"Der Immobilienmarkt ist kein globaler"

BIS-Studie betont lokale Unterschiede trotz synchroner Preisentwicklung

"Der Immobilienmarkt ist kein globaler"

Von Anna Sleegers, FrankfurtVielerorts sind die Immobilienpreise derart explodiert, dass man für die Wohnungssuche über ein überdurchschnittliches Einkommen oder ein ererbtes Vermögen verfügen sollte. So steigen zum Beispiel in Deutschland die Preise für Wohnimmobilien seit zehn Jahren ohne Pause (siehe Grafik). Eine Entwicklung, die nicht bloß Gentrifizierungskritiker und Lokalpolitiker umtreibt, sondern auch Notenbanker, die wegen der prozyklischen Effekte sinkender Immobilienpreise um die Finanzstabilität bangen.Unter der Leitung des niederländischen Notenbankers Paul Hilbers hat eine Studiengruppe der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) versucht, die Faktoren herauszuarbeiten, die den nahezu synchronen Anstieg der Immobilienpreise seit der Finanzkrise antreiben. Neben regulativen Eingriffen der Politik galt das Augenmerk der Forscher auch dem Einfluss ausländischer Investoren, dem Zinsumfeld sowie der Entwicklung der Einkommen.Einfache Antworten findet die 61-seitige Studie nicht, was allerdings auch nicht weiter überrascht, da sie ungewöhnlich breit angelegt ist. Insgesamt betrachten die Autoren die Entwicklungen in mehr als 20 Märkten für Wohn- und Gewerbeimmobilien, die sich bei Ausbruch der letzten Finanzkrise in ganz unterschiedlichen Ausgangslagen befanden.So arbeitet die Studie etwa heraus, dass der Einfluss ausländischer Investoren in Kanada, Hongkong, Singapur und Spanien seit der Finanzkrise aufgrund gesetzlicher Änderungen an Bedeutung gewonnen hat. In anderen Märkten, die wie Belgien, die Niederlande oder Großbritannien nur wenige oder keine Restriktionen für ausländisches Kapital kennen, entfällt der Studie zufolge immer noch ein weit größerer Anteil am Immobilienbesitz auf internationale Investoren.Was deren Einfluss betrifft, mahnt die BIZ-Studie weitere Arbeiten an: Es gebe Hinweise auf eine positive Korrelation zwischen dem Anteil ausländischer Investoren und der Preisentwicklung. Die könne zum Teil auch an den Erwartungen der lokalen Marktteilnehmer liegen, um harte Aussagen dazu zu formulieren, fehle es jedoch an fundierter Forschung.Mit Blick auf die Finanzstabilität sei die Präsenz von Auslandsinvestoren jedoch vorteilhaft: Da sie ihre Investitionen in der Regel auch über ausländische Banken finanzierten, stellten sie im Falle lokaler Immobilienkrisen im Gegensatz zu inländischen Investoren keine Belastung für die lokalen Banken dar. Eine globale Immobilienkrise stehe nicht zu befürchten, da der Immobilienmarkt trotz des synchronen Preisanstiegs kein globaler sei. Das zeigen Hilbers zufolge die unterschiedlichen Preisdynamiken: “Manche Preistreiber sind in manchen Ländern wichtiger als in anderen.”——Der synchrone Anstieg der weltweiten Preise hat verschiedene lokale Ursachen.——