Denkzettel der Aktionäre
bn Frankfurt – Die Aktionäre der Commerzbank haben Vorstand und Aufsichtsrat am Mittwoch einen Denkzettel verpasst. Auf der ersten Hauptversammlung des Instituts im Netz entlasteten sie die Vorstände mit nur 89,8 % der abgegebenen Stimmen. Die Mitglieder des Aufsichtsrats kamen auf 89,42 %. Im Mai vergangenen Jahres hatten diese Quoten noch jeweils jenseits der Marke von 99 % gelegen.Das im März neu gefasste System der Vorstandsvergütung, in welches die Bank nach eigenen Angaben neben den aktuellen regulatorischen Vorgaben die Regeln der Institutsvergütungsverordnung sowie die Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex eingearbeitet hat, billigten die Anteilseigner nur mit 76,45 % der Voten.Da Aktionäre zur virtuellen Veranstaltung zwar vorab Fragen einreichen konnten, dort aber nicht zu Wort kamen, vermochten sie zur Wochenmitte auch nicht die Gründe ihrer Opposition zu artikulieren. Klar dürfte sein, dass die Anteilseigner weder über die Aussetzung der Dividende für 2019 auf Drängen der Aufsicht noch über den Verlauf des Aktienkurses erfreut sein dürften – dem Vorschlag, den Gewinn 2019 zurückzulegen, folgten gleichwohl 99,7 %. Erklärbar ist der Denkzettel allerdings auch mit Unmut über die Umsetzung der im September vergangenen Jahres vorgelegten Strategie der Bank: Die Integration des Online-Brokers Comdirect ist teurer geworden als geplant, da der aktivistische Investor Petrus dazwischenfunkte, den angekündigten Verkauf der MBank hat das Management zu Wochenbeginn abgeblasen, und auch was die geplanten Einschnitte im Filialnetz angeht, scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen. Bei angelsächsischen Institutionellen wurde zudem Unzufriedenheit mit der Transparenz des Vorstandsvergütungssystems registriert, wie es am Mittwoch im Markt hieß. Virtuell Präsenz zeigten in der vierstündigen Veranstaltung 45,37 % des Grundkapitals.