INVESTMENTFONDSTAGE DER BÖRSEN-ZEITUNG

"Der billigste ETF ist meist nicht der beste"

Deka-Experten Nigel Longley und Gordon Rose erläutern, wie Anleger in der Praxis den richtigen ETF finden

"Der billigste ETF ist meist nicht der beste"

wrü Frankfurt – ETF haben die Kapitalanlage revolutioniert. Trotzdem ist es für Investoren nicht leicht, den richtigen ETF zu finden. Denn in der Praxis lauern auch hier einige Fallstricke. Diese haben Nigel Longley, Direktor Marketing und Produktservice bei Deka Investment, und Gordon Rose, Leiter ETF Management und Entwicklung bei der Deka, auf den Investmentfondstagen der Börsen-Zeitung deutlich aufgezeigt.Zum Beispiel “ist das billigste Produkt von der Performance her meist nicht das beste”, sagt Rose und führt eine Morningstar-Untersuchung an, bei dem ein Produkt auf den Euro Stoxx 50 mit einer Gesamtkostenquote (TER) von null in der Vergleichsgruppe von der Performance her nur durchschnittlich abgeschnitten hat.”Wir sind der einzige Anbieter, der alle ETF nach deutschem Recht anbietet”, erläutert der, wie er betont, gebürtige Waliser Longley die Besonderheit seines Hauses. Außerdem setze die Deka wo immer möglich auf vollständig replizierende ETF. Wie bei anderen Anlagen auch müssen sich Investoren nach Auffassung der Deka-Experten vor allem darüber im Klaren sein, welche “Investment Story” sie abbilden möchten und mit welchem Anlageuniversum dies möglich ist. “Beim Kauf eines bestimmten Index gilt es Konzentrationsrisiken einzelner Aktien zu beachten”, erklärt Rose. “Hinzu kommt der Index-Turnover; so kann ein hoher Turnover besonders bei physisch replizierenden ETF zu hohen Handelskosten des Sondervermögens führen.” Spreads variieren deutlichInteressant in der Praxis sind vor allem auch die Spreads bei ETF. “Denn diese variieren zwischen Handelsplätzen und verändern sich im Tagesablauf”, erläutert Rose. Teilweise gebe es deutliche Unterschiede zwischen minimalen und maximalen Spreads. Insbesondere im kurzfristig ausgerichteten Handel könnten auch bei Dax-ETF höhere Spreads leicht eine günstigere TER egalisieren.Generell würden Anleihen-ETF größere Spreads als Aktien-ETF aufweisen. Die niedrigsten Spreads biete übrigens der Parketthandel in Frankfurt, sie seien dort niedriger als auf Xetra. Die Spreads seien allerdings nur bedingt ein Indikator für die Liquidität eines ETF. Schließlich könnten ja ständig neue ETF kreiert werden. In der Praxis hänge die Liquidität eines ETF von mehreren Einflussgrößen ab, wie nicht zuletzt auch die Liquidität der Basiswerte.Wichtig sei es, Tracking-Differenz – auch Tracking-Unterschied genannt – und Tracking Error zu unterscheiden. Während die Tracking-Differenz den Unterschied zwischen der Performance des abzubildenden Index zur Performance des ETF messe, gebe der Tracking Error die Volatilität der Tracking-Differenz wieder. Die Faustformel der Deka-Experten lautet: “Je länger der Anlagehorizont, desto entscheidender die Tracking-Differenz. Je kürzer der Anlagehorizont, desto wichtiger der Tracking Error.” Vorsicht bei Short-ETFAbschließend rät Gordon Rose noch zur Vorsicht bei ETF-Hebel- und Short-Produkten. Denn insbesondere bei hoher Volatilität könne deren Performance bei längerer Haltedauer deutlich von der Entwicklung des Basiswerts abweichen.