Das Büro verteidigt seinen Platz in der Arbeitswelt
tl Frankfurt
Das Homeoffice wird nach der Pandemie seinen Platz behalten. Vier von zehn Arbeitnehmern wollen zwischen der Arbeit im Büro und von zu Hause wählen können. Etwas mehr als ein Fünftel will zukünftig nur noch im Büro arbeiten, ergab eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Yougov bei rund 1000 Erwerbstätigen, die in einem Büro arbeiten. Die Ergebnisse liegen der Börsen-Zeitung vorab exklusiv vor. Auftraggeber ist der Projektentwickler Gieag Immobilien AG.
Eingeschränkte Nutzbarkeit
Allerdings können weniger als die Hälfte (43%) der im Büro Arbeitenden überhaupt das Homeoffice nutzen. Dabei gab es aber je nach Alter der Beschäftigten deutliche Unterschiede. Bei mehr als der Hälfte der unter 45-Jährigen gibt es diese Möglichkeit, bei den Älteren sinkt dieser Anteil auf unter 40%. Dies könnte auch, so Gieag-Vorstand Philipp Pferschy, daran liegen, dass Jüngere verstärkt bei jüngeren Unternehmen arbeiten, die neuen Arbeitsformen von Anfang an aufgeschlossener gegenüberstehen. Allerdings bräuchten die ganz Jungen das Büro, weil sie zu Hause nicht über ausreichend Fläche für dauerhaftes Arbeiten verfügen. Sechs von zehn mobil oder zu Hause Arbeitenden hatten diese Möglichkeiten vor der Pandemie nicht. Ein Fünftel der Büroangestellten arbeitet im Homeoffice ohne vertragliche Regelung. Zu Hause sind die technischen Voraussetzungen allerdings meist schlechter (47%), bei 42% aber immerhin zumindest gleich gut wie im Büro.
Gefragt wurde auch, was ein Büro zukünftig bieten muss, damit es für die Arbeitnehmer/-innen einen Mehrwert gegenüber dem Arbeiten von zu Hause bzw. dem mobilen Arbeiten hat. Ganz oben auf der Wunschliste steht eine bessere technische Ausstattung als zu Hause, gefolgt von kulinarischen Genüssen (siehe Grafik).
Für Gieag-Vorstand Pferschy zeigen die Ergebnisse der Befragung, dass das Büro weiterhin seinen Stellenwert hat und teilweise sogar noch ausbauen wird. Wie er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagte, erwartet er eine wachsende Nachfrage nach Kommunikations- und Eventflächen, auf denen Mitarbeiter zusammenarbeiten können. „Nutzer alter Flächen minderer Qualität werden eher ins Homeoffice gehen.“ Diese Flächen könnten dann umgenutzt bzw. komplett saniert werden.
Gerade bei Projekten, die noch mehrere Jahre laufen würden, müssten die Büroflächen „maximalst“ flexibel sein, den Hygieneanforderungen gerecht werden und auch nachhaltig sein. „Kann ich eine einzelne Flächen unterschiedlich bespielen? Ist sie nur als Büroarbeitsfläche oder auch für Forschung und Entwicklung nutzbar?“
Bestimmte Raumhöhen und Kabeleinzugsmöglichkeiten müssten von vorneherein vorhanden sein, forderte Pferschy. Es gehe dabei auch um die Automatisierung und Digitalisierung von Gebäuden zur Steuerung von Licht, Belüftung und Heizung. So sei es auch möglich, neu geformte Flächen ohne großen Aufwand abzurechnen. Dahinter stehe das Konzept der „shared offices“ und „flex(ible) offices“.