Das teure Steuersparmodell von Oppenheim
Von Antje Kullrich, KölnManches kommt unverhofft ans Licht: So ganz am Rande deckt der Oppenheim-Prozess weitere äußerst fragwürdige unternehmerische Entscheidungen im Bankhaus auf. Der Umzug nach Luxemburg – 2007 höchst umstritten und vor allem am Traditionssitz Köln scharf kritisiert – dürfte ökonomisch ein Fehlschlag gewesen sein. Die frühere Leiterin der Beteiligungsabteilung in Luxemburg, Ulrike Werner, berichtete im Zeugenstand am Montag von einer notwendigen Doppelung vieler Strukturen, die Ineffizienzen und hohe Kosten verursacht habe. Der frühere Chefjustiziar der Bank, Thomas Sonnenberg, hatte Wochen zuvor schon als Zeuge eingeräumt, dass steuerliche Gründe das Hauptmotiv für die Sitzverlagerung gewesen waren. Das hatte Sal. Oppenheim 2007 öffentlich noch weit und empört von sich gewiesen. Doch ob die Steuerersparnis die zusätzlichen Kosten tatsächlich überstiegen hat, darf in Frage gestellt werden. “Hohe Brisanz”Hauptthema im Strafprozess gegen die ehemaligen persönlich haftenden Gesellschafter der Bank, Matthias Graf von Krockow, Christopher Freiherr von Oppenheim, Friedrich-Carl Janssen, Dieter Pfundt sowie den Immobilienunternehmer Josef Esch bleibt derzeit jedoch weiterhin der Immobiliendeal Bockenheimer Landstraße in Frankfurt. Das Geschäft, bei dem Esch, seine Frau sowie mehrere Anteilseigner der Bank (darunter Krockow und von Oppenheim) Anteile an einer Grundstücksgesellschaft der Bank verkauft haben, soll der Bank laut Staatsanwaltschaft einen Vermögensschaden von 76,6 Mill. Euro beschert haben. Die beiden am Montag vernommenen Zeugen, Werner und der Leiter des Bereichs Beteiligungen in Köln, Henning Bette, unterstrichen mit ihren Aussagen, wie ungewöhnlich und auffällig die Transaktion abgelaufen war. “Das Thema hatte hohe Brisanz und war relativ dringlich”, sagte Werner. Genehmigungen, die normalerweise nacheinander eingeholt worden wären, seien im Dezember 2008 parallel angegangen worden. Ein Zögern der Luxemburger Bankenaufsicht CSSF hatte, so ist mehreren Mails zu entnehmen, für Nervosität im Haus gesorgt.Mit Henning Bette sagte einer der Banker aus, der sich hausintern gegen den Kauf der Gebäude in Frankfurt für die Investment-Banking-Sparte gewandt hatte. Seine Abteilung hatte Ende 2008 im Gegensatz zum Bereich “Markt” ein negatives Votum abgegeben. “Uns lagen zu wenig Informationen vor”, begründete Bette und führte aus, Unterlagen trotz mehrmaliger Nachfrage nicht erhalten zu haben. Es hätten weder Verkehrswertgutachten zu der Immobilie noch eine irgendwie geartete Due Diligence vorgelegen. Bei einer Sonderprüfung von Deloitte im August 2009 sei das Geschäft ebenfalls negativ aufgefallen. Auch zu diesem späteren Zeitpunkt waren keine Unterlagen zu Wertgutachten aufgetaucht. ——–Zeugen im Oppenheim-Prozess schildern den merkwürdigen Ablauf eines Immobilien-Deals – und die teuren Folgen eines Umzugs.——-