Der "Green Bund" birgt Risiken

Bundesbank ortet Gefahr der Fragmentierung am Sekundärmarkt - Ferber pocht auf Verhältnismäßigkeit

Der "Green Bund" birgt Risiken

Bei aller Unterstützung der Bemühungen um einen grüneren Kapitalmarkt weist die Bundesbank auch auf Risiken hin. So birgt die Emission einer grünen Bundesanleihe die Gefahr einer Fragmentierung bestehender Finanzierungsinstrumente am Sekundärmarkt, wie Vorstandsmitglied Sabine Mauderer warnt.bn Frankfurt – Die Deutsche Bundesbank fordert grundsätzlich mehr Nachhaltigkeit im Finanzmarkt ein, sieht im konkreten Fall der Emission einer grünen Bundesanleihe indes Umsetzungsrisiken. “Die Herausforderung liegt darin, einen ,Green Bund` am Markt zu etablieren, ohne die hohe Liquidität konventioneller Bundesanleihen am Sekundärmarkt zu beeinträchtigen und ohne bestehende Finanzierungsinstrumente zu fragmentieren”, hat Sabine Mauderer, im Vorstand der Bundesbank zuständig für Märkte und Personal, am Freitag auf der 7. Fachtagung “Nachhaltigkeit leben – Chancen und Anforderungen für Finanzdienstleister” erklärt. Voraus schickte sie dieser Einschätzung die Festellung, ein “Green Bund” wäre “ein Signal der Bundesregierung, den steigenden Stellenwert von Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Finanzsystem konkret zu untermauern”. Grüne EmissionspläneDass der Bund die Emission einer grünen Staatsanleihe vorbereitet, hatte Tammo Diemer, Co-Geschäftsführer der für die Ausgestaltung und Emission der Bundesanleihen zuständigen Deutschen Finanzagentur, im Mai auf Anfrage der Börsen-Zeitung bestätigt. Der Prüfauftrag des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung zu grünen Bundesanleihen sei breit angelegt, erklärte er damals. In diesem Zusammenhang prüfen man “auch eine Innovation, nach der die Verpflichtung des Bundes zu grünen Investitionen in einem separaten Wertpapier festgeschrieben würde”, sagte er damals. In Kombination mit einer klassischen Anleihe des Bundes erhielte der Investor eine grüne Bundesanleihe. Markt im UngleichgewichtAuf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit sieht Mauderer den Finanzmarkt auch vor dem Problem, das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage abzubauen. Mehr Marktwachstum für grüne Anleihen zu schaffen sei weiterhin notwendig, sagte sie. Zwar ist der Markt für Green Bonds in den vergangenen Jahren rasant gewachsen (siehe Grafik). Nach wie vor aber machen grüne Anleihen nur gut 1 % des weltweiten Anleihe-Emissions-Volumens aus: “Die Nachfrage nach Green Bonds übersteigt das Angebot um ein Vielfaches. Hier besteht ein deutliches Marktungleichgewicht”, stellte Mauderer fest. Das Emissionsvolumen des Dutch Sovereign Green Bond von 6 Mrd. Euro etwa sei mehr als dreifach überzeichnet gewesen. Ein solches Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wie aktuell könne gefährlich sein.Sie erinnerte an die Zeit vor der Finanzkrise. Der Run auf Triple-A-Assets habe damals dazu geführt, dass Produkte wie Verbriefungen mit der höchsten Bonitätsnote versehen worden seien, ohne das Versprechen dieser Einstufung halten zu können. Folge sei ein großer Vertrauensverlust gewesen. “Das darf sich bei grünen Anleihen nicht wiederholen: Wo ,grün` draufsteht, muss auch ,grün` drin sein”, erklärte Mauderer. Nötig seien dazu Markttransparenz und eine unabhängige, nicht gewinngetriebene Klassifizierung von grünen Assets: “Wir müssen die Marktkräfte klug wirken lassen.” Trotz des Risikos von Greenwashing sei aber klar: “Wenn wir aufgrund dieses Risikos gar nicht nachhaltig investieren würden, wäre das Risiko insgesamt aber noch viel größer.” Ans Publikum der Fachtagung richtete sie den Appell: “Bleiben Sie dran und verstärken Sie Ihr Engagement im Bereich Green Finance.”Herausforderungen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit stellte der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber heraus. So sollte der EU-Gesetzgeber, wenn er in den kommenden Monaten die Regeln für eine Klassifikation grüner Anlagen (Taxonomie) festlegt, seiner Meinung nach “der Versuchung widerstehen, Anleger gegen ihre Interessen in nachhaltige Anlagen zu treiben”, wie er erklärte. Zwar sei Nachhaltigkeit fraglos eine Präferenz, die etwa im Zuge der Anlageberatung abzufragen sei. Wer aber nicht in grüne Anlagen investieren wolle, dem sollten auch “keine Steine in den Weg gelegt werden”. Zudem dürfte, bei allem Wunsch nach einem grüneren Finanzsektor, der risikobasierte Ansatz der Regulierung nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden, kommentierte Ferber Pläne für einen Rabatt in den Eigenkapitalanforderungen im Falle grüner Anlagen (Green Supporting Factor). “Fragen Sie die Investoren des Solarmodulherstellers Solarworld, wie sicher ihre Anlage waren”, fügte er mit Blick auf den im Mai 2017 pleitegegangenen Konzern hinzu.Wenig hält Ferber, wie er deutlich machte, auch von Vorschlägen, einen Anreiz für staatliche Investitionen in Nachhaltigkeit zu schaffen, indem diese von den für den Stabilitäts- und Wachstumspaket relevanten Berechnungen ausgeklammert würden. Seiner Einschätzung zufolge würde dies vor allem Ideen befeuern, verschiedenste Ausgaben als grün zu deklarieren und damit aus der Verschuldung herauszudefinieren. Beim Aufbau eines nachhaltigen Kapitalmarktes müsse das Prinzip der Verhältnismäßigkeit beachtet werden, der Regulierungsrahmen dürfe keinen Akteur überlasten, mahnte Ferber.