenz. So hart kämpfen gegen nationale Zahlungsanbieter müsse der amerikanische Technologieriese in Europa nur noch in Skandinavien, sagt Trütsch.