US-BANKEN

Das Juwel fällt aus der Krone

Wenn es um das Wehklagen über niedrige Zinsen und die Auswirkungen auf die Erträge im Kreditgeschäft geht, stehen US-Banken den Konkurrenten in Europa im Allgemeinen in nichts nach. Die US-Institute haben die Jahre mit Zinsen nahe null allerdings...

Das Juwel fällt aus der Krone

Wenn es um das Wehklagen über niedrige Zinsen und die Auswirkungen auf die Erträge im Kreditgeschäft geht, stehen US-Banken den Konkurrenten in Europa im Allgemeinen in nichts nach. Die US-Institute haben die Jahre mit Zinsen nahe null allerdings auch dafür genutzt, bestehende und neue Kunden dafür zu gewinnen, mehr Geld auf zinslosen Konten zu parken.Vielen Verbrauchern ist die Lust auf Zinsvergleiche im infinitesimalen Bereich ohnehin längst vergangen. Firmenkunden haben sich ebenfalls verstärkt für Sichtguthaben ohne Zins entschieden, weil die Gelder auf diesen Konten ohne Obergrenze durch den Einlagensicherungsfonds FDIC versichert sind und außerdem Gutschriften zur Verrechnung gegen den Bezug anderer Bankleistungen abwerfen, die den Treasurern mehr als die mickrigen Zinsen auf Tagesgeldkonten oder andere Produkte versprachen.Mehr als 3 Bill. Dollar haben US-Verbraucher und Unternehmern mittlerweile ohne Zinsen bei den heimischen Banken geparkt. Analysten sprechen von einem “Kronjuwel” in der Bilanz der US-Banken, weil diese Einlagen eine unschlagbar günstige Finanzierungsquelle für das Kreditgeschäft darstellen, eine willkommene Entlastung für die Zinsmarge der Banken bringen und in den meisten Fällen zur primären Bankverbindung des Kunden gehören. Die zinslosen Einlagen sind für die Banken also nicht nur günstig, sondern auch vergleichsweise stabil.Nach acht Zinsschritten der US-Notenbank seit Dezember 2015 beginnt das Kronjuwel in seiner Fassung zu wackeln. Bis Ende Juni ist das Volumen der zinslosen Einlagen bei US-Banken in den vorherigen zwölf Monaten zum ersten Mal seit zehn Jahren gesunken. Allein im dritten Quartal haben J.P. Morgan, Bank of America, Wells Fargo und Citi 5 % dieser Kunden-Assets verloren, wobei die meisten Gelder innerhalb der Banken auf zinstragende Konten oder andere Anlageformen umgeschichtet wurden. Bei Bank of America etwa sind die zinslosen Einlagen von Unternehmen um 11 % gesunken, während ihre zinstragenden Einlagen 49 % zugelegt haben.Die Zinsmarge der US-Institute dürfte dennoch erneut unter Druck geraten, da nach den Kreditkunden jetzt auch die Einlagenkunden den Zins wieder für sich entdecken. Das gilt wohl vor allem für Regionalbanken wie BB & T oder Citizens Financial, die in den zwölf Monaten per Ende Juni zuletzt als Einzige unter den US-Banken in der Lage waren, die zinslosen Einlagen noch einmal zu steigern.