DIE DEUTSCHE BANK VOR DEM FÜHRUNGSWECHSEL

Das Investment Banking rettet Josef Ackermanns Schlussquartal

Abwärtstrend gestoppt - Konzerngewinn unter Erwartung - Einbrüche bei Privatkunden und Vermögensverwaltung - Actavis und Rechtsstreitigkeiten belasten

Das Investment Banking rettet Josef Ackermanns Schlussquartal

sto Frankfurt – Die Deutsche Bank ist im ersten Quartal 2012 dank des wieder florierenden Investment Banking in die Gewinnzone zurückgekehrt. Wie die Bank mitteilte, belief sich der Gewinn vor Steuern für diesen Zeitraum auf 1,9 Mrd. Euro, nachdem im Schlussquartal 2011 noch ein Minus von 351 Mill. Euro angefallen war. Gegenüber dem starken Vorjahresquartal war dies jedoch ein Minus von 38 %. Heftige Einbrüche im klassischen Bankgeschäft, bei den Privatkunden und der Vermögensverwaltung trübten das Bild. Zudem belasteten Abschreibungen auf das Kreditengagement beim Pharmakonzern Actavis und erneute Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten. Die Aktie geriet am Donnerstag schwer unter die Räder.Damit fällt die Bilanz des letzten Quartals, das der scheidende Vorstandschef Josef Ackermann vollständig verantwortet, gemischt aus. Er übergibt nach der Hauptversammlung Ende Mai das Zepter an Investmentbankchef Anshu Jain und den bisherigen Deutschland-Chef Jürgen Fitschen. Obwohl die Bank im ersten Vierteljahr den Abwärtstrend stoppen konnte, zeigten sich Analysten und Börsianer vom Zwischenbericht enttäuscht. Denn das Ergebnis fiel schlechter aus als erwartet. Analysten hatten mit einem höheren Gewinn von 2,4 Mrd. Euro gerechnet – allerdings ohne Sonderposten. Das Deutsche-Bank-Papier brach zeitweise um 6 % ein und war am Ende mit einem Minus von 2,75 % bei 33,20 Euro größter Verlierer im Dax.Ackermann dagegen zeigte sich zufrieden: “Vor dem Hintergrund anhaltender Zurückhaltung auf den globalen Finanzmärkten haben wir solide Ergebnisse erzielt.” Die Krise sei noch nicht ausgestanden, warnte er. Dies zeige der wieder verringerte Risikoappetit der Anleger im April. Eine Prognose für das laufende Jahr gab er nicht. Traditionell starkWie die großen Wettbewerber in den USA und der Schweiz profitierte der Bankkonzern im Auftaktquartal von einer Erholung im Investment Banking. Dieses Geschäftsfeld hatte dem Geldhaus Ende 2011 noch einen Verlust eingebrockt, als die Stimmung im vierten Quartal an den internationalen Märkten auf dem Tiefpunkt war. Seit Jahresbeginn befinden sich die Kapitalmärkte wieder auf Erholungskurs, und für die Banken laufen die Geschäfte mit Aktien und Anleihen wieder. Traditionell ist das erste Vierteljahr im Investment Banking, wenn sich viele Staaten und Unternehmen finanzieren, ohnehin das stärkste im Jahr.Das von Jain geführte Geschäftsfeld lieferte in den ersten drei Monaten mit 1,7 (i. V. 2,3) Mrd. Euro den Großteil der Gewinne ab. Die Erträge im Handel lagen mit 4,1 Mrd. Euro zwar um 11 % unter dem Vorjahreszeitraum, aber um 160 % über dem Schlussquartal 2011. Erstmals sei das Institut auf Platz 3 im Emissionsgeschäft weltweit aufgestiegen, wurde im Zwischenbericht hervorgehoben. Hier zeigte sich aber erneut, dass die Aufräumarbeiten im Nachgang der Finanzkrise weitergehen. Das Institut bildete eine weitere Rückstellung für Rechtsstreitigkeiten in Höhe von 213 Mill. Euro. In den USA sieht sich die Deutsche Bank mit mehreren Klagen und Vorwürfen im Zusammenhang mit US-Ramschhypotheken konfrontiert. Auch gibt es hierzulande Prozesse im Zusammenhang mit der Kirch-Pleite. 