Jahreszahlen

Deka-Gruppe erwartet Abflauen des Zertifikatebooms

Nachdem der kräftige Zinsanstieg 2022 die Nachfrage nach zinsnahen Anlagezertifikaten gestärkt hatte, sagt die Deka-Gruppe nun wieder eine höhere Nachfrage nach Investmentfonds voraus. Noch allerdings ist die Trendwende nicht vollzogen.

Deka-Gruppe erwartet Abflauen des Zertifikatebooms

Deka-Gruppe erwartet Abflauen des Zertifikatebooms

Stocker: Weil die Zinsen fallen, gewinnen Investmentfonds wieder an Relevanz – Risikovorsorge führt zu Verlust im Schlussquartal

Nachdem der kräftige Zinsanstieg 2022 die Nachfrage nach zinsnahen Anlagezertifikaten gestärkt hatte, sagt die Deka-Gruppe nun wieder eine höhere Nachfrage nach Investmentfonds voraus. Die wieder etwas gefallenen Zinsen veränderten das Kalkül der Anleger. Noch allerdings ist die Trendwende nicht vollzogen.

jsc Frankfurt

Die Deka-Gruppe rechnet nach einem hohen Absatz von Zertifikaten im vergangenen Jahr im laufenden Turnus mit einem wieder stärkeren Fondsabsatz: Hatten sich private Anleger nach dem Zinsanstieg Mitte 2022 für zinsnahe Produkte geöffnet, kippe nach dem jüngsten Zinsrückgang die Stimmung, wie Firmenchef Georg Stocker am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz des Sparkassenkonzerns in Frankfurt erklärte. Während die oft kurzlaufenden Zinsangebote nun geringere Renditen böten, steige das Interesse an längerfristigen Anlageformen und damit an Investmentfonds. „Die Anleger und Anlegerinnen beschäftigen sich sehr intensiv mit den Märkten.“

Im vergangenen Jahr setzte der Sparkassenkonzern allein im Vertrieb an private Anleger 22,7 Mrd. Euro ab – davon entfielen 17,3 Mrd. Euro auf Zertifikate und lediglich 5,4 Mrd. Euro auf Fonds. Die Deka-Gruppe vertreibt dabei überwiegend zinsnahe Zertifikate wie etwa Stufenzinsanleihen. Ein Viertel wiederum entfalle auf Express-Papiere, die sich an Aktienmärkte anlehnen.

Noch ist eine Trendwende allerdings nur in Ansätzen sichtbar: Im Januar und Februar setzte die Deka Zertifikate von 4 Mrd. Euro ab, während ihren Fonds lediglich netto 2 Mrd. Euro zuflossen, wie Stocker ausführte. Doch das Gewicht habe sich im Vergleich zum Jahresstart 2023 bereits etwas verschoben.

Hohes Volumen ist nicht Ziel

Auch wenn die Deka-Gruppe viele Zertifikate verkauft, ist das Bestandsvolumen mit 23,2 Mrd. Euro gering. Zum einen vertreibt die Gruppe auch Produkte von anderen Banken, etwa von der Helaba. Zum anderen haben die Papiere mitunter kurze Laufzeiten. Anders als der Verband BSW, der die Zertifikate im Privatkundensegment zählt, erfasst die Deka auch Papiere an institutionelle Kunden.

Es sei keineswegs Ziel der Gruppe, ein hohes Zertifikatevolumen aufzubauen, sagte Vorstandsmitglied Daniel Kapffer. Vielmehr orientiere sich das Zielvolumen am Liquiditätsbedarf der Bank – und der sei endlich. Ein hoher Bestand bringe außerdem das Risiko hoher Bewertungseffekte mit sich. Im Jahr 2022 hatte der Konzern zeitweise einen Zuwachs in dreistelliger Millionenhöhe verzeichnet.

Das Geschäft mit institutionellen Anlegern entwickelte sich auf Jahressicht schwach: Nach dem Verlust eines rund 19 Mrd. Euro schweren Mandats zur Jahresmitte blieb am Jahresende ein Abfluss von netto 17,0 Mrd. Euro stehen.

Risikovorsorge steigt

Das zurückliegende Jahr brachte etliche Lasten für die Bank mit sich: Die Risikovorsorge stieg, getrieben von Neubewertungen von US-Büroimmobilien im vierten Quartal, auf 127 Mill. Euro. Verbunden mit einem Bewertungsverlust für Pensionsrückstellungen drehte das wirtschaftliche Ergebnis des Konzerns – ein eigens modifiziertes Vorsteuerergebnis – im vierten Quartal mit 26 Mill. Euro ins Minus. Auf Jahressicht blieb derweil ein Ergebnis von 972 Mill. Euro stehen.

Das reguläre Vorsteuerergebnis nach IFRS weicht mit 1,11 Mrd. Euro vom wirtschaftlichen Ergebnis ab. So sind im wirtschaftlichen Ergebnis einige Positionen wie Neubewertungsrücklagen für Pensionsverpflichtungen sowie Bewertungseffekte für bestimmte, durch Derivate abgesicherte Finanzinstrumente enthalten. Der Sparkassenkonzern verdiente also nach eigener Rechnung vor Steuern weniger als im vergangenen Jahr, während das reguläre IFRS-Ergebnis gestiegen ist.

Umstrittene Aktiengeschäfte mit Nachhall

Auch die Rolle der Bank rund um Aktiengeschäfte um den Dividendenstichtag (Cum-ex oder Cum-cum) belastet das Institut: Wegen geänderter Steuerbescheide für die Jahre 2013 bis 2017 sieht die Gruppe gestiegene „steuerrechtliche Risiken“. Dadurch nehmen nach Rechnung der Deka die operationellen Risiken zu. So stieg das entsprechende Risikomaß „Value at Risk“ (VaR) um 38% auf 458 Mill. Euro.

Ärger wegen derartiger Geschäfte ist nicht neu: Bereits im Jahr 2016 hatte ein Gericht entschieden, dass der Deka keine Steuerrückerstattung in Höhe von 53 Mill. Euro aus umstrittenen Geschäften zusteht. Im Jahr 2022 durchsuchte die Staatsanwaltschaft Räume der Bank. Im selben Jahr verbuchte der Konzern einen Vergleich mit früheren Geschäftspartnern in Höhe von 42 Mill. Euro.

Griff nach der DWP Bank

Eine Änderung zeichnet sich für die DWP Bank ab, also das Gemeinschaftsunternehmen von Kreditgenossenschaften und Sparkassen, das Wertpapierdepots betreibt: Hier verhandelt die Deka, ihren Anteil von 2,5% aufzustocken, wie Deka-Vorstand Kapffer bestätigte. Derzeit hält die DZ Bank auf Seite der Kreditgenossen 50% der Anteile. Auf der anderen Seite besitzen die nordrhein-westfälischen Sparkassenverbände RSGV und SVWL jeweils 20%, während sich Deka, Helaba und BayernLB die verbliebenen 10% teilen. Die Deka betreibt selbst Wertpapierdepots und erwägt laut Kapffer eine engere Kooperation mit der DWP Bank.

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