Deloitte, EY und PwC heißen die Kandidaten
Die Ausschreibung des Prüfermandats der Deutschen Bank hat die Finanzbranche elektrisiert. Angesichts des Umfangs der Aufgabe dürfen sich vor allem Deloitte, EY und PwC Chancen ausrechnen, das prestigeträchtigste Mandat im deutschen Bankenmarkt zu ergattern.Von Bernd Neubacher, FrankfurtIn der Wirtschaftsprüferbranche ist der prestigeträchtigste Auftrag im deutschen Bankenmarkt zu haben: Die Deutsche Bank hat das Mandat für die Prüfung ihrer Jahresabschlüsse neu ausgeschrieben. Hintergrund: Die Änderung der EU-Richtlinie zu Abschlussprüfungen schreibt eine Rotation des Prüfers vor. Der Aufsichtsrat der Bank hatte daher im vergangenen Jahr beschlossen, dass KPMG “nicht über die Prüfung des Jahresabschlusses 2019 hinaus tätig werden soll”. Die Prüferbranche hat sich entsprechend vorbereitet. Mancherorts haben eigene Teams mit einer zweistelligen Zahl von Köpfen schon vor dem Jahreswechsel damit begonnen, eine Bewerbung vorzubereiten, wie im Markt zu erfahren ist.Der Preis ist heiß: 2016 berechneten die bisherige Prüfungsgesellschaft KPMG und deren Töchter der Bank 82 Mill. Euro, 6 Mill. Euro mehr als im Jahr davor. Da die Deutsche Bank für die Zukunft “in Übereinstimmung mit den EU-Vorschriften und dem deutschen Recht eine Rotation ihres Abschlussprüfers mindestens alle zehn Jahre” plant, winken mit dem Auftrag letztlich hohe dreistellige Millioneneinnahmen.Vor allem ist das Mandat ein Prestigeauftrag. Den Zuschlag der größten deutschen Bank zu bekommen ist nicht nur ein Signal an den Markt, sondern auch intern in die Organisation, ist bei Vertretern von Prüfungsgesellschaften zu hören. Die Deutsche Bank setzt nun schon seit Anfang der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts auf KPMG bzw. deren Vorgängergesellschaften, was allein schon den Sinn einer verpflichtenden Prüferrotation verdeutlicht. Der letzte Buchstabe des Unternehmensnamens KPMG geht auf Reinhard Goerdeler zurück, den ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Treuhand-Gesellschaft, deren Vorgängerin Deutsch-Amerikanische Treuhand-Gesellschaft 1890 von der Deutschen Bank und dem Frankfurter Bankhaus Jacob S. H. Stern gegründet worden war. In einer ersten Phase sollen Bewerber nun im Zuge eines Request for Information der Deutschen Bank bis zum 26. Februar darlegen, wie ihre Leistungen aussehen können. Da die Deutsche Bank in den USA aktiv ist, sollten auch Prüfer mit einer Zulassung in den Vereinigten Staaten im Angebot sein. Anschließend geht es an die Erstellung einer Shortlist. Der Prüfungsausschuss der Deutschen Bank soll dem Aufsichtsrat bis Jahresende eine Empfehlung geben. Spätestens bis zur Hauptversammlung im kommenden Jahr muss dann klar sein, wer die Bücher der Bank ab 2020 prüfen soll.Angesichts des Ausmaßes der Aufgabe kommt für den Job bei Licht besehen nur eine der vier großen Prüfgesellschaften, die nicht KPMG heißt, in Frage, also PwC, EY oder Deloitte – nachdem etwa die Allianz ihr Mandat ausgeschrieben hatte, hatten Bewerber in rund 70 Landesgesellschaften des Versicherers Teams antanzen lassen, die Personal- und Reisekosten hatten sich auf siebenstellige Beträge summiert, bevor PwC das Rennen machte und das Mandat von KPMG übernahm. Auf Anfrage äußerten sich die Prüfer am Dienstag zur Ausschreibung der Deutschen Bank nicht. Es braucht aber nicht viel Fantasie, um die These zu vertreten, dass sich alle drei um den Auftrag bemühen werden. PwC blüht dabei eine heikle Situation, sollte die Gesellschaft letzten Endes das Rennen um das Mandat machen. Denn den PwC-Deutschland-Chef Norbert Winkeljohann, der Ende Juni bei der Prüfgesellschaft ausscheiden wird, will der Aufsichtsrat der Bank bereits auf der Hauptversammlung am 24. Mai den Aktionären zur Wahl ins Kontrollgremium vorschlagen. Gegen EY könnte aus Sicht der Deutschen Bank wiederum sprechen, dass dieser Anbieter im laufenden Quartal schon das Mandat für die Prüfung der Commerzbank von PwC übernimmt.Überhaupt hat die EU-Prüferrichtlinie den Markt durcheinandergewirbelt. So hat PwC von KPMG das Mandat der Allianz übernommen, während EY auch bei der KfW sowie der Helaba zum Zuge gekommen ist. Noch offen ist das Rennen bei der Münchener Rück sowie der LBBW, deren Ausschreibungen bald erwartet werden.Der bisherige Platzhirsch KPMG, der infolge der Rotationspflicht notgedrungen Mandate abgibt, sieht dabei nur auf den ersten Blick wie ein Verlierer aus. Tatsächlich dürfte man dort die Entwicklung “mit einem lachenden und einem weinenden Auge” sehen, wie es im Markt heißt. Schließlich ermögliche es der Verlust eines Mandats einem Anbieter, für Ex-Mandanten verstärkt Beratungsdienste zu erbringen, welche die EU-Richtlinie dem Abschlussprüfer erschwert. Beratung bringe zwar nicht so viel Umsatz wie ein globaler Prüfungsauftrag. Die Margen aber seien ungleich höher.