ESG

Debatte um eine Übergangs-Taxonomie

In der Diskussion um eine weitere Ausgestaltung der Sustainable Finance-Gesetzgebung werden Forderungen laut, auch die EU-Taxonomie weiter auszubauen und dabei stärker die Transformation in den Blick zu nehmen.

Debatte um eine Übergangs-Taxonomie

ahe Berlin

In der Diskussion um mehr Nachhaltigkeit im Finanzwesen hat sich der Parlamentarische Finanzstaatssekretär Florian Toncar dafür ausgesprochen, Investitionen, die zur grünen Transformationen beitragen, in der EU-Taxonomie mehr zu beachten. Mit solchen Übergangsinvestitionen seien besonders große CO2-Einsparungen möglich, betonte der FDP-Politiker am Dienstag auf einer Branchenkonferenz in Berlin. Er räumte zugleich aber ein, dass eine solche Übergangstaxonomie auch innerhalb der Bundesregierung umstritten sei.

Unterstützung erhielt Toncar von der Chefin der EU-Marktaufsichtsbehörde ESMA, Verena Ross, die in Berlin ebenfalls sagte, aus ihrer Sicht fehle aktuell noch eine Transformationstaxonomie. Der Vizepräsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), Jochen Schenk, betonte, der Blick werde in seiner Branche aktuell zu sehr auf den Status quo gelenkt sowie die Frage, welche Immobilie jetzt schon „dunkelgrün“ sei. „Das Kapital muss aber dahin gelenkt werden, wo das eigentliche Potenzial schlummert: in die Transformation des Bestands“, stellte auch Schenk klar. Daher sollten gebündelte „Manage to Green“-Ansätze stärker in Taxonomie, Offenlegungsverordnung sowie bei der Nachhaltigkeitsbewertung nach der Marktrichtlinie Mifid berücksichtigt werden, hieß es.

Wachsender Rating-Markt

Deutlich skeptischer zeigte sich Silke Stremlau, Vorstand der Hannoverschen Kassen und Vorsitzende des Sustainable-Finance-Beirats der Bundesregierung. Eine zusätzliche Übergangstaxonomie würde das EU-Regelwerk nach ihren Worten noch komplizierter machen und man würde bei der Transformation noch mehr Zeit verlieren, warnte sie. Dabei seien die Ziele doch ohnehin klar. Stremlau plädierte dafür, ein neues Label für die ESG-Konformität mit sieben unterschiedlichen Stufen einzuführen. Die Anleger bräuchten einfache, aber klare Einstufungen der Finanzprodukte, sagte sie. Toncar unterstrich auf der Konferenz noch einmal, die Bundesregierung wolle Deutschland „zu einem führenden Standort für nachhaltige Finanzierung machen“. Er verwies darauf, dass Berlin mit Interesse auf den anstehenden Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zu ESG-Ratings warte. Die Vorschläge aus Brüssel seien noch nicht bekannt. Aber grundsätzlich befürworte die Bundesregierung, dass es hier eine Regulierung geben solle.

ESMA-Chefin Ross verwies auf eine Konsultation ihres Hauses, die gezeigt habe, dass ESG-Ratings heute schon ein wachsender Markt seien, in dem es aber auch viel Konsolidierung gebe. Aktuell seien hier 59 Anbieter von Ratings – eine kleine Anzahl großer Unternehmen von außerhalb der EU sowie viele kleinere europäische Anbieter.

Gegen Greenwashing

Ross betonte, die Bekämpfung von Greenwashing stehe ganz oben auf der ESMA-Agenda – aber nicht nur auf EU-Ebene. Ihr Haus wolle in dieser internationalen Frage keine Fragmentierung der Märkte bekommen und versuche, das Problem daher auch international stärker zu platzieren. Ross verwies darauf, dass der ESG-Markt auch im vergangenen Jahr gewachsen sei – trotz des russischen Überfalls auf die Ukraine. Der Markt sei widerstandsfähig.