Deposit Solutions geht nach Amerika
Nach der Finanzierungsrunde im Sommer, die über 100 Mill. Dollar einbrachte, plant Deposit Solutions den Einstieg in den US-Markt. Auch dort gebe es vergleichbare Angebote zur eigenen Open-Banking-Plattform für Einlagenprodukte und zu Privatkundenportalen wie Zinspilot und Savedo bislang nicht. Von Carsten Steevens, HamburgDas Hamburger Fintech-Unternehmen Deposit Solutions will außerhalb Europas Fuß fassen und geht den Einstieg in den US-Markt an. Den Start der Open-Banking-Plattform zur Einlagenrefinanzierung von Banken und eines Privatkundenportals wie die in Deutschland und Europa aktiven Zinspilot und Savedo plant die Firma im ersten Halbjahr 2019.”Für ein kleines Unternehmen wie Deposit Solutions, das bislang nur in Europa tätig ist, ist ein Engagement in den USA ein Abenteuer”, sagt Firmengründer und Vorstandschef Tim Sievers im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Risiken sieht der CEO für das bislang auf Europa ausgerichtete Start-up mit insgesamt 250 Mitarbeitern vor allem in der Umsetzung der Pläne. Zugleich gebe es in den USA aber bislang kein vergleichbares Angebot zu der Open-Banking-Plattform und zu den Privatkundenportalen Zinspilot und Savedo. “Das hat uns auch dazu bewogen, ein Engagement in den USA zu planen.” Vor einigen Monaten gründete Deposit Solutions eine US-Tochtergesellschaft. Mit Philipp von Girsewald, der von der Deutschen Bank gewechselt sei, habe man bereits einen CEO gefunden. “Derzeit stellen wir das Team in unserem Büro in New York zusammen”, berichtet Sievers.Der Einstieg in den US-Markt sei in den vergangenen 18 Monaten intensiv geprüft worden. “Wir mussten die regulatorische und aufsichtsrechtliche Einschätzung unserer Plattformen in den USA ebenso gut verstehen wie das wettbewerbliche Umfeld”, so der CEO. Eine Banklizenz benötigt das Fintech-Unternehmen auch in den USA nicht. Deposit Solutions sei keine Bank, sondern ein Plattformbetreiber. Es gebe aber einen breiteren regulatorischen Rahmen, in den man sich einfüge. Sievers verweist auf die Beaufsichtigung der Banken, die in den USA mit Deposit Solutions kooperieren wollen. Eine erste Vereinbarung mit einer US-amerikanischen Partnerbank sei vor kurzem abgeschlossen worden. In Europa zählt das Fintech für die Open-Banking-Plattform inzwischen 80 Partnerbanken aus 16 Ländern, darunter die Deutsche Bank.”Wir glauben, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für den Einstieg in den US-Markt gekommen ist, weil wir es uns von unserer Größe und Organisation her inzwischen zutrauen”, betont Sievers, der Deposit Solutions im April 2011 gründete. Zudem stünden seit der Finanzierungsrunde im Sommer dieses Jahres die notwendigen Mittel für diese Expansion zur Verfügung. Über 100 Mill. Dollar sammelte Deposit Solutions ein. Zu den Geldgebern gehören unter anderem die Private-Equity-Firma Vitruvian Partners, die Risikokapitalgesellschaft Kinnevik sowie bisherige Investoren wie Paypal-Gründer Peter Thiel. “Kampf um Einlagen”Für den Einstieg sprächen auch die höheren Zinsen in den USA, fügt Sievers hinzu. Der Kampf um Einlagen sei in den USA intensiver als in Europa. Zugleich sei der US-Bankenmarkt stark fragmentiert und strukturell unterschiedlich, was auch an Zinsdifferenzen sichtbar werde. “Diese Unterschiede adressieren wir mit unserer Plattform – sowohl zum Nutzen für die Banken, die sich durch die Plattform einen weiteren und breiteren Zugang zur Einlagenrefinanzierung auf eine operativ einfache Art und Weise verschaffen, als auch zum Nutzen der Sparer, die über ihren Point of Sale oder über die Direktplattform, die wir betreiben, einfach auf Einlagenangebote von anderen Banken zurückgreifen können, die möglicherweise in ihrem lokalen Markt nicht tätig sind.”In den USA will Deposit Solutions “mehr oder weniger” die gleiche Strategie anwenden wie in Europa. Die B2C-Plattform soll als Direktmarke aber einen eigenen Namen erhalten. “Über unsere eigenen B2C-Direktkanäle Zinspilot und Savedo haben wir über 10 Mrd. Euro vermittelt”, teilt Sievers mit. Mit dem Einstieg in den US-Einlagenmarkt, der mit einem Volumen von 12 Bill. Dollar ähnlich groß ist wie der europäische mit 10 Bill. Euro, soll das Wachstumstempo erhöht werden.Deposit Solutions räumt Europa indes weiterhin Priorität ein. In den nächsten Wochen plant das Fintech auch den Einstieg in den Schweizer Markt, wie Sievers betont. Weitere konkrete Expansionspläne außerhalb Europas gebe es nicht. Asien sei aber perspektivisch ein interessanter Markt. “Auch dort gibt es Banken, die Einlagenrefinanzierung benötigen.”