Das Sterben der Schwarmplattformen

Von Antje Kullrich, Düsseldorf Börsen-Zeitung, 23.6.2020 Der Markt ist noch verdammt jung - gerade mal ein Jahrzehnt alt. Als die Welle aus den USA herüberschwappte und sich die ersten Crowdfunding-Plattformen auch in Deutschland etablierten, war...

Das Sterben der Schwarmplattformen

Von Antje Kullrich, DüsseldorfDer Markt ist noch verdammt jung – gerade mal ein Jahrzehnt alt. Als die Welle aus den USA herüberschwappte und sich die ersten Crowdfunding-Plattformen auch in Deutschland etablierten, war es ein mühsames Geschäft. Die frühen Anbieter brauchten Jahre, um auf nennenswerte Volumina zu kommen. Und während in den USA allein Kickstarter bislang Schwarmfinanzierungen von 5,1 Mrd. Dollar vermittelte, überschritten die Plattformen in Deutschland insgesamt vor wenigen Monaten gerade mal die Schwelle von 1 Mrd. Euro (wobei in diese Zahl nur Finanzierungen von Unternehmen und Immobilien und keine sozialen oder künstlerischen Crowdfunding-Projekte einflossen).Die Zahl der Anbieter ist jedoch groß. Die Webseite Crowdfunding.de zählt nach eigenen Angaben mehr als 140 Plattformen, die sich im deutschen Markt tummeln. Eine beachtliche Zahl allerdings hat schon wieder aufgegeben. Auf dem “Friedhof der Crowdfunding-Plattformen” hat das Übersichtsportal mittlerweile 82 Anbieter beerdigt, wie es in einem aktuellen Beitrag schreibt. Darunter finden sich Exoten wie eine Plattform, die sich auf Erotik konzentrierte, oder eine andere auf Studienkredite, aber auch ganz bekannte Namen: So hat das britische Schwarm-Schwergewicht Funding Circle – bisher immerhin Nummer 2 hierzulande – in diesem Frühjahr wegen hoher Verluste sein Deutschland-Geschäft eingestellt und ist hierzulande nur noch als Kreditvermittler tätig. Andere halbwegs prominente Plattformen wie Lendico oder Smava haben ihr Geschäftsmodell geändert und sich vom Crowdfunding verabschiedet. Die meisten jedoch haben sang- und klanglos ihren Betrieb eingestellt. Dennoch hätten alle Anbieter Pionierarbeit geleistet, schreibt Crowdfunding.de etwas pathetisch in ihrem Nachruf.Die Sturm-und-Drang-Zeit des jungen Marktes dürfte fast vorüber sein. Das Wachstum der Schwarmfinanzierungen fiel 2019 bereits deutlich geringer aus als in den Vorjahren. Gleichzeitig etablieren sich einige Plattformen wie Exporo fest an der Spitze. Das riecht nach Konsolidierung. Der Friedhof der Crowdfunding-Plattformen dürfte bald noch stärker frequentiert werden.——Von fast 140 Crowdfunding-Anbietern in Deutschland haben 82 schon wieder aufgegeben.——