"Der Druck wirkt auf alle"

BdB erwartet komplette Euro-Clearing-Verlagerung

"Der Druck wirkt auf alle"

bn Frankfurt – Die privaten Banken Deutschlands glauben nicht mehr an eine Vereinbarung, wonach die Abrechnung von in Euro denominierten Derivaten nach dem Brexit auf Dauer in London bleiben wird. Wie Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), am Donnerstag in Frankfurt erläuterte, wäre Großbritannien zwar dazu bereit gewesen, der EU ähnliche Aufsichtsrechte in London einzuräumen wie bereits den US-Behörden. “Mein Eindruck aber ist, dass sich die europäischen Aufseher nicht mit diesem Status quo zufriedengegeben haben.” Zu weitergehenden Zugeständnissen seien wiederum die Briten nicht bereit: “Das ist für die Briten eine Frage der nationalen Souveränität.” Diese Einschätzung, die Krautscheid eigenen Angaben zufolge aus diversen Gesprächen mit Beteiligten gewonnen hat, deckt sich mit Äußerungen von Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling auf dem 12. Finanzplatztag der WM Gruppe zur Wochenmitte. Je intensiver sich die Aufseher mit diesem Modell beschäftigten, “umso tiefer werden die Sorgenfalten auf ihren Gesichtern”, hatte Wuermeling gesagt. Demnach treibt die Aufseher die Frage um, welche der in London mitbeaufsichtigenden Behörden im Zweifel das letzte Wort hätte.Zwar greift für die zentralen Gegenparteien auf der Insel ungeachtet des Brexit-Datums zum Monatsende eine Übergangsfrist bis Ende März 2020. Wer sich auf sicherem Boden bewegen wolle, tue indes gut daran, schon jetzt sein Neugeschäft zu verlagern, sagte Krautscheid. Die bereits bestehenden Bestände werden seiner Meinung nach über kurz oder lang folgen müssen: “Ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass man sagt, dann bleibt der Altbestand in London.” Verträge neu gestaltenDabei hat die Politik seinen Worten zufolge “verstanden”, dass die Verlagerung von Hunderttausenden Verträgen komplex ist. So gehen mit der Migration eines Derivatevertrages vorübergehend Kapitalanforderungen an beiden Orten einher, wie er ausführte. Auch müssen Banken zuvor ihren jeweiligen Kontrahenten davon überzeugen, dass eine entsprechende Neufassung des jeweiligen Vertrags sinnvoll ist. Zugleich halten auch die Aufseher auf der Insel etwa britische Wertpapierverwahrer dazu an, darauf zu achten, dass die Aktivitäten von EU-Geschäftspartner im Vereinigten Königreich auch nach dem Brexit rechtskonform sind, wie BdB-Geschäftsführer Markus Becker-Melching erklärte: “Der Druck wirkt auf alle.”