"Das hätte nicht rauskommen sollen"

Kukies beruhigt bei Commerzbank-Beratungsmandat

"Das hätte nicht rauskommen sollen"

tl Frankfurt – Die Deutsche Finanzagentur hat kürzlich ein Mandat zur “Beratung bzg. Commerzbankbeteiligung” ausgeschrieben (vgl. BZ vom 9. August). “Das hätte eigentlich nicht rauskommen sollen”, sagte Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, bei einem Vortrag vor der Bezirksgruppe Rhein-Main des Bundesverbandes Deutscher Volks- und Betriebswirte in Bad Homburg. Die Börsen-Zeitung habe da gut recherchiert. Kukies betonte, das Ministerium sei nicht beratungsresistent, sondern ergebnisoffen. Es gebe aber keinen Grund, über die Ausschreibung des Mandats “aufgeregt zu sein”. “Fast jeder Eigentümer, der rund 15 % an einem großen Konzern hält, lässt sich in irgendeiner Form beraten über die Frage der Strategie.” Weitere Fragen zu dem Mandat wollte Kukies mit Hinweis auf seine Verschwiegenheitspflicht nicht beantworten.Zum Thema Bankenkonsolidierung in Deutschland betonte der Staatssekretär, dass “nichts falscher sein könnte”, als dass das Bundesfinanzministerium Deutsche Bank und Commerzbank zu einer Fusion gedrängt haben soll. “Wir haben nie Druck ausgeübt auf Banken und werden das auch nie tun.” Das Ministerium sei “felsenfest” davon überzeugt, dass Entscheidungen über Fusionen betriebswirtschaftlich Sinn machen müssten. “Betriebswirtschaftliche Entscheidungen müssen von Unternehmensvorständen und Aktionären gemacht werden.” Die Vorstandschefs beider Banken hätten auf den Hauptversammlungen vor ihren Aktionären sehr klar gemacht, so Kukies weiter, dass es keinen Druck aus Berlin zur Konsolidierung innerhalb Deutschlands gegeben habe. Er verwies auf das Aktienrecht, nach dem Aussagen vor einer Hauptversammlung ein besonderes Gewicht hätten. Konsolidierung gab es…Es habe aber durchaus Konsolidierungen in Deutschland gegeben – im genossenschaftlichen Sektor bei Spitzen- und Primärinstituten und im öffentlich-rechtlichen Sektor bei den Primärinstituten. Banken könnten Geld verdienen, wie Volks- und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen zeigten. Auch Privatisierungen seien möglich, wie das Beispiel HSH Nordbank zeige.Ab einer gewissen Größenordnung müsse eine Bank europäisch denken, findet Kukies. “Das haben Banken anderer europäischer Länder intensiver gemacht (als deutsche).” So seien Banken aus Spanien, Frankreich, den Niederlanden und Italien hierzulande viel aktiver als deutsche Banken in anderen EU-Ländern. …aber nur in RandbereichenAndreas Schreiber, als Partner der Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft für die europäische M&A-Beratung zuständig, stellte fest, dass eine Konsolidierung bei den Banken allenfalls in Randbereichen und Nischenmärkten stattgefunden hat, nicht bei großen inländischen und europäischen Banken. Für eine Modellberechnung hat Ernst & Young die größten 36 europäischen Banken ausgewählt. Ihre durchschnittliche Eigenkapitalrendite liege bei 7 %, ihre Eigenkapitalkosten dagegen bei 10,5 %. Auch nach Umsetzung interner Effizienzsteigerungsmaßnahmen, um Provisionseinnahmen zu steigern und Kosten zu reduzieren, steige die Eigenkapitalrendite nur auf 8,3 %. Nur durch die Realisierung von Synergieeffekten nach Fusionen ließen sich zumindest bei Banken mit inländischem und europäischem Geschäft mehr als die Kapitalkosten verdienen, stellt Schreiber fest (siehe Grafik).Schreiber warnte aber davor, diese Modellbetrachtung überzubewerten. Die Praxis sehe oftmals anders aus. Aber: “Die Analyse von Konsolidierungsoptionen muss eine Managementaufgabe sein.” Wenn man sich gegen eine Fusion entscheide, müsse die Frage beantwortet werden: Was sind Opportunitätskosten einer nicht eingegangenen Fusion? Die Kosten müssten dann umso stärker reduziert und die Erträge umso mehr gesteigert werden, um dies auszugleichen. “Ein Sektor, der es nicht schafft, sich aus sich selbst heraus zu restrukturieren, wird irgendwann die Kontrolle verlieren.” Dann würden es andere machen, also die Anteilseigner, insbesondere aktivistische Aktionäre.