Der gemeinsame Weg zum Erfolg

Die Hauptaufgabe bei der Transformationsfinanzierung wird die Kreditwirtschaft übernehmen - Sie ist der Intermediär, der Angebot und Nachfrage zusammenführt

Der gemeinsame Weg zum Erfolg

Die Welt ist einem ständigen Veränderungsprozess unterworfen, der viele positive Entwicklungen mit sich gebracht hat. Den Wohlstand haben wir jedoch nicht kostenlos erhalten. Wir alle wissen, er ist auch zu Lasten des Klimas entstanden. Nicht zuletzt die weltweiten Aktivitäten junger Menschen haben den Klimawandel und seine negativen Auswirkungen noch stärker in den Vordergrund gerückt.So hat die europäische Politik den Klimawandel und damit den European Green Deal ganz oben auf die Agenda gesetzt. Europa soll bis zum Jahr 2050 der erste klimaneutrale Kontinent sein. Dazu ist ein weitreichender Umbau von Industrie, Energieversorgung, Verkehr und Landwirtschaft notwendig. Wandel muss gerecht seinDie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat dabei richtigerweise darauf hingewiesen, dass die Menschen im Mittelpunkt stehen müssen, da der Wandel nur geschafft werden kann, wenn er gerecht ist und für alle funktioniert. Denn die Transformation von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik bedarf Innovationen und soll für Ressourcenschonung, Emissionsminderung, bessere Lebensqualität, sozialen Ausgleich sorgen und hat Generationengerechtigkeit zum Ziel.In dem Zusammenhang hat die Europäische Kommission schon im März 2018 konstatiert, dass der Finanzsektor bei der Verwirklichung der grundlegenden umwelt- und sozialpolitischen Ziele eine Schlüsselrolle spielt. Was heißt das genau für die Kreditwirtschaft beziehungsweise speziell für die Sparkassen?Gerade Sparkassen sehen ihre Aufgabe in erster Linie darin, ein flächendeckendes kreditwirtschaftliches Angebot für alle Kundengruppen sicherzustellen und durch die Vergabe von Krediten für mittelständische Unternehmen die wirtschaftliche Entwicklung in ihrer Region zu fördern. Sie ermöglichen damit die regionalen und lokalen Wertschöpfungskreisläufe und fördern beziehungsweise sichern Arbeitsplätze, Einkommen und das gesellschaftliche Leben.Seit mehr als 200 Jahren betreiben Sparkassen verantwortlich Bankgeschäfte. Sie stellen dies täglich unter Beweis. Ihr Geschäftsmodell ist darauf ausgerichtet, einen Mehrwert für die Region zu generieren. Dies führt schon heute zu einer starken Identifikation der Mitarbeitenden mit ihrer Arbeit, die sie gerne und erfolgreich ausüben. Wie in der Vergangenheit wird auch aktuell das Geschäftsmodell durch vielfältige Faktoren und Rahmenbedingungen entscheidend beeinflusst. Dazu zählen neben der Finanzmarktsituation zahlreiche politische Initiativen in Europa, die Regulierung, die fortschreitende digitale Transformation und der ökologische Wandel.Die gesellschaftlichen Veränderungen werden von allen Seiten an die Sparkassen herangetragen: von den Kundinnen und Kunden, von den Trägern, von Politik und Aufsicht, von öffentlichen Initiativen, durch die Medien, aber auch von institutionellen Anlegern. Die Sparkassen zeigen, dass sie sehr erfolgreich in dem Umfeld agieren und ihren Auftrag mit großem Engagement erfüllen. Aufgaben gut gemeistertDer Blick zurück verdeutlicht, dass die Sparkassen immer die jeweiligen Herausforderungen, beispielsweise nach der Finanzkrise, gut gemeistert haben. Dabei hat die DNA der Sparkassen sicherlich eine große Rolle gespielt. Es sind die Themen Ökonomie und Soziales, die schon bei der Gründung der Sparkassen im Vordergrund standen und Bestandteil der DNA sind.Aber auch Veränderung gehört zweifellos dazu, denn gerade beim Bankgeschäft ist es für Sparkassen selbstverständlich, dass die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden sowie der Region im Vordergrund stehen – und diese verändern sich permanent. Somit überrascht es nicht, dass sie – wie selbstverständlich – zunehmend ein Nachhaltigkeitsmanagement praktizieren, das die drei Dimensionen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft in den Vordergrund stellt. Das passt zur DNA der Sparkassen.Der entscheidende Teil der Umsetzung des European Green Deal ist die Finanzierung der notwendigen Investitionen sowie der Forschung zur Weiterentwicklung heutiger Angebote unter Klimagesichtspunkten. In dem Zusammenhang muss allerdings deutlich gesagt werden: Die Politik hat die Ziele des European Green Deal zwar verkündet, der Weg dorthin muss aber im Interesse aller und unter Berücksichtigung des jeweils Machbaren noch genauer ausgestaltet werden. Konkreter Rahmen nötigMit anderen Worten: Die Kreditwirtschaft und die Unternehmen benötigen konkrete und langfristige Rahmenbedingungen, die Sicherheit für die nächsten Jahre geben und die Wettbewerbsfähigkeit nicht gefährden. Die Chancen und Risiken müssen gemeinsam betrachtet und gemanagt werden. Die große Frage ist dabei, wie die Transformation finanziert werden kann. Laut einer Analyse der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2019 sind in der EU zwischen 2021 und 2030 jährlich 260 Mrd. Euro zusätzlich nötig, um Energie- und Klimaziele zu erreichen.Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Transformationsfinanzierung nicht durch einzelne allein zu bewerkstelligen ist. Sie kann nur gemeinsam durch öffentliche und private Akteure erfolgreich gestaltet werden: Der Staat kann zum Beispiel mit zinsvergünstigten Darlehen, Garantien, aber auch mit Hilfe steuerlicher Instrumente private Investitionen fördern. Eine bereits gut geübte Praxis für die Förderbanken von Bund und Ländern. Dabei sind die Förderbanken ein wichtiger Partner für Kapitalbeteiligungsgesellschaften und damit Mitgestalter der Transformation. Institutionelle Investoren, wie Versicherungen, Pensionsfonds, Investmentfonds und Vermögensverwalter, verfügen über ein enormes Kapitalvolumen und beabsichtigen, dies renditeorientiert zu investieren. Dies geschieht natürlich unter Berücksichtigung der entsprechenden Risikoneigung. So beteiligen sie sich unter anderem auch an spezialisierten Fonds, wie zum Beispiel in Private-Equity-Fonds. Für viele dieser Investoren gelten bei der Kapitalanlage umfangreiche regulatorische Vorschriften. Entsprechend agiert die Gruppe der institutionellen Investoren vorwiegend sicherheitsorientiert. Im Vordergrund steht, langfristig und stabil Erträge zu erzielen, bei gleichzeitig wenig volatiler Wertentwicklung. Wirtschaftlich haben professionelle Investoren eine herausragende Bedeutung, weil sie mit ihren Transaktionen dafür sorgen, dass Liquidität an den Märkten vorhanden ist. Gerade die ist für den Transformationsprozess essenziell. Die Unternehmen benötigen aktuell Kapital zur Finanzierung der anstehenden Entwicklungen und Umrüstungen, die institutionellen Investoren suchen Anlagemöglichkeiten – eine perfekte Ergänzung, die der Gesellschaft zugutekommt. Strategische Investoren, die in der Regel beim Kauf eines Unternehmens politischen Überlegungen folgen, wie zum Beispiel bei der Realisierung von Synergiepotenzial, Erschließung neuer Märkte, Stärkung der Marktposition und beim Zugang zu Innovationen. Dies ist notwendig, um den Transformationsprozess am Laufen zu halten. Im Gegensatz zu den institutionellen Investoren besteht hier die Möglichkeit, Risiken einzugehen. Manchmal braucht es nämlich Risiko, um mehr Bewegung in die gewünschte Richtung – hier im Sinne von mehr Nachhaltigkeit – zu bekommen. Private Haushalte, die “grüne Aktivitäten” über Sparprodukte oder unter anderem über Crowdfunding finanzieren. Zum einen ist es also das Kapital, das den Transformationsprozess unterstützt. Zum anderen ist es aber auch der Druck, der durch die große Anzahl von Kundinnen und Kunden entsteht. Beides trägt zur Entwicklung von mehr nachhaltigen Geldanlagen bei.Die Hauptaufgabe wird aber die Kreditwirtschaft übernehmen. Sie ist seit jeher der Intermediär, der Angebot und Nachfrage zusammenbringt. Durch die Banken und Sparkassen werden Einlagen und Fördermittel in die Transformationsfinanzierung gelenkt. Wichtige Voraussetzung, die auch lokal geprüft und verantwortet wird, ist die Wirtschaftlichkeit der jeweiligen Transformationsfinanzierung. Es sind die Kreditinstitute, die vor Ort die Unternehmen beraten, welche Finanzierungsmittel passen könnten, und damit notwendige Unternehmensinvestitionen unterstützen. So sind die Sparkassen beispielsweise führend bei der Kreditvergabe zu Energieeffizienz und erneuerbaren Energien auf Basis öffentlicher Förderprogramme.Der Megatrend Nachhaltigkeit macht einen Strukturwandel notwendig. Alle, die dazu beitragen können, sollten auf eine passende Unterstützung durch die Kreditwirtschaft zählen dürfen. Die Sparkassen-Finanzgruppe hat für die jeweilige Unternehmensphase und Unternehmensgröße das richtige Angebot, es reicht vom Venture Capital über den klassischen Bankkredit bis hin zu hybriden Finanzierungsformen. Gewerbliche Kundinnen und Kunden brauchen Unterstützung bei der Umstellung auf eine klimafreundliche Wirtschaftsweise. Die Privatkundschaft benötigt einen einfachen Zugang zu neuen Technologien und zur Teilhabe an der Wertschöpfung. Passende LösungenFür alle bieten die Sparkassen und ihre Verbundpartner passende Lösungen an. Denn es ist und bleibt ihr erklärtes Ziel, die Entwicklung in der Region zu fördern, sich dabei an den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden auszurichten und den gesellschaftlichen Wandel mit zu gestalten. Etliche Sparkassen haben heute schon Kreditrichtlinien eingeführt, die eine nachhaltige Kreditvergabe sicherstellen sollen, und gehören damit zu den Vorreitern.Dass die Sparkassen-Finanzgruppe in der Lage ist, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und notwendige Unterstützungsleistungen bereitzustellen, beweist sie aktuell in der Coronakrise. Gemeinsam mit der Politik hat sie schnell Lösungen entwickelt, um Gelder zügig und unbürokratisch zu gewähren. Die Sparkassen haben in vielen Beratungsgesprächen die Kundinnen und Kunden unterstützt und individuelle Lösungen sowohl für die Firmen- als auch die Privatkundschaft gesucht – und gefunden.Die Politik sollte sicherstellen, dass der Kreditwirtschaft keine bürokratischen Hürden im Weg stehen, um den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft unterstützen zu können. Gemeinsam können wir dann die gesteckten Ziele erreichen. Michael Breuer, Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes