Zu wenig Eigenkapital

Der ADAC-Deal der Solarisbank wackelt

Die Solarisbank braucht frisches Eigenkapital, um die geplante Übernahme eines ADAC-Kreditkartenportfolios durchziehen zu können. Die Rede ist von 100. Mill. Euro.

Der ADAC-Deal der Solarisbank wackelt

Die Solarisbank hat Schwierigkeiten, die Übernahme des Kreditkarten-Portfolios vom ADAC wie geplant durchzuführen. Einem Bericht der "Financial Times" zufolge schaut sich der ADAC inzwischen nach anderen Bankpartnern um, die den Übertrag von der Landesbank Berlin gewährleisten können. Die Migration des Portfolios von 1,3 Millionen Karten hatte eigentlich schon bis Jahresende erfolgen sollen, wurde aber bereits auf das Frühjahr 2024 verschoben.

Eigenkapitallücke

Das Problem: In dem Portfolio stecken Kredite im Umfang von 500 Mill. Euro, für die das Fintech weiteres Eigenkapital bräuchte, um die Risikoseite abzudecken. Dem Bericht zufolge geht es um 100 Mill. Euro, deren Funding-Prozess stockt. Zuletzt hatte die Solarisbank im Juli von Bestandsinvestoren 38 Mill. Euro erhalten, was aber mehr eine Brückenfinanzierung für die geplante große Finanzierungsrunde mit neuen Investoren war. Diese dürften sich nun schwertun, zu der Bewertung von zuletzt 1,6 Mrd. Euro zu zeichnen. Die Solarisbank gibt an, dass eine Kapitalaufnahme erst für das kommende Jahr geplant sei.

Nur noch Technikpartner?

Damit befindet sich die Solarisbank in einem Dilemma, denn so droht das Fintech zum Technikpartner in dem Deal degradiert zu werden – was deutlich weniger Umsatz bringen würde als die bislang veranschlagten 100 Mill. Euro pro Jahr. Dem Bericht zufolge hat der ADAC Gespräche mit DKB, Deutsche Bank und Hanseatic Bank aufgenommen, ob sie einspringen können. Mit der Übergabe des Kreditkarten-Portfolios ist eine Upfront-Zahlung an den ADAC fällig. Der geht davon aus, dass die Migration wie geplant stattfinden kann.

Verkompliziert wird die Lage dadurch, dass die Solarisbank seit geraumer Zeit die Finanzaufsicht BaFin im Haus hat, die über die Verbesserung der Risikoprozesse wacht. Zudem muss jeder Neukunde von der Aufsicht abgesegnet werden. Als Banking-as-a-Service-Fintech haben die Berliner sowieso schon erhöhte Kapitalanforderungen. Hoffnung macht, dass die Solarisbank kürzlich angab, im ersten Halbjahr einen Gewinn eingefahren zu haben. Für Investoren ist das ein wichtiges Signal, wenn Fintechs die Phase des Geldverbrennens (Cashburn) hinter sich lassen können. Zu den Bestandsinvestoren von der Solarisbank zählen unter anderem Visa und BBVA.

Investoreninteresse

Für die Solarisbank hat das ADAC-Mandat eine hohe Bedeutung, steht dieses doch für den Strategieschwenk weg von kleineren Fintech-Dienstleistungen hin zum Großkundengeschäft. Dieser Schritt war nötig, da bei Fintech-Dienstleistungen kein großes Wachstum mehr zu erwarten war. Zudem gingen Kunden wie die Kryptoplattform Nuri pleite. Dieses eingetrübte Sentiment mit sinkenden Bewertungen macht der Solarisbank zu schaffen.

Eigentlich war die Solarisbank auf Kurs zu einem Börsengang. Zwischenzeitlich zeigte auch Private Equity Interesse an einer Beteiligung an dem Fintech, das seine Expansion in einige europäische Länder schon 2022 begonnen hatte.

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bg Frankfurt

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