Der Häuslebauer ist zurück
Eines haben die Quartalszahlenvorlagen von J. P. Morgan, Bank of America und Wells Fargo gezeigt: Ohne stabile Geschäftsfelder tragen Sonderfaktoren weiter wesentlich zur Gewinnentwicklung der US-Großbanken bei. J. P. Morgan hat 1,68 Dollar je Aktie verdient – 31 Cent mehr, als an der Wall Street im Schnitt erwartet worden war. Die Gewinnprognose konnte indes nur übertroffen werden, weil statt des üblichen Steueraufwands von 2 Mrd. Dollar im Quartal diesmal eine Steuergutschrift von 70 Mill. Dollar verbucht wurde.Bank-of-America-CEO Brian Moynihan kann zwar auf Kostensenkungen verweisen, wenn er den jüngsten Quartalsgewinn von 4,5 Mrd. Dollar dem mehrere hundert Millionen Dollar schweren Verlust der Vorjahresperiode gegenüberstellt – doch verdankt er den Erfolg wesentlich den in diesem Jahr ausbleibenden milliardenschweren Rechtskosten. Dass Wells Fargos Gewinn trotz des Alleinstellungsmerkmals steigender Erträge kaum wuchs, lag daran, dass die Kreditrisikovorsorge zuletzt kräftig stieg. Der hohe Anteil von Krediten an heimische Ölindustrieunternehmen spiegele sich darin wider, erklärt Finanzchef John Shrewsberry.Ein Lichtblick für die US-Institute ist das Häuserkreditgeschäft. Wells Fargo und J. P. Morgan, die größten Anbieter in den Vereinigten Staaten, melden einen Anstieg um jeweils mehr als ein Fünftel. Im Gegensatz zum Boom vor einigen Jahren könnte der Aufschwung diesmal nachhaltiger sein. Damals handelte es sich praktisch nur um aufgeschobene Refinanzierungen, die aufgrund des mit der Finanzkrise abgestürzten Zinsniveaus dann attraktiv waren. Damit war eine kurze Dauer des Booms programmiert.Nun handelt es sich laut Wells Fargo um eine generelle Aufhellung der Lage am US-Häusermarkt. Neben Refinanzierungen, die von der Aussicht auf steigende Zinsen getrieben werden, nimmt auch die Kreditaufnahme für Häuserkäufe zu. Der gestiegene Optimismus der US-Konsumenten, die bessere Lage am Arbeitsmarkt und die Aussicht auf ein endlich steigendes Lohnniveau haben den lahmenden Markt in Bewegung versetzt. Die US-Banken verbinden mit dem Heimatmarkt große Hoffnungen, da sich die internationale Lage düster darstellt. Wells-Fargo-CFO Shrewsberry hält es für möglich, dass wieder das Vorkrisenniveau erreicht wird. Ein Traum oder Alptraumszenario? Schließlich war die lose US-Häuserkreditvergabe ein wesentlicher Faktor, der half, das weltweite Finanzsystem fast zum Einsturz zu bringen. So oder so: Der US-Häuslebauer ist offenbar wieder da.