Das Share-a-Bank-Modell zweier Lieblingswettbewerber
Die Revolution in der Bankenwelt beginnt hoch in den Bergen vor den Toren des Finanzplatzes Frankfurt: in Bad Soden. Dort waren am Donnerstag um die 80 Menschen Zeugen eines Vorgangs, der nach seiner Ankündigung Anfang September auch, wie Oliver Klink, Chef der Taunus Sparkasse, an einige öffentliche Reaktionen erinnerte, als “Bankenhammer”, “Das Undenkbare”, “Pakt der Rivalen” oder schlicht als Geburt einer “Volkssparkasse” apostrophiert worden war.Wenn man die Nachrichten einmal um den ganzen Hype wertberichtigt, bleibt immerhin übrig, was Eva Wunsch-Weber, die Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank, als “flächendeckendes und bundesweit einmaliges Kooperationsmodell” bezeichnete. Beide Institute haben im Bad Sodener Stadtteil Neuenhain den ersten von insgesamt 26 geplanten “Finanzpunkten” eröffnet. Schon am Freitag starteten im Hochtaunus- und im Main-Taunus-Kreis sechs weitere dieser gemeinsamen Stützpunkte, mit denen eine Präsenz in der Fläche gesichert wird, die sich für jeden Partner allein angesichts des veränderten Kundenverhaltens und der Notwendigkeit, die Kosten zu drücken, auf Dauer nicht rechnen würde. In 17 Orten werden Mitarbeiter der Sparkasse und der Volksbank wechselweise an je zwei Tagen pro Woche persönliche Beratung anbieten, in den neun anderen Gemeinden werden Selbstbedienungsfilialen erhalten oder teilweise sogar für mindestens eines der beiden Häuser neu in Betrieb genommen. So wird auch ein Beitrag zur Stabilisierung der in der Region häufig ausgedünnten Infrastruktur geleistet. Die Angestellten in den Finanzpunkten werden wohl zuweilen auch in der Rolle von Sozialarbeitern gefragt sein.Die abwechselnd blau und rot beleuchteten Kleinfilialen, in die Volksbank und Sparkasse bis Ende nächsten Jahres – schon dann sollen alle 26 Standorte fertig umgebaut sein – zusammen bis zu 5 Mill. Euro investieren wollen, sind spärlich, aber hochmodern ausgestattet. Das Tagesgeschäft soll komplett papierlos abgewickelt werden. Die Beschäftigten erhalten für ihren Arbeitsweg Elektroautos, die Ladesäulen vor den Gebäuden stehen zur allgemeinen Verfügung.Sollte der Andrang immer auch nur annähernd so stark sein wie bei der Eröffnung in Neuenhain oder am Freitag in Rod an der Weil, werden die je zwei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beider Geldhäuser mehr als ausgelastet sein. Die Premiere des “Share-a-Bank-Modells” (Klink) in Bad Soden ließen sich auch Bürgermeister Frank Blasch sowie die Landräte Michael Cyriax (Main-Taunus) und Ulrich Krebs (Hochtaunus) nicht entgehen. Derweil sorgte die Anwesenheit der in der Nähe lebenden Bestsellerautorin Nele Neuhaus sogleich für Spekulationen, dass schon ein neuer Krimi mit dem Titel “Mord im Finanzpunkt” in Arbeit sei.Bevor nun aber die Gerüchte über eine Revolution in der deutschen Bankenwelt allzu sehr ins Kraut schießen, betonte Wunsch-Weber, dass beide Häuser zwar gemeinsame Räumlichkeiten nutzten, im Kundengeschäft aber Konkurrenten blieben – wenn auch als “Lieblingswettbewerber”.