"Das ist keine Finanzkrise"

Citigroup hält das US-Universalbankmodell in der derzeitigen Situation für den Gewinner

"Das ist keine Finanzkrise"

Michael Corbat, der CEO der Citigroup, ist sich sicher: “Das ist keine Finanzkrise. Das ist eine Gesundheitskrise mit erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen.” Aus Sicht von Manolo Falco, Global Co-Head of Banking, Capital Markets & Advisory, gibt es einen Gewinner: das US-Universalbankmodell. hip London – Der CEO der Citigroup hat eine klare Meinung zur Coronavirus-Pandemie. “Das ist keine Finanzkrise”, sagte Michael Corbat auf einer virtuellen Presseveranstaltung der US-Großbank. “Das ist eine Gesundheitskrise mit erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen.” Die meisten Teile der Welt befänden sich nun “hoffentlich” am Ende der ersten Phase, die er mit “Eindämmung” des Virus beschreibt. Dem sollte nach einer “Stabilisierung” die “Normalisierung” folgen. Realistisch betrachtet bekomme man das nicht hin, solange es kein Testsystem und keinen Impfstoff gebe. Und erst danach folge die “Rückkehr zum Wachstum”.Einen Gewinner gibt es aber schon, zumindest wenn es nach Manolo Falco, Global Co-Head of Banking, Capital Markets & Advisory, geht: das von der Citigroup verfolgte Geschäftsmodell. Als die Krise einsetzte, hätten die Kunden nach Lösungen verlangt. “Das Universalbankmodell ist dabei ein Gewinner, das US-Universalbankmodell noch viel mehr”, sagte Falco. Monoline-Finanzdienstleister verfügten nicht über ausreichend Kapital. Regionalbanken hätten Probleme mit Marktanteilsverschiebungen. Boutiquen fingen damit an, harte Personalentscheidungen zu fällen. Man solle ihn aber nicht verstehen, sagte Manolo: “Europäische Banken werden in Europa stark sein.” Was ihnen zu schaffen mache, sei die Aufrechterhaltung ihrer globalen Präsenz.”Wir sind alle im gleichen Sturm, doch gibt es viele verschiedene Boote”, zitierte Corbat eine Lebensweisheit seiner Frau. Rückkehr des Nationalen”Die Welt, in der wir uns befinden, ist global, und ich glaube nicht, dass wir diesen Geist ist die Flasche zurückbefördern können”, sagte Corbat. Doch: “Eine der Folgen von Covid-19 ist, wenn man es so sagen will, das Wiedererscheinen des Nationalstaats”, sagte David Livingstone, der das Geschäft der Bank in Europa, Afrika und Nahost (EMEA) führt. Die Krise bringe alte Probleme wie den Brexit wieder auf den Tisch. “Vor Covid war das ein großes Thema”, sagte Livingstone. “Durch Covid-19 wird es verstärkt.”Während der Krise sei das Liquiditätsmanagement sehr effektiv gewesen. Geschwindigkeit habe dabei eine entscheidende Rolle gespielt. Post-Covid werde das zu erwartende Niedrigzinsumfeld nicht dazu beitragen, die Kreditvergabebereitschaft der Banken zu erhöhen. In der EU sei es aber immer noch viel schwerer, Kapital aufzunehmen. Für Emittenten zähle, dass sie Zugang zu Liquidität über die gesamte Bandbreite der Möglichkeiten und entlang der Zinskurve bekommen können. Es gebe weltweit enorme Liquidität, die nach Rendite suche.Bislang hat die Citigroup noch keinen Termin genannt, bis zu dem ihre Beschäftigten wieder in ihre Büros zurückkehren sollen. “Es ist unser Ziel, alle zurückzuholen”, sagte Corbat. “Das ist keine Frage des Datums, sondern eine Frage der Daten” – der Daten zur Pandemie: Neuinfektionen usw. Man habe den Mitarbeitern eine sichere Arbeitsumgebung und “keine Überraschungen” versprochen. Noch sei man mit der Produktivität des Arbeitens von Zuhause zufrieden. Man könne aber nicht den Schluss daraus ziehen, dass so die Zukunft aussehe. Bislang habe man sein Gewerbe gelernt, indem man mit anderen zusammen war. Und um Beziehungen zu erhalten, bedürfe es echter menschlicher Interaktion.Damit stieß er ins gleiche Horn wie Paco Ybarra, der Chef der Institutional Clients Group, die Handelsräume in rund 80 Märkten unterhält. Er fürchtet, dass eine Umstellung auf Remote-Betrieb “wesentliche Kosten” zur Folge hätte. Es gebe Teile der Arbeit, die informell seien, Ergebnis ungezwungener Begegnungen, Dinge, die man dadurch lerne, dass man sie sehe. Auch der Aufbau von Vertrauen sei ohne direkten Kontakt nur “sehr schwer zu replizieren”.Jedoch seien alle Banken in der gleichen Situation. “Wir werden niemanden zwingen, ins Büro zurückzukommen”, sagte Ybarra. Allerdings wolle man irgendwann eine “kritische Masse” im Büro erreichen. Dem stünden Kontaktbeschränkungen im Weg, wenn es etwa um die Nutzung von Fahrstühlen gehe. Bis es einen Impfstoff gebe, könnten wohl maximal 30 bis 40 % in die Gebäude der Bank zurückkehren. Wenn der Virus einmal unter Kontrolle sei, werde offenkundig sein, dass die Rückkehr in die Büros für alle das Beste sei, sagte Ybarra.