2011 hatte das Institut Rückstellungen von 655 Mill. Euro für Gerichtsverfahren gebildet und zugleich seine risikogewichteten Aktiva um 14 Mrd. Euro hochgefahren.”Bei der Bewältigung von Rechtsstreitigkeiten und beim Abbau von Risiken in unserer Bilanz machen wir weiter gute Fortschritte”, zeigte sich Ackermann zufrieden. Die risikogewichteten Aktiva verringerten sich im ersten Quartal auf 368 von 381 Mrd. Euro Ende 2011. Die Leverage Ratio (Verhältnis zwischen Bilanzsumme und Eigenkapital) blieb nach Definition der Bank bei 21.Neben den Rechtshändeln gab es noch weitere Sonderbelastungen zu Jahresbeginn. Abschreibungen auf das Kreditengagement beim Schweizer Pharmakonzern Actavis schlugen mit 257 Mill. Euro ins Kontor. Die Bank ist Hauptgläubiger der Gesellschaft, die nun an den US-Generikahersteller Watson Pharmaceuticals verkauft wird. Actavis hatte die Bank 2011 bereits mit 457 Mill. Euro belastet. Die Actavis-Übernahme soll im vierten Quartal vollzogen werden und entlastet das Eigenkapital der Deutschen Bank dann um 290 Mill. Euro. Dies wird die Kernkapitalquote um 6 Basispunkte verbessern. Die Tier-1-Quote verbesserte sich seit Ende 2011 von 9,5 auf zuletzt 10 %. Eine weitere Sonderbelastung in Höhe von 167 Mill. Euro ergab sich aus bilanztechnischen Gründen wegen Dollar-Euro-Swapgeschäften. Hier müssen Wertabschläge sofort verbucht werden, über die Laufzeit der Papiere wird dies nach Angaben der Bank aber wieder buchhalterisch ausgeglichen.Deftig abwärts ging es in der Vermögensverwaltung. Im Geschäftsfeld Asset and Wealth Management brach der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel auf 142 Mill. Euro ein. Grund waren massive Mittelabflüsse im Asset Management, wo weite Teile zum Verkauf stehen (siehe Bericht auf dieser Seite). Aus Verunsicherung zogen Kunden Gelder ab. Die Nettoabflüsse von 10 Mrd. Euro seien aber vornehmlich auf einen großen Klienten in Europa zurückzuführen, erklärte die Bank. Zusätzlich wurde das verwaltete Vermögen von Wechselkursschwankungen belastet, während die Erholung an den übrigen Märkten für positive Effekte sorgte. Insgesamt gingen die Invested Assets im Vergleich zu Ende 2011 um 2 Mrd. auf 542 Mrd. Euro zurück. Dagegen stieg das verwaltete Vermögen in der Vermögensverwaltung für reiche Kunden (Private Wealth Management) um 9 Mrd. auf 278 Mrd. Euro. Auch hier hielten sich aber die Kunden mit Investments zurück, und der Umbau von Sal. Oppenheim bremste weiter. Risikoabbau bei PostbankIm Privatkundengeschäft stürzte der Gewinn binnen Jahresfrist um 48 % auf 413 Mill. Euro ab. Dies erklärte das Geldhaus mit dem Risikoabbau der Postbank und einer dortigen erneuten Abschreibung auf Griechenland-Anleihen von 34 Mill. Euro sowie einer gedämpften Anlagebereitschaft der Kunden. Das Global Transaction Banking erzielte mit 340 Mill. Euro dagegen ein Rekordergebnis für ein erstes Quartal, wie es hieß, und lag um 24 % höher.