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Der Gärtner pflegt ein neues Pflänzchen

Von Jan Schrader, Frankfurt Börsen-Zeitung, 4.6.2020 Wenn es ein Wort gibt, das der ehemalige DekaBank-Chef Michael Rüdiger gern mit seinem Namen in Verbindung bringt, dann vermutlich "Wertpapiersparen". Der 56-jährige Manager brauchte wiederholt...

Der Gärtner pflegt ein neues Pflänzchen

Von Jan Schrader, FrankfurtWenn es ein Wort gibt, das der ehemalige DekaBank-Chef Michael Rüdiger gern mit seinem Namen in Verbindung bringt, dann vermutlich “Wertpapiersparen”. Der 56-jährige Manager brauchte wiederholt den Begriff, wenn er die Zahl der Fondssparpläne des Sparkassenhauses hervorhob, und er kultivierte die Metapher des “zarten Pflänzchens der Wertpapierkultur”, um die langwierige Aufgabe des Fonds- und Zertifikateanbieters zu beschreiben. Nach seinem Abschied von der Bank zur Jahreswende zog er sich zeitweilig in seine Heimat am Ammersee zurück, nun bringt er den US-Fondsriesen BlackRock mit der “Förderung des Wertpapiersparens” in Verbindung. Zum 1. Juli übernimmt Rüdiger den Aufsichtsratsvorsitz der Deutschlandtochter, wie BlackRock am Mittwoch mitteilte. Das Unternehmen zeigt sich über den Zugang des “langjährigen Verfechters einer stärkeren Aktienkultur” erfreut.Für den Manager stellt der Wechsel zum weltgrößten Vermögensverwalter einen Kulturbruch dar: War das Wertpapiersparen bei der DekaBank vor allem mit der Beratung in den Sparkassen verbunden, mit klassischen Fonds und dem von Rüdiger aufgebauten Geschäftsfeld der Zertifikate, so ist BlackRock insbesondere für ETFs der Marke iShares bekannt. Rüdiger führt formal nur den Aufsichtsrat der BlackRock Asset Management Deutschland AG, die für die deutsche ETF-Plattform verantwortlich ist und laut Fondsverband BVI auf ein Volumen von rund 30 Mrd. Euro per Ende März kommt. Doch Rüdiger soll darüber hinaus auch für das übrige Deutschlandgeschäft von BlackRock Impulse setzen, also für die Betreuung von institutionellen Investoren und den Fondsvertrieb über Banken, Versicherungen und auch Sparkassen. Der Konzern spricht von einer “weiter gefassten Rolle”, Rüdiger soll die Geschäftsleitung um Deutschlandchef Dirk Schmitz “strategisch beraten”. BlackRock verwaltet für deutsche Kunden den Angaben nach 120 Mrd. Dollar und beschäftigt mehr als 150 Mitarbeiter in Frankfurt und München. Nachfolger von MerzBereits Rüdigers Vorgänger hat sich als Fürsprecher des Wertpapiersparens positioniert: der CDU-Politiker Friedrich Merz, der als Verwaltungsratschef von BlackRock die Finanzbranche aufrief, sich für eine Stärkung der privaten Altersvorsorge und der Aktienkultur einzusetzen. Sein Weggang von BlackRock zeichnete sich bereits ab, als er sich 2018 um den CDU-Parteivorsitz bewarb, ehe er knapp gegen Annegret Kramp-Karrenbauer unterlag. Als die Parteirivalin jedoch im Februar dieses Jahres erklärte, auf eine Kanzlerkandidatur zu verzichten, hatte Merz wenige Tage zuvor bereits seinen Rückzug von BlackRock für Ende März bekannt gegeben. Der 64-Jährige ist neben CSU-Parteichef Markus Söder und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn unterstützt wird, als möglicher Kanzlerkandidat im Gespräch. Er wird dem wirtschaftsnahen und konservativen Teil der Union zugerechnet.Mit dem Wechsel hat sich Rüdiger Zeit gelassen: Ende 2018 kündigte er “aus Gründen der persönlichen Lebensplanung” seinen Rückzug für 2019 an. Die endgültige Stabübergabe an den langjährigen Vizechef Georg Stocker gelang aber erst ein Jahr später zur Jahreswende. Vor seinem Wechsel zur DekaBank im Jahr 2012 war Rüdiger CEO bei der Credit Suisse für Zentraleuropa. Angesichts seines Lebenslaufs kommt er für viele Aufsichtsratsposten in Frage. Im Mai wurde er auf der Hauptversammlung der Deutschen Börse als einfaches Mitglied in das Kontrollgremium gewählt, seit 2013 ist er bereits Mitglied des Aufsichtsrats des Spezialchemiekonzerns Evonik. Rüdiger soll BlackRock in Deutschland stärken, den Austausch mit wesentlichen Kunden, Branchengremien und Entscheidungsträgern ausbauen und Geschäftsmöglichkeiten erschließen. Konkrete Angaben machte ein Sprecher auf Nachfrage allerdings nicht.Es ist aber nicht allein das Wertpapiersparen, das Rüdiger als Merkmal von BlackRock ausmacht. Auch eine “klare Ausrichtung auf Nachhaltigkeit” bringt er mit dem Fondshaus in Verbindung. Noch ein Pflänzchen.