Debt Funds ringen um Marktanteil im Schuldenboom
Debt Funds ringen um Marktanteil im Schuldenboom
Auf der Konferenz der Börsen-Zeitung zeigt sich die Branche optimistisch, streitet aber über Fachkräftemangel, Wettbewerb, Risiko und Rendite
jsc Frankfurt
Debt Funds bringen sich als Geldgeber für einen Investitionsboom von Unternehmen ins Spiel. Doch die Branche zeigt sich uneinig, welche Renditen gesund sind und welche Anbieter sich im Markt durchsetzen werden, wie auf der Konferenz der Börsen-Zeitung deutlich wird. Der Optimismus ist getrübt.
Privates Fremdkapital jenseits von Banken steht nach Auffassung der Branche vor einer Aufschwungphase, doch streiten sich Private-Debt-Häuser darüber, welche Finanzierungsmodelle und Spieler sich durchsetzen werden. „Der Leverage der Unternehmen wird hochgehen“, sagte Hauke Burkhardt, Leiter der Handels- und Unternehmensfinanzierung der Deutschen Bank für Deutschland, Österreich und die Schweiz, am Donnerstag auf der 7. Private Debt Konferenz der Börsen-Zeitung in Frankfurt. „Das ist ganz einfache Mathematik.“
Denn neue Technologien und Infrastruktur erforderten hohe Investitionen, ohne unmittelbar mit entsprechenden Erträgen einherzugehen, sagte der Manager – Ergebnis seien höhere Schulden. Doch die erforderlichen Billionensummen ließen sich nicht allein über Banken und Förderinstitute mobilisieren. „Das werden wir nicht alles auf Bankbilanzen packen. Das werden wir stark über den Kapitalmarkt machen.“
„Spreu trennt sich vom Weizen“
Doch der Platz für Debt-Funds-Anbieter sei begrenzt, warnte Robert Scheer, Co-Head Private Credit Origination der britischen M&G Investments. „Exponentielles Wachstum der Zahl der Anbieter ist vorbei.“ Zwar werde es weiter Markteinsteiger geben, doch werde es für Häuser ohne etablierte Plattform und Profil schwer. „Seit Corona trennt sich die Spreu vom Weizen“, bekräftigte Johannes Tussing, Head of Private Debt der Talanx-Tochter Ampega. Gerade kleine Adressen, die mit hohem Schuldenhebel hantierten, gerieten unter Druck.
Eine andere Interpretation bot Florian Wimpff an, Managing Partner der kleineren Elf Capital Group. Nicht Konsolidierung sei ein Problem, sondern ein Mangel an Fachkräften. „Man braucht ein starkes Team on the ground“, formulierte er halb deutsch, halb englisch. Zugleich komme es darauf an, mittelständische Unternehmen zu verstehen. „Es ist schwierig, wenn man mit Gehstock und Zylinder aus London angeflogen kommt und dann beim Mittelständler sitzt und mit Anglizismen um sich wirft.“
Zweistellige Rendite schürt Skepsis
Zugleich streitet die Branche, wie viel Rendite und Risiko sie bieten könne. „Zweistellige Renditen gibt es nicht umsonst“, sagte Ampega-Manager Tussing zu Elf-Partner Wimpff, der 12 bis 18% für riskantere Varianten in Aussicht stellt. Wimpff entgegnete, komplexe Fälle zu lösen, wofür es eine Prämie gebe.
Skepsis mit Blick auf zweistellige Renditen zeigte auch Robert Meyer zu Starten von Octane Capital. Manche Kunden fragten nach einer Finanzierungsform im Investment-Grade-Segment, forderten aber zugleich eine Rendite von etwa 15%. „It doesn’t look right“, sagte er in einer englischsprachigen Diskussion.
Doch es sei möglich, Ausfallrisiken auszugliedern und gleichwohl eine solide Rendite einzufahren, sagte George Nijborg, Head of Private Placements & Insured Strategies der Fondstochter des niederländischen Versicherers Aegon. Ein etwaiger Kreditausfall sei versicherbar, so dass eine hohe Bonitätsbewertung möglich sei. Die Rendite speise sich aus einer Prämie, die sich aus der Komplexität der Finanzierung ergebe, argumentierte auch er. Als Beispiel verwies er auf eine Finanzierung eines britischen Start-ups, das bislang kaum Erträge erwirtschaftete und nun Fremdkapital benötige.
Reiche Familien gewinnen an Gewicht
Der Risikoappetit der Geldgeber variiere aber stark, wie Nedelina Lazarova sagte, Leiterin Private Debt von HQ Trust, das als sogenanntes Multi Family Office hochvermögende Familien begleitet. „Unsere Kunden können zeichnen, was sie möchten“, ergänzte sie. Das unterscheide sie von regulierten Investoren wie Pensionskassen. „Viele Family Offices investieren eher opportunistisch.“
Zugleich seien gerade Familien nach mehreren Generationen eher konservativ, ergänzte Lucas Pech, der im Assetmanagement der Schweizer Privatbank Lombard Odier für Private Credit verantwortlich ist. Die Familie ziehe ihr Einkommen oft primär aus dem angesparten Vermögen, so dass regelmäßige Erträge wichtig seien. Das bestätigt auch Uwe Hermann, Private Market Manager bei Rothschild & Co. Das Segment sei weniger volatil als Eigenkapitalinvestments. „Private Debt kann eine stabilisierende Wirkung haben.“
„Die Debt Funds finden mich“
Kommen wohlhabende Familien als Investoren im Private-Debt-Segment bisher auf einen Anteil von weniger als einem Fünftel, werden sie künftig leicht oberhalb dieser Marke liegen, wie Lombard-Odier-Manager Pech sagt. Debt Funds mühten sich redlich um die Investorengruppe, erzählt HQ-Trust-Managerin Lazarova. „Ich habe keine Visitenkarte. Die Debt Funds finden mich.“
Doch den Löwenanteil von Finanzierungen stellen bekanntlich Banken – einen Umstand, mit dem sich die Branche offenbar abgefunden hat. „Die Banken haben Futter, das wir nicht haben“, sagt M&G-Manager Scheer. „Sie leben ja auch vom Cross-Selling.“
Die Antwort der Branche: Finanzierung dort bieten, wo Banken nicht mehr mitziehen – also gerade in sehr riskanten Bereichen. „Opportunistic is for us what a traditional investor would not even consider“, sagt etwa You-Ha Hyun, Leiter eines Privat-Debt-Programms des deutschen Family Office Perpetual Investors, in der englischsprachigen Diskussion.
Meyer Werft und Baywa senden Signale
Für Investoren sei die Übernahme fauler Kredite ein mögliches Feld, ergänzte Börge Grauel, Partner von Yielco. Die Schieflage der Meyer Werft und des Agrargüterkonzerns Baywa gäben einen Vorgeschmack. „There is more stuff to come.“