WERTBERICHTIGT

Der Adressat im eigenen Haus

Börsen-Zeitung, 21.11.2019 Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) halbjährlich ihren Bericht zur Finanzstabilität vorlegt, steht in jüngster Zeit zunehmend die Frage im Raum, wem der Risikobefund eigentlich Warnung sein muss: den Finanzmarktakteuren...

Der Adressat im eigenen Haus

Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) halbjährlich ihren Bericht zur Finanzstabilität vorlegt, steht in jüngster Zeit zunehmend die Frage im Raum, wem der Risikobefund eigentlich Warnung sein muss: den Finanzmarktakteuren und der Öffentlichkeit? Oder nicht doch eher Regulierung und Aufsicht sowie dem EZB-Rat im eigenen Haus? Stellen die Berichterstatter etwa fest, dass Player außerhalb des traditionellen Bankensektors bei Finanzierung der Realwirtschaft eine immer wichtigere Rolle spielen, darf schon angemerkt werden, dass die Regulierer dem Siegeszug etwa von Private Debt den Weg ebneten, als sie im Lichte der Krise die Anforderungen an Banken – zu Recht – drastisch erhöhten, damit aber zugleich alternative Finanzierungsanbieter in Vorteil brachten. Und wenn EZB-Vizepräsident Luis de Guindos wie am gestrigen Mittwoch im Zinstief eine vermehrte Risikofreude nach Rendite gierender Investmentfonds konstatiert, drängt sich fast die Frage auf, wer eigentlich Verantwortung trägt für das Kuriosum eines geldpolitischen Umfelds, in dem sichere Anlagen nichts mehr abwerfen. bn