Das Rundum-sorglos-Paket für die Bargeldversorgung

Bei Cash as a Service profitieren Banken von Skaleneffekten

Das Rundum-sorglos-Paket für die Bargeldversorgung

Ansgar StedenGeneral Manager Sales Banking DACH bei Diebold NixdorfKümmern sich spezialisierte Dienstleister um das komplette Cash Management, kann eine Bank bis zu einem Drittel an Kosten sparen. Die Bargeldversorgung ist zwar enorm wichtig, aber nicht zwangsläufig Kernkompetenz eines Finanzinstituts. So bleiben mehr Ressourcen für das eigentliche Kerngeschäft.Obwohl sich die Geldinstitute in Deutschland generell mit der Auslagerung der kompletten Bargeldversorgung eher schwertun, hat nun das erste Geldinstitut dieses Potenzial nicht nur erkannt, sondern auch dementsprechend gehandelt. Erstmals hat jetzt eine Universalbank mit Sitz in Frankfurt am Main ihre gesamte Cash-Bereitstellung – und damit die komplette Bargeldversorgung ihrer Kunden – auf ein spezialisiertes Unternehmen ausgelagert. Noch nie zuvor übernahm ein externer Dienstleister in Deutschland derart konsequent die Verantwortung für alle Leistungen entlang der Bargeldversorgung. In den kommenden Jahren betreibt nun erstmals Diebold Nixdorf als Generalunternehmer alle Geldautomaten dieses Instituts.Als Grundlage dient dabei “ATM as a Service” (ATMaaS). Dabei übernimmt der Dienstleister den technischen Betrieb der Geldautomatenflotte. Optional werden auch die kompletten Assets der Hard- und Software an den Dienstleister beziehungsweise an ein Leasing-Unternehmen übertragen. Damit sinken auch die Investitionsausgaben des Finanzinstituts spürbar.Bei Cash as a Service (CaaS) kommen aber noch weitere positive Aspekte hinzu. Das beginnt mit dem Cash Management inklusive der Verträge mit dem Werttransportunternehmen (WTU). Der Dienstleister kümmert sich um die Cash-EDI-Abwicklung via Bundesbank ebenso wie um die Bargeldbearbeitung und das Kassettenhandling, übernimmt Prognose und Optimierung der Befüllmengen und die Bereitstellung des Bargelds, stimmt Konten- und den Bestand im Geldautomaten ab und bearbeitet etwaige Differenzen. Auch die Bearbeitung eingezogener Karten und deren Versand sind in der Hand des Dienstleisters. Er übernimmt zudem die Bundesbank-Meldungen und die Archivierung der Journaldaten und Belege.Der Dienstleister ist zudem rechtlich verantwortlicher Betreiber des Automatennetzwerkes. Die Bank konsumiert die “Dienstleistung Bargeld” als Service und hat damit nur noch die Betriebsausgaben in Form eines “Pay as you go”-Modells. Mit Cash as a Service erreicht das Finanzinstitut die Flexibilität, sich einem veränderten Kundenverhalten anzupassen und auch bestehende sowie neue Systeme an filialunabhängigen Standorten kostengünstig zu betreiben.Das Kundenverhalten verändert sich ständig, dafür gilt es angepasste und maßgeschneiderte Lösungen zu finden. Trotz digitaler Payment-Lösungen nimmt die Menge des umlaufenden Bargeldes weiter zu. Daher wird auch das Management des Bargeldkreislaufes zunehmend komplexer. Im Durchschnitt werden weltweit 48 % der Kosten für den Betrieb von Geldautomatennetzwerken für das Bargeldmanagement aufgewendet – in Europa allein fallen dafür jährlich 1,3 bis 2,6 Mrd. Euro Kosten an.Das Sparpotenzial und realisierbare Skaleneffekte sind enorm. Je nach Ausgangslage kann eine Bank die Kosten für die Bargeldversorgung ihrer Kunden durch eine solche Komplettauslagerung um bis zu ein Drittel senken. Die möglichen Kosteneinsparungen sind auch das Hauptargument für immer weitergehende Outsourcing-Angebote, wie Cash as a Service eines darstellt. Daher ist absehbar, dass der globale Markt für derartige Dienstleistungen deutlich wachsen wird. Die Studie “Global Anything-as-a-Service Market 2016-2020” von Technavio prognostiziert dem weltweiten “As a Service”-Markt bis 2020 deshalb durchschnittlich ein 38-prozentiges Wachstum pro Jahr.Wenn es ums Auslagern umfassender Leistungen beim Betrieb der Geldautomaten geht, dann zählen die skandinavischen Länder zu den Vorreitern. Seit dem vergangenen Jahr betreibt Diebold Nixdorf große landesweite Geldautomatennetzwerke. Im Rahmen umfangreicher Managed-Services-Beauftragungen sorgt der externe Dienstleister dafür, dass die Bevölkerung beider Länder zuverlässig und flächendeckend mit Bargeld versorgt wird.Banken, die ihre Bargeldversorgung an spezialisierte Dienstleister auslagern, generieren viele Vorteile. Der Partner hält zum Beispiel den Gerätepark immer auf dem aktuellen Stand, kümmert sich ums Release Management und das Implementieren neuer Technologien, wie beispielsweise die Integration modernster Bedien-Optionen per Smartphone-App, NFC oder Barcode-Scanner. So sind alle Geldautomaten der auslagernden Bank immer “State of the Art”.Direkt-Marketing-Optionen bleiben der auslagernden Bank dabei erhalten. Sie kann weiterhin einen Steuerungszugang zu den Marketing-Inhalten auf den SB-Geräten behalten und so auch diese Terminals in ihre lokalen Kommunikationsstrategien einbinden. Es lassen sich auch künftig Werbeeinblendungen, Immobilienangebote oder Coupons darüber anzeigen. Über den SB-Kanal können auch in Zukunft wichtige Leads generiert werden – und das nicht nur mit eigenen Kunden, sondern auch mit Kunden anderer Banken.Damit alle bankfachlichen Vorgänge rund um die externe Bargeldversorgung rechtlich auf sicheren Füßen stehen, muss der Dienstleister entweder selbst eine Banklizenz besitzen oder er bindet eine Partnerbank ein. Eine Banklizenz ist Voraussetzung, denn wer auf eigene Rechnung Geldausgabeautomaten aufstellt, betreibt in der Regel das Kreditgeschäft im Sinne des Kreditwesengesetzes (KWG), das von den Aufsichtsbehörden erlaubt werden muss. Schließlich gehört beim Cash as a Service der Bargeldbestand in den Geldautomaten nicht mehr der beauftragenden Bank, sondern der Partnerbank.Bisher bot der Dienstleister für das Bargeld-Management Analysen und schlug darauf basierend die Bestell- und Befüllmengen vor, während die Bank sich um die Verträge mit der Bundesbank kümmerte und die Verbuchung und Dokumentation übernehmen musste. Mit Cash as a Service hat sie mit all dem nichts mehr zu tun. Der Dienstleister übernimmt zusammen mit seiner Partnerbank künftig sowohl Routing und Autorisierung im Rahmen des Acquiring als auch das Clearing der Transaktionen, gleichzeitig auch die Reklamations- und Retract-Bearbeitung. Sie verantwortet die Buchungsposten und die Kontoführung der Sachkonten. Das Gebührenhandling bei Fremdnutzung sowie die Interchange Fees werden dabei auch künftig von der beauftragenden Bank festgelegt.Der Dienstleister garantiert ein sicheres Wertelogistikverfahren und sichert das Geld ab. Er bestellt es im eigenen Namen, lässt es abholen, beauftragt das Werttransportunternehmen mit An- und Abfahrten, sichert die Standorte und kümmert sich um Befüllung, Entnahme der Restgelder sowie etwaiger eingezogener Karten. Auch Sonderfahrten wie beispielsweise für Sonderbefüllungen oder die Abholung eingezogener Karten liegen künftig in externer Verantwortung. Im Falle von Störungen verantwortet der Dienstleister deren Beseitigung und begleitet die Techniker.In diesem Dreiklang aus beauftragender Bank, Dienstleister und dessen Partnerbank wird die Haftung – auch für den Bargeldbestand – und das Risiko komplett vom Auftragnehmer übernommen.Mit dem Cash-as-a-Service-Ansatz bietet Diebold Nixdorf seinen Kunden eine transaktionsbasierte und vollständig integrierte End-to-End-Lösung im Bereich Bargeld-Management an, die von der Bereitstellung und dem Betrieb der Geldautomaten über die Bargeldversorgung bis hin zur Umsetzung bankfachlicher Anforderungen wie zum Beispiel dem Kontoabgleich reicht. Bekannte und bewährte Prozesse und Schnittstellen werden fortgeführt.Für die Transition zum Cash-as-a-Service-Dienstleister ist zudem nur ein recht geringer zeitlicher Aufwand nötig. Wenn alles klappt, dann lässt sich ein System in ungefähr einer Stunde umheben. Und nicht nur Geldautomaten lassen sich damit betreiben, auch eine Erweiterung der Leistungen auf automatische Kassentresore ist möglich.Die Kosteneinsparungen eines solchen Rundum-sorglos-Pakets mit Cash as a Service entstehen durch Skaleneffekte. Als Standardangebot kann die Bargeldversorgung von einem spezialisierten Dienstleister effizient und kostengünstiger erbracht werden als von der Bank selbst. Die auslagernde Bank profitiert durch eine geringere Mittelbindung bei der Erneuerung ihres Geldautomatennetzwerks, eine geringere Ressourcenbindung für die Umsetzung bankfachlicher Anforderungen und eine zentrale Steuerung der eingesetzten Dienstleister.In der deutschen Finanzwelt stößt dieses noch relativ neue Cash-as-a-Service-Angebot auf spürbares Interesse. Die Banken gewinnen mehr finanzielle Flexibilität, profitieren vom jahrzehntelangen Know-how des Dienstleisters, hohen Skaleneffekten – und sie können sich voll auf ihre Kunden konzentrieren. So wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich diese Art und Weise des Managements der Bargeldversorgung auf dem Markt durchsetzt.Was bleibt bei Cash as a Service also zu tun für die Bank? Die Antwort ist simpel: die Steuerung genau eines Dienstleisters. So erreicht die Bank auch wieder die Freiräume, um an den zukunftsorientierten Themen zu arbeiten. Die bisher mit dem Geldautomatenbetrieb betrauten Mitarbeiter können neue Aufgaben übernehmen, um zum Beispiel die Digitalisierung der Bank weiter voranzutreiben.