NOTIERT IN FRANKFURT

Der Finanzplatz holt die Fahnen ein

Zum dritten Mal seit Mai 2012 bereiten sich der Finanzplatz Frankfurt, die hier Berufstätigen, die Bewohner der Stadt und nicht zuletzt die Polizei auf "bürgerkriegsähnliche Zustände" vor. Am 18. März, einem Mittwoch, soll mit einer Feier in...

Der Finanzplatz holt die Fahnen ein

Zum dritten Mal seit Mai 2012 bereiten sich der Finanzplatz Frankfurt, die hier Berufstätigen, die Bewohner der Stadt und nicht zuletzt die Polizei auf “bürgerkriegsähnliche Zustände” vor. Am 18. März, einem Mittwoch, soll mit einer Feier in bescheidenem Rahmen der Neubau der Europäischen Zentralbank (EZB) im Ostend der Mainmetropole offiziell eröffnet werden. Aus diesem Anlass werden nicht etwa Massen durch Niedrig-, Null- und zumindest reale Negativzinsen teilenteigneter Sparer vor der EZB aufmarschieren. Auch sind keine Dankeskundgebungen von Repräsentanten oder Bürgern der lange über ihre Verhältnisse lebenden Länder geplant, die nicht zuletzt dank der “unkonventionellen” Geldpolitik vor dem wirtschaftlichen Kollaps bewahrt wurden. Nein, das Aktivistenbündnis Blockupy ruft auf zum “transnationalen Widerstand gegen die europäische Krisenpolitik”, gegen die “deutsche Erpressungspolitik” zulasten Griechenlands und so weiter. Der Protest richtet sich namentlich gegen die EZB als Teil der Troika – Pardon, das darf man ja nicht mehr sagen -, also als Teil der Tifkat (The Institutions formerly known as Troika).Randale ist programmiert. Die Organisatoren kündigen an, “Tausende wütende Menschen” würden die Straßen rund um den Eurotower blockieren und das “Event der Macht und des Kapitals” unterbrechen. Der Aufruhr beginnt morgens um 7 Uhr (oder eher am Vorabend) und soll mit einer Großdemonstration in der Innenstadt von 17 Uhr an enden. Aus Sicht der Frankfurter Einwohner, der halben Million Beschäftigter und der mehr als 300 000 Einpendler sowie der Ordnungshüter heißt das zunächst einmal: Lahmlegung des öffentlichen Lebens jenseits der “massiven Mobilisierung auf den Straßen”. Zum Stillstand tragen die nolens volens zu ergreifenden Gegenmaßnahmen ihren Teil bei: von A wie (großflächige) Absperrung bis Z wie Zugangskontrollen. Im Mai 2012 etwa war die “City of the Euro” einer Festung nicht unähnlich.Der Finanzplatz, mittlerweile einschlägig erfahren, rüstet sich und holt schon mal die Fahnen ein. Man will ja nicht provozieren. Allerdings lassen sich Bankfilialen, Verwaltungsgebäude anderer Finanzdienstleister oder gar ganze Bankentürme schlecht komplett verbarrikadieren oder gar verstecken. Allzu martialisch soll man sich auf Anraten der Behörden ohnehin nicht präsentieren. Mithin geht es vor allem darum, sich gut vorzubereiten, Mitarbeiter und Gebäude zu schützen und so drohenden Schaden zu minimieren. Es werden die seit “9/11” zunehmend erprobten und bewährten “Business Continuity”- und “Disaster Recovery”-Programme abgespult. Beschäftigte arbeiten an dem Tag an längst für Katastrophen aller Art etablierten Ausweicharbeitsplätzen oder wenn irgend möglich zu Hause. Wer unbedingt in die Bank muss, kommt in Tarnklamotten. Geschäftliche Verabredungen werden tunlichst verlegt. Ansonsten hofft man, wie am Freitag in einer Bank zu hören war, dass sich die förmliche Pleite Griechenlands erst nach dem 18. März manifestiert. Andernfalls wäre in “Bankfurt” wohl mit einer Myriade zusätzlicher Aktivisten zu rechnen.