NOTIERT IN NEW YORK

Der Frust der Amerikaner erhält Subprime-Nahrung

Eine wesentliche Ursache der Finanzkrise war die von US-Banken und Politikern forcierte Vergabe großzügiger Immobilienkredite an kaum solvente Haushalte. Die sogenannten Subprime Mortgages wurden verbrieft und weiterverkauft - an meist unzureichend...

Der Frust der Amerikaner erhält Subprime-Nahrung

Eine wesentliche Ursache der Finanzkrise war die von US-Banken und Politikern forcierte Vergabe großzügiger Immobilienkredite an kaum solvente Haushalte. Die sogenannten Subprime Mortgages wurden verbrieft und weiterverkauft – an meist unzureichend informierte Investoren. Mit den Finanzmarktreformen von Präsident Barack Obama sollte dies ein Ende haben. Mittlerweile etabliert sich allerdings ein neuer Markt für Kredite, die nach klassischen Vergabekriterien nie vergeben würden. In sogenannten “Contract for Deed”-Verträgen gibt der Verkäufer dem Hauskäufer einen langlaufenden Hochzinskredit, an dessen Ende die Immobilie übertragen werden soll.Ein Unternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, derartige Kredite zu vergeben, ist etwa die von Daniel Sparks 2014 gegründete Shelter Growth Capital Partners. Sparks hatte vor Jahren das Hypothekenkreditgeschäft von Goldman Sachs geleitet und dabei wie auch andere Banker unwissende Investoren in Subprime-Verbriefungen gelotst. Nun investiert er selbst wieder in den Häusermarkt für finanzschwache Familien. Die Vorteile für den Verkäufer gegenüber dem klassischen Immobilienmarkt sind zahlreich. So können die Häuser üblicherweise mit mannigfaltigen Mängeln veräußert werden. Zudem haben die Käufer weniger Rechte als üblich. Oft können sie, schon kurz nachdem sie in Zahlungsvollzug geraten sind, aus dem Haus fliegen. Die Kreditgeber können so den meist langwierigen Prozess der Zwangsvollstreckung vermeiden.Ein Hauptgrund, warum der “Contract for Deed”-Markt boomt, ist die geringe Verfügbarkeit von kleinen Häuserkrediten unter 100 000 Dollar. Die Banken lassen hiervon meist die Finger, weil einerseits die Bonität der Schuldner schlecht ist und andererseits hohe Kosten anfallen, wenn der Kredit notleidend wird. Die “New York Times” berichtete unlängst, dass 2015 so wenig Häuserkredite unter 100 000 Dollar vergeben wurden wie zuletzt vor mehr als einem Jahrzehnt. Wie lukrativ die Geschäfte sind, zeigt ein jüngerer Deal von Shelter Growth Capital. Von Harbour Portfolio Advisors übernahm der Immobilieninvestor mit Sitz in Stamford (Connecticut) mehr als 200 Häuser für durchschnittlich jeweils rund 22 000 Dollar. Harbour hatte diese ursprünglich in einer Sammelversteigerung von Fannie Mae für je 8 000 Dollar übernommen. Insgesamt hat die Investmentgesellschaft aus Texas fast 7 000 zwangsvollstreckte Häuser billig übernommen. Shelter wiederum verkauft die Häuser nun mit rund 50 % Aufschlag an finanzschwache Käufer weiter und nimmt zudem einen Zinssatz von gut 10 % pro Jahr. Die Laufzeiten gehen dabei von 20 bis 40 Jahre, so dass allein die Zinszahlungen den Häuserpreis weit übersteigen. Subprime-Hypotheken gibt es zwar kaum noch. Die Lage für finanzschwache Amerikaner hat sich dadurch aber nicht verbessert – im Gegenteil. *Entwicklungen wie die am Häusermarkt sind es, die den Frust und die Wut der Amerikaner praktisch landesweit befeuern und vor allem den republikanischen Vorwahlkampf dominieren. In New York hat sich am Dienstag Donald Trump mit mehr als 60 % der Stimmen durchgesetzt. Trump gilt bei wütenden Konservativen als klassischer Außenseiter des Politbetriebs. Die Geschlossenheit der Parteiführung gegen seine Kandidatur dürfte diesen Status nur befördern. Weil Wahlmännerstimmen auf dem Parteitag im Juli bestimmen, wer im November als republikanischer Präsidentschaftskandidat antritt, unterstützt die Partei den erzkonservativen Ted Cruz als einzig ernsthaften Herausforderer von Trump, in Hinterzimmerdeals freie Wahlmännerstimmen einzusammeln. Das hat etwa dazu geführt, dass Trump in Louisiana zwar die Vorwahl gewann, dort mit 18 aber zehn Wahlmännerstimmen weniger als Cruz eingesammelt hat. Im Delegiertenwettlauf hilft diesem das kaum. Er liegt mit 300 Stimmen zurück. Allerdings kostet es ihn Glaubwürdigkeit als Außenseiter. Die Wahl in New York zeigt, dass diese Strategie ihren Preis haben könnte. Zwar wurde nie mit einem Erfolg von Cruz gerechnet. Mit unter 15 % schnitt er aber doch deutlich schlechter ab als lange erwartet.