Im InterviewGreg Hertrich, Nomura

„Das nächste Jahr wird für den gesamten Kreditmarkt sehr wichtig“

Laut Nomura-Stratege Greg Hertrich dürften künftig mehr Kredite abseits klassischer Fremdfinanzierungen begeben werden. Nun sei Washington allerdings auch gefordert, den Private-Credit-Sektor sinnvoll zu regulieren.

„Das nächste Jahr wird für den gesamten Kreditmarkt sehr wichtig“

Im Interview: Greg Hertrich

„Sehr wichtiges Jahr für den Kreditmarkt“

Nomura-Stratege erwartet mehr Finanzierungen außerhalb traditioneller Kanäle

Laut Nomura-Stratege Greg Hertrich dürften künftig mehr Kredite abseits klassischer Fremdfinanzierungen begeben werden. Nun sei Washington allerdings auch gefordert, den Private-Credit-Sektor sinnvoll zu regulieren.

Herr Hertrich, Ratingagenturen warnen vor einem zunehmenden Wettbewerb um Buy-out-Mandate. Wie stark dürfte dieser Konkurrenzkampf zwischen Banken und Private-Credit-Anbietern die Kreditqualität tatsächlich belasten?

Künftig dürfte jedenfalls ein größerer Anteil der Kredite außerhalb der traditionellen Kanäle begeben werden. Dazu, dass sich dieser Trend fortsetzt, dürften auch die härteren Kapitalvorgaben für Banken durch die Einführung von Basel III in den USA beitragen. Ich denke, die Ratingagenturen liegen insofern richtig. Und diese Entwicklung geht natürlich auch an den Hochzinsschuldnern nicht spurlos vorbei. Zugleich ist auch innerhalb des Bankensystems mehr Kapital für Private-Credit-Transaktionen vorgemerkt.

Inwieweit dürfte dieses vorgemerkte Kapital in Private-Credit-Kooperationen mit Assetmanagern fließen, wie sie Wells Fargo gerade geschlossen hat?

Das ist die nächste Phase in der Evolution dieses Markts. Denn beide Seiten sehen darin Vorteile. Die Banken erhoffen sich, schneller im Marktsegment Fuß zu fassen und die hohe Nachfrage nach solchen Finanzierungen zu bedienen. Währenddessen wollen sich die Alternatives-Anbieter ein größeres Publikum erschließen. Welche dieser Partnerschaften aber wirklich funktionieren, müssen Marktteilnehmer sorgsam beobachten.

Wird diese Entwicklung nicht die Regulatoren auf den Plan rufen? Intermediäre ohne Einlagengeschäft stehen in den USA schließlich unter weniger strenger Kontrolle als Banken.

Das dürfte nach der US-Präsidentschaftswahl 2024 stärker in den Fokus rücken. Die US-Regulierungsbehörden schließen die Kreditvergabe durch Intermediäre ohne Einlagengeschäft schon in ihre Risikokalkulationen ein. Sie ignorieren diesen Teil des Finanz-Ökosystems also nicht. Aber es geht jetzt darum, klarere Definitionen für Institutionen zu entwickeln, die stärker zu regulieren sind. Die Anbieter im Private-Credit-Markt weichen hinsichtlich ihrer Größe schließlich stark voneinander ab. Es braucht Mechanismen, die diese Unterschiede erfassen.

Bis zur Präsidentschaftswahl dauert es allerdings noch ein Jahr. Wie groß ist die Gefahr, dass eine verschlechterte Kreditqualität bis dahin auf andere Assetklassen ausstrahlt?

Bisher liegt der Fokus auf Banken, und in deren Bilanzen zeigt sich bisher nicht wirklich ein Abschwung der Kreditqualität. Bei Intermediären ohne Einlagengeschäft sind Risiken indes etwas schwieriger einzuschätzen. Das soll nicht heißen, dass Teilnehmer in anderen Assetklassen automatisch negative Überraschungen durch Ereignisse am Private-Credit-Markt drohen. Doch es gilt, das Wachstum des Segments weiter genau zu beobachten. Denn zugleich stehen auch die Banken vor steigenden Herausforderungen durch die Einführung härterer Kapitalvorgaben. Das nächste Jahr wird für den gesamten Kreditmarkt also sehr wichtig.

Das Interview führte Alex Wehnert.

Das Interview führte Alex Wehnert.