Versicherungsbranche

Demografischer Wandel stützt laut GDV das Versicherungsgeschäft

Zugewinne erwartet der Verband bei Kranken- und Pflegeversicherungen. Für Lebensversicherungen sagt die Studie einen Rückgang voraus.

Demografischer Wandel stützt laut GDV das Versicherungsgeschäft

Demografischer Wandel stützt laut GDV das Versicherungsgeschäft

Krankenversicherung profitiert laut Studie vom Altern der Gesellschaft – Rückläufige Beschäftigungszahl senkt Nachfrage nach Altersvorsorgeprodukten

wbr Frankfurt

Trotz alternder Bevölkerung wird der deutsche Versicherungsmarkt in den nächsten Jahrzehnten wachsen. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie des International Center for Insurance Regulation (ICIR) im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Demnach dürften die Prämieneinnahmen bis 2040 wegen des demografischen Effekts um real 10% auf 140 Mrd. Euro zulegen.  

Die Alterung der Bevölkerung bedeutet für einige Sparten Einbußen. Die positiven Effekte für den Versicherungssektor überwiegen jedoch.

Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen

„Die Alterung der Bevölkerung bedeutet für einige Sparten Einbußen. Die positiven Effekte für den Versicherungssektor überwiegen jedoch“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Die Studie befasst sich mit den Folgen des demografischen Wandels für die Nachfrage nach Versicherungspolicen. Das ICIR hat ein Prognosemodell entwickelt, das sowohl die Entwicklung der Bevölkerung und der Einkommen berücksichtigt als auch die Änderungen im Nachfrageverhalten. 

Zugewinne verzeichnen demnach private Kranken- und Pflegeversicherungen. Für diese Versicherungen gehen die Wissenschaftler von einem Beitragswachstum von fast 60% aufgrund des demografischen Effekts bis 2040 aus. „Die Zahl der älteren Menschen steigt. Damit wächst der Bedarf an Pflege und medizinischer Betreuung und den entsprechenden Absicherungslösungen“, sagt Asmussen.

Weniger Kapitallebensversicherungen

In anderen Sparten führt die Alterung der Bevölkerung dagegen zu Einbußen: Für den Bereich Lebensversicherungen (private Rentenversicherungen, kapitalbildende Lebensversicherungen und Risikolebensversicherungen) sagt die Studie bis 2040 einen demografisch bedingten Rückgang der Prämien voraus. Im Vergleich zu den 2018 hier insgesamt eingenommenen 48,5 Mrd. Euro wird ein Rückgang von rund 5% vorhergesagt. Da es künftig weniger Beschäftigte gebe, würden auch weniger Menschen privat vorsorgen. Innerhalb der Produktgruppe verläuft die Entwicklung unterschiedlich: Während die kapitalbildende Lebensversicherung laut Studie stark an Bedeutung verliere, werde die Nachfrage nach privaten Rentenversicherungen bis 2040 um 40% anziehen. 

Änderten sich die politischen Rahmenbedingungen, könnten die Versicherungsbeiträge weniger sinken, sagte Alexander Ludwig, Leiter des ICIR und Mitautor der Studie. „Sollte das Renteneintrittsalter beispielsweise an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden, würde sich der alterungsbedingte Prämienrückgang im Lebensbereich auf circa 3% abschwächen.” Die Menschen würden dann länger Einkommen beziehen und könnten so auch mehr für ihre private Altersvorsorge tun, so der GDV. 

Weniger Kfz-Policen

Bei den weiteren Versicherungen besitzen die Beiträge zu “Unfallversicherungen, ergänzenden privaten Krankenversicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherungen” sowie die Kfz-Versicherungen die größte quantitative Bedeutung. Die durchschnittlichen Beiträge je Haushalt nehmen für die erste der genannten Versicherungen zu. Dieses Ergebnis ist allerdings wegen der unterschiedlichen Erfassung der Beiträge zu Berufsunfähigkeitsversicherungen mit einer erhöhten Unsicherheit behaftet. Die Beiträge zu Kfz-Versicherungen nehmen dagegen in der Summe etwas ab.

Die Beiträge zu Hausrat- und Haftpflichtversicherungen unterscheiden sich vergleichsweise nur sehr wenig über die hier betrachteten Fälle. Die sonstigen Versicherungen bilden eine heterogene Gruppe. Die quantitative Bedeutung ist aber trotz der Vielfalt der enthaltenen Versicherungsformen nicht groß.

Sämtliche Zahlen fußen auf dem Basisszenario, wonach die deutsche Bevölkerung bis 2040 auf 80 Millionen zurückgeht. Das Geburtendefizit werde teilweise durch Zuwanderung kompensiert, der Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung sinkt dennoch von 60 auf 53%. Das verfügbare Einkommen schrumpft im Basisszenario in realen Größen deutlich, weil die Rentner ein geringeres Einkommen haben als Erwerbstätige.

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