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Das Geschäft der europäischen Fondsanbieter wird immer internationaler

Die europäischen Fondsgesellschaften vertreiben ihre Produkte immer stärker im Ausland, auch jenseits der EU-Grenzen. Das milderte im vergangenen Jahr die milliardenschweren Abflüsse ab. Auch der deutsche Privatanleger besserte die ansonsten desaströse Bilanz 2022 aus.

Das Geschäft der europäischen Fondsanbieter wird immer internationaler

Das Geschäft der europäischen Fondsanbieter wird immer internationaler

Efama-Faktenbuch: Auslandsgeschäft bremst 2022 die Nettomittelabflüsse ab – Deutsche Privatkunden eine große Stütze

sto Frankfurt

Das Geschäft der europäischen Fondsgesellschaften wird immer internationaler. Dies erklärte Thomas Tilley, Leitender Ökonom beim europäischen Fondsverband Efama aus Brüssel, bei einem virtuellen Pressegespräch. Anlass war die am Dienstag erfolgte Veröffentlichung des aktuellen Faktenbuchs des Verbands, das jedes Jahr die grundlegenden Entwicklungen der Anbieter mittels reichlich Statistikmaterial aufbereitet.

Der Anteil des verwalteten Vermögens mit sogenannten grenzüberschreitenden Fonds, die in einem anderen Land als im Heimatland des jeweiligen Fondsanbieters nachgefragt werden, wächst stetig. Mittlerweile erreichen diese Fonds einen Anteil von 54%, wobei sich das internationale Interesse annähernd hälftig auf EU-Länder (28%) und Nicht-EU-Länder (26%) verteilt. Außerhalb der EU seien europäische Fonds insbesondere in Asien und Südamerika gefragt, sagt Tilley.

Das ausländische Interesse an Investmentfonds wirkte im vergangenen Jahr stabilisierend auf den Fondsabsatz, der nach Rekordzuflüssen in den Vorjahren durch Zinswende, Ukraine-Krieg und Börsenturbulenzen ins negative Terrain gedreht war. Während die heimische Nachfrage sich auf minus 123 Mrd. Euro belief, lag das Interesse in Nicht-EU-Ländern bei plus 48 Mrd. Euro.

Der Trend zu immer größeren Fonds bekam 2022 dagegen keinen weiteren Schub. Der Anteil von Fonds an verwalteten Vermögen mit einem Volumen von mindestens 1 Mrd. Euro ging auf 66 (i.V. 70)% zurück. Darunter blieb der Anteil von Dickschiffen jenseits von 10 Mrd. Euro mit 18% stabil, während Produkte von 1 Mrd. bis 10 Mrd. Euro um vier Prozentpunkte auf 48% zurückfielen. Zugleich legten die Investmentprodukte zwischen 100 Mill. und 1 Mrd. Euro von 26 auf 29% zu. Ungebrochen zeigte sich der Boom der Indexfonds und ETFs. Ihr Anteil kletterte um einen Prozentpunkt auf 20%.

Deutschland an der Spitze

Der deutsche Privatanleger erwies sich im zurückliegenden Jahr den Efama-Daten zufolge als große Stütze im europäischen Fondsgeschäft . Deutschland sorgte an der Spitze für Nettomittelzuflüsse von 88 Mrd. Euro, davon seien 55 Mrd. Euro auf Privatanleger zurückzuführen, führte Tilley aus.

Demgegenüber sorgten allen voran die Niederlande, und hier insbesondere die Gruppe der Pensionsfonds (zum Teil auch dänische Pensionsfonds), für hohe Abflüsse im alternativen Fondsgeschäft (AIFs) von insgesamt 105 Mrd. Euro netto. Bei den überwiegend für Privatkunden gedachten Ucits-Fonds hatten sich die Abflüsse auf 167 Mrd. Euro belaufen.

Rückzug der Pensionsfonds

Angesichts des Rückzugs niederländischer und dänischer Pensionsfonds fiel der Anteil der größten Investorengruppe in europäischen Fonds, Versicherer und Pensionsfonds, binnen eines Jahres um zwei Prozentpunkte auf 33,7% zurück beziehungsweise das für sie verwaltete Volumen von 4,9 auf 4,2 Bill. Euro von insgesamt 12,5 Bill. Euro. Der Anteil der Privatkunden blieb mit 25,6% stabil, wobei sich das absolute Volumen von 3,5 auf 3,2 Mrd. Euro reduzierte.

Dieser Rückgang ist allerdings auf die Börsenabwertung zurückzuführen, kauften doch die Privatkunden als einzige der großen Fondsinvestoren im vergangenen Jahr netto für 88 Mrd. Euro Fonds zu. Bei allen anderen großen Gruppen standen in der Statistik für das vergangene Jahr Minuszahlen.

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