Der Insourcer DWP Bank lagert aus
Der national systemrelevante Wertpapierabwickler DWP Bank lagert die IT-Infrastruktur und den Anwendungsbetrieb an den zur Sparkassen-Finanzgruppe gehörenden Insourcer Finanz Informatik Technologie Service aus.Von Bernd Neubacher, FrankfurtDer als national systemrelevant eingestufte Insourcer Deutsche Wertpapierservice Bank AG (DWP) Bank lagert seinerseits im großen Stil aus. Schon per Monatsbeginn hat der zur Sparkassen-Finanzgruppe gehörende Anbieter von IT-Outsourcing-Dienstleistungen, die Finanz Informatik Technologie Service (FI-TS), die IT-Infrastruktur sowie den Anwendungsbetrieb des vom Genossenschafts-, Sparkassen- und Landesbankensektor getragenen Wertpapierabwicklers übernommen. Der Vertrag der beiden Parteien läuft zunächst bis 2023, mit einer Option auf mehrjährige Verlängerung. Das Volumen der Vereinbarung wird auf einen dreistelligen Millionenbetrag über die zunächst vereinbarte Laufzeit beziffert. Näher wollen sich die Beteiligten zu den finanziellen Details der Transaktion nicht äußern. DWP-Vorstandsmitglied Thomas Klanten macht gleichwohl deutlich, dass die DWP Bank nun jährlich mit mehreren Millionen Euro an Einsparungen rechnet. Diese kann die DWP Bank gut gebrauchen. Denn die auf Größenvorteile angelegte Transaktionsbank, die vor knapp zwei Jahren eine Auslandsexpansion abbrach und ihre Führung austauschte, kämpft mit rückläufigen Volumina. 2014 ist die Zahl der verarbeiteten Transaktionen um gut 1 Million auf rund 20 Millionen gesunken, infolge eines geringeren Provisionsergebnisses reduzierte sich das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 10,4 Mill. auf 6,1 Mill. Euro. EffizienzerwägungenDie Auslagerung an die FI-TS folge strategischen und Effizienzerwägungen, sagt DWP-Vorstandsmitglied Klanten, seit Dezember 2013 im Amt, der Börsen-Zeitung. Es gebe keinen Zusammenhang zwischen der Sonderprüfung der Bank 2012 und der Auslagerung an die FI-TS. Ende vergangenen Jahres hatte die DWP-Bank mitgeteilt, die im Prüfungsbericht getroffenen Feststellungen seien 2013 und 2014 abgearbeitet worden. Weiter: “Die dauerhafte Umsetzung der (neu) definierten Vorgaben in der dwpbank ist im Rahmen der Steuerungskreisläufe ab 2015 konsequent nachzuhalten. Die Erfüllung aufsichtsrechtlicher Anforderungen erhöht für die Mandanten Sicherheit, Qualität und Stabilität in der Outsourcingkette.” Intensive GesprächeAls national systemrelevantes Institut, das der Aufsicht einen Sanierungsplan vorlegen muss, steht die DWP Bank grundsätzlich unter besonderer Beobachtung durch die Aufsicht. Klanten zufolge gingen der Auslagerung an die FI-TS rund ein Jahr lang intensive Gespräche voraus, auch intern. Die Kunden, unter ihnen Genossenschaftsbanken, die mit den soeben in einer Fusion begriffenen Fiducia und GAD ihre eigenen IT-Dienstleister unterhalten, waren zu konsultieren. Warum der Insourcer nun seinerseits auslagert? “Aus demselben Grund, den wir unseren Kunden als Motiv für eine Auslagerung nennen: Es ist strategisch sinnvoll, nachgelagerte Aktivitäten in der Wertschöpfungskette an ein Unternehmen zu geben, das dort seine Hauptkompetenz hat, damit man sich auch im Sinne der Kunden auf sein Kerngeschäftsfeld konzentrieren kann”, sagt er. Ein recht dicker FischDie FI-TS hat mit dem Wertpapierabwickler einen recht dicken Fisch an Land gezogen. Im September 2013 hatte bereits die LBBW ihr Rechenzentrum mit rund 260 Mitarbeitern an die FI-TS ausgelagert. Zu den Kunden der Gesellschaft zählen ferner die BayernLB sowie die Helaba. Auch wenn aus der Finanzaufsicht zuletzt Signale zu vernehmen waren, dass diese die Anforderungen an Outsourcing wieder strenger fassen wolle, prognostiziert Walter Kirchmann, Vorsitzender der Geschäftsführung von FI-TS, dass neue Vorgaben in der Regulierung, vor allem aber Kostendruck infolge niedriger Zinsen das Outsourcing-Geschäft beflügeln werden. Für 2014 hat die Gesellschaft einen Anstieg ihres Umsatzes von 243 Mill. auf 324 Mill. Euro ausgewiesen, der Jahresüberschuss erhöhte sich um 1,9 Mill. auf 2,6 Mill. Euro. Über die schon ab Monatsanfang geltende Vereinbarung mit der DWP Bank habe man die Öffentlichkeit erst jetzt informiert, da man zunächst die ersten beiden Wochen, welche erfahrungsgemäß die schwierigsten seien, habe abwarten wollen: “Wir haben diesen Übergang des IT-Betriebs erfolgreich hinbekommen”, so nun sein Fazit. Es soll nur einen gebenWie DWP-Vorstandsmitglied Klanten erläutert, setzt die Gesellschaft auf die FI-TS als alleinigen Outsourcing-Dienstleister. Schon bislang kümmerte sich die Münchener Gesellschaft zwar um den Mainframe. Daneben aber hatte DWP, was dezentrale, serverbetriebene Systeme sowie offene Infrastruktur angeht, jeweils andere Anbieter mandatiert. Dies sei in den zurückliegenden zehn Jahren auch geschehen, um die Sicherheit zu gewährleisten, heißt es. Der technische Fortschritt aber erlaube inzwischen, unter anderem mit Hilfe einer Verdopplung von Rechenzentren, die Konzentration auf einen Anbieter, ohne Abstriche bei der Sicherheit machen zu müssen. Die bislang andernorts ausgelagerten Tätigkeiten werden nun bis Ende 2016 schrittweise überführt. Die Aufsicht muss freilich dafür Sorge tragen, dass sich damit nicht auch Ausfallrisiken konzentrieren.