HALBJAHRESZAHLEN DER COMMERZBANK

Das Firmenkundengeschäft lahmt

Operatives Spartenergebnis bricht im Quartal um neun Zehntel ein - Commerzbank-Massengeschäft läuft

Das Firmenkundengeschäft lahmt

bn Frankfurt – Ein schwächelndes Corporate Banking hat der Commerzbank im zweiten Quartal einen Einbruch des operativen Ergebnisses beschert. Von März bis Juni trug das Segment Firmenkunden, eine von nur zwei Kernsparten des Konzerns, gerade einmal 22 Mill. Euro oder gut 7 % zum operativen Konzerngewinn von 298 Mill. Euro der Bank bei. Analysten hatten von der Sparte im Konsens 145 Mill. Euro erwartet. Weniger hat die Bank in dem Segment in einem Quartal nicht verdient, seitdem sie dieses im Herbst 2016 in seiner momentanen Struktur gebildet hat.Auf ING-Manager Roland Boekhout, der zum Jahreswechsel Michael Reuther als Firmenkundenvorstand ablösen wird, kommt Arbeit zu. Die Erträge der einstigen Paradesparte, die schon im vergangenen Jahr mit Problemen konfrontiert war, fielen im zweiten Quartal binnen Jahresfrist um knapp 14 % auf 776 Mill. Euro. Das Betriebsergebnis beträgt nur noch ein Zehntel des Vorjahreswerts, auch weil das Risikoergebnis von 35 Mill. auf 127 Mill. in die Höhe kletterte. Konzernweit lag das Risikoergebnis mit 178 Mill. Euro zugleich so hoch wie seit dem Schlussquartal 2017 nicht mehr.In einer Telefonkonferenz mit Journalisten bemühte sich Finanzvorstand Stephan Engels am Mittwoch, dem Eindruck entgegenzuwirken, die Belastungen der Firmenkundensparte zeugten von konjunkturellen Schleifspuren auf breiter Front. Vielmehr handele es sich um “weniger als eine Handvoll” Fälle, die jeweils auf verschiedene Ursachen wie Währungseffekte oder juristische Auseinandersetzungen zurückgingen und weder einen regionalen noch einen Branchenschwerpunkt erkennen ließen. In einer Mitteilung der Bank ist von “Einzelfällen” die Rede. Den Ertragsrückgang führt das Institut darin auch auf “ein niedrigeres Ergebnis aus Absicherungsgeschäften und Portfoliomanagement sowie fehlende Ergebnisbeiträge aus Altportfolios” zurück. “Profitabilisierung ist für das Segment sicherlich das Thema für die nächsten Quartale”, erklärte Engels.Für Herbst hat das Management eine Aktualisierung der Konzernstrategie angekündigt. Angaben aus der Bank zufolge dürfte es Ende September oder im Oktober so weit sein. Für ein Kontrastprogramm sorgt das Privatkundengeschäft, das sein operatives Ergebnis dank steigender Erträge, eines rückläufigen Risikoergebnisses sowie sinkender Kosten binnen Jahresfrist von 174 Mill. auf 239 Mill. hochgedreht hat. Die Konsensprognose hatte 212 Mill. Euro erwarten lassen. Im zweiten Quartal hat die Gesellschaft im Massengeschäft netto 118 000 neue Kunden gewonnen, seit Jahresbeginn sind es 232 000. In den ersten sechs Monaten 2018 hatte sich der Nettokundenzuwachs noch auf 145 000 verlangsamt, was die Bank auch damit begründet hatte, dass sie “mit Blick auf die Kunden-Rentabilität den aktuellen Preiswettbewerb um neue Privatkunden nicht um jeden Preis annimmt”. In der Bank gilt der Kundenzuwachs als mit Hilfe entsprechender Marketing-Ausgaben recht exakt steuerbar. Seit Ende 2016 hat sie 1,3 Millionen neue Kunden geworben, bis Ende 2020 sollen es 2 Millionen sein.Dabei bildet das Kreditbuch, das im zweiten Quartal binnen Jahresfrist um 5 Mrd. auf 101 Mrd. Euro zugelegt hat, “eine gute Basis für ein weiter steigendes Zinsergebnis”, wie die Bank mitteilt, die ihren Zinsüberschuss im zweiten Quartal ungeachtet negativer Einlagenzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) dank Kreditwachstums und niedrigerer Refinanzierungskosten ausgeweitet hat. Engels, der noch im Mai konkret vorgerechnet hatte, wie sehr steigende Zinsen den Zinsüberschuss treiben würden, wies am Mittwoch auf Nachfrage gleichwohl darauf hin, dass diese Mechanik im Fall einer neuerlichen Leitzinssenkung auch in die andere Richtung gilt: “10 Basispunkte Cut in der Rate würden etwa 50 Mill. Ergebnis auf Konzernebene bedeuten im ersten Jahr.”Konzernweit ist das operative Ergebnis der Bank im zweiten Quartal um 33 Mill. Euro niedriger ausgefallen als von den Marktauguren prognostiziert und um 103 Mill. niedriger als vor Jahresfrist. Einem im Vorjahresvergleich um rund vier Fünftel tieferen Steueraufwand hat die Bank es zu verdanken, dass der Überschuss mit 271 Mill. Euro die Konsenserwartung von 217 Mill. letztlich deutlich übertrifft und nur um 1 Mill. Euro unter dem Vorjahreswert liegt.