WIDERSTAND GEGEN BANKENFUSION

Das verhinderte transnationale Fusionskarussell

Credit Suisse, UBS und Deutsche Bank sollen Interesse an Auslandsübernahmen gehabt haben

Das verhinderte transnationale Fusionskarussell

dz Zürich – Das wilde Treiben auf dem deutschen Finanzplatz lässt auch in der Schweizer Bankenwelt etliche Erinnerungen wach werden. Transnationale Fusionsideen wurden in den vergangenen 30 Jahren einige diskutiert, manche sogar ziemlich intensiv. So hatte die Schweizerische Kreditanstalt (heute Credit Suisse) schon 1990 bei der Commerzbank Übernahmeinteressen angemeldet. “Wir haben uns das näher angeschaut, aber die Deutschen haben sich gesträubt, weil wir ihnen zu mächtig waren”, erinnerte sich der damalige SKA-Chef Rolf Jeker vor Jahren im Schweizer Nachrichtenmagazin “Facts” an diese Episode. Der nächste KandidatZwei Jahre später stand die Schweizerische Volksbank (SVB) im Abseits und musste unbedingt einen Käufer finden. Zu jener Zeit zählte die Schweiz noch fünf Großbanken, die vierte in der Rangliste war eben die Berner SVB. Am 21. Dezember 1992, als in der Schweiz gerade eine beispiellose Immobilienblase platzte, traf sich deren damaliger Chef Werner Rüegg mit Hilmar Kopper, dem damaligen Sprecher des Vorstandes der Deutschen Bank, zu einem “Geheimgespräch”, wie der Credit-Suisse-Historiker Joseph Jung in seiner Biografie über den früheren CS-Chef Rainer Gut schreibt. Kopper soll nach Rüeggs Urteil “ein echtes, sogar großes Initialinteresse” gezeigt haben. Doch für einen Sofortentscheid war Kopper am Ende doch nicht zu haben. Ein Jahr später ging die Volksbank in den Besitz der Credit Suisse über.Zehn Jahre später ventilierte der damalige Credit-Suisse-Chef Oswald Grübel erneut Interesse an den deutschen Banken. Die Übernahme einer Bank oder Sparkasse sei eine “strategische Option” meinte er, bis er vom Verwaltungsrat zurückgepfiffen und zur Umsetzung der One-Bank-Strategie angehalten wurde. Im Herbst 2018 wurden erneut Gerüchte über eine schweizerisch-deutsche Annäherung ruchbar. Diesmal hieß es, die UBS könnte Interesse an einem Zusammengehen mit der Deutschen Bank haben. Deutsche Medien wollten eine Vielzahl von Einzelheiten dazu wissen. So hieß es, der Hauptsitz der UBS müsste wohl nach Frankfurt verlegt werden, weil sich die Schweiz das Risiko nicht mehr leisten wolle, im Krisenfall eine Bank mit einer Bilanzsumme von über 2,5 Bill. sfr retten zu müssen. Doch UBS-Präsident Axel Weber winkte alsbald ab.Jetzt sagt die UBS ganz offiziell zu den damaligen Spekulationen: “Dieses Gerücht entbehrt jeglicher Grundlage. Herr Weber hat in zahlreichen Interviews wiederholt öffentlich gesagt, dass wir vor allem auf organisches Wachstum setzen und keine größeren Akquisitionen planen.”Auslandsübernahmen im Bankenmarkt sind ein heißes Eisen, vor allem, wenn die Institute im breiten Privatkundengeschäft tätig sind und damit die Grundversorgung eines Landes tangieren. Diese Lektion lernten die Banken übrigens auch von der Schweizer Regierung, als der Bundesrat 2005 seiner “Swisscom” den Kauf der vormaligen irischen Telefonmonopolistin Eircom untersagte. Daraus zogen auch die Finanzinstitute ihre Lehren.Treffend kommentierte eine UBS-Sprecherin schon vor 15 Jahren die Folgen, die der Eintritt einer Bank in die finanzielle Grundversorgung eines anderen Landes haben könnte: Dann würden sie definitiv zum “Gegenstand nationaler Interessen”. Darauf scheint man in der Schweiz noch immer wenig Lust zu verspüren.