Das Personalkarussell dreht sich weiter
Von Bernd Neubacher, FrankfurtDas Personalkarussell in der Vorstandsetage der Deutschen Bank wird auch nach dem Abschied von Co-Chef Anshu Jain so bald nicht stillstehen. Dies dürfte klar sein, seitdem die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in einer Beurteilung der Vorgänge im Zinsskandal eine schwere Breitseite gegen diverse Spitzenmanager abfeuerte und vor allem seitdem der neue starke Mann John Cryan gleich zum Amtsantritt eine umfangreiche Mängelliste präsentierte. Darin rügte er “ineffektive Prozesse” und “oftmals nicht zielführende Investitionen”, um nur einige zu nennen.Die Frage ist nur: Wie radikal wird Cryan vorgehen? Berichten vom Donnerstag zufolge erwägt der Co-Chef die Abschaffung des 19 Köpfe starken Global Executive Committee (GEC), einer Art erweiterten Vorstands unterhalb des Vorstands, dessen acht Mitglieder freilich allesamt auch im GEC sitzen. Noch sind dies Gedankenspiele.Ein solcher Schritt entspräche Cryans Postulat, dem Überhandnehmen von Ausschüssen und Komitees entgegenzuwirken. Im Bemühen, sich von durch den Zinsskandal beschädigten Managern zu trennen, hülfe ihm dies indes kaum weiter. Denn im erweiterten Vorstand sitzen allesamt unbelastete Personen, mit Ausnahme von Michele Faissola, Head of Deutsche Asset & Wealth Management, sowie Chefsyndikus Richard Walker, der, wie jüngst bekannt wurde, zum Jahresende ohnehin geht, wenn er 65 Jahre alt geworden ist. Rechtsvorstand Stephan Leithner, Chief Operating Officer Henry Ritchotte, Risikovorstand Stuart Lewis und Transaktionsbank-Vorstand Stefan Krause, von der BaFin ebenfalls ins Visier genommen, sitzen freilich im obersten Führungsgremium. Damit bleiben dort nur mehr vier Manager, deren Ruf der Zinsskandal nicht direkt geschadet hat – einschließlich Co-Chef Jürgen Fitschen, der im Mai 2016 gehen wird, sowie Cryan selbst. Leithner, Ritchotte, Lewis und Krause drohen denn auch ihre Posten zu verlieren. Für Krause könnte aus dem GEC mit Werner Steinmüller, Head of Global Transaction Banking, ein Manager mit hervorragender Reputation und jahrzehntelanger Erfahrung nachrücken.Ansonsten wird sich Cryan aber fragen müssen, wie rasch er den Wandel zu vollziehen vermag und wer in den Vorstand einziehen kann, um dort umgehend die Bank strategisch nach vorn zu bringen. Schickte der Aufsichtsrat das belastete Quartett in die Wüste, hätte nach dem Ausscheiden Fitschens zur Hauptversammlung 2016 die meiste Erfahrung als Vorstandsmitglied der erst zu Jahresbeginn berufene Privatkundenvorstand Christian Sewing, Jahrgang 1970, auf dem Buckel. ——–Anshu Jains Rücktritt dürften weitere Veränderungen in der Führung der Deutschen Bank folgen.——-