Im Gespräch: Frank Walthes und Andreas Kolb

„Der Jahresüberschuss erreicht ein Allzeithoch“

Der Gewinnschub der Versicherungskammer beschert den Sparkassen eine deutlich erhöhte Dividende. Vorstandschef Frank Walthes ist voll zufrieden mit der Schaden- und Unfallversicherung, zudem registriert er Rückenwind in der Krankenversicherung. Die Einmalbeiträge in der Lebensversicherung sind gesunken.

„Der Jahresüberschuss erreicht ein Allzeithoch“

Die Versicherungskammer hat das herausfordernde Jahr 2024 gut abgeschlossen. Dies sagte Vorstandsvorsitzender Frank Walthes im Gespräch mit der Börsen-Zeitung anlässlich der Vorlage der endgültigen Zahlen 2024 – nachdem er bereits im Januar Eckdaten in der Börsen-Zeitung genannt hatte. „Die Zahlen haben sich zwischenzeitlich nochmals verbessert“, sagte Walthes. Die Bruttobeitragseinnahmen des Konzerns, der seinen Hauptsitz in München hat, seien um 5,2% bei den laufenden Beiträgen und insgesamt um 3,9% auf 9,02 Mrd. Euro gestiegen.

Kapitalmarkt sehr positiv

Insbesondere das Ergebnis vor Steuern übertrifft mit einem Anstieg von 386 auf 432 Mill. Euro weit die Januar-Schätzung von 360 bis 370 Mill. Euro. „Einige der noch zu Beginn des Jahres zu bewertenden Belastungen, die wir im Gespräch mit den Wirtschaftsprüfern diskutiert hatten, haben sich nicht in der Höhe realisiert“, sagte Walthes. Der Kapitalmarkt habe sich zum Ultimo des vergangenen Jahres sehr positiv entwickelt. Die Nettoverzinsung habe 2,4 nach 2,3% im Vorjahr betragen. Im Januar waren noch 2,3% prognostiziert worden.

Walthes wies insbesondere auf den Nettogewinn hin: „Im Jahresüberschuss können wir ein Allzeithoch seit der Privatisierung 1995 melden.“ Er stieg von 341 auf 354 Mill. Euro. Die überdurchschnittliche Belastung aus Naturkatastrophen schlug dabei nicht voll durch: „Unser aktiv gemanagtes Rückversicherungsprogramm hat die Schadenwirkung auf das Jahresergebnis deutlich abgefedert.“

Die Ausschüttung werde von 93,2 auf 103,3 Mill. Euro steigen, kündigte der Vorstandschef der Versicherungskammer an: „Damit liegen wir über dem ursprünglichen Plan, die steigende Tendenz geht weiter.“ Die Eigentümer der Versicherungskammer sind mehr als 80 Sparkassen, die knapp 84% der Anteile halten. Hinzu kommen die Sparkassenverbände Bayern (rund 14%), Rheinland-Pfalz (1,6%) und Saarland (0,3%).

Zinslage dämpft Leben-Geschäft

Walthes strich das Umsatzplus in der Sparte Schaden- und Unfallversicherung heraus. Die Beitragseinnahmen stiegen auf 3,5 Mrd. Euro. Das Plus von 9,2% liege etwa auf Vorjahresniveau, sagte er: „Damit sind wir voll zufrieden.“ In der Kraftfahrtversicherung sei der Vertragsbestand um 9,3% gestiegen. Die Schaden- und Kostenquote der Schaden-Unfall-Sparte habe man von 106,2 auf 102,5% gesenkt. Bereinigt um die außerordentlichen Belastungen aus Naturkatastrophen von rund 380 Mill. Euro liege die Versicherungskammer 2024 unter der Marke von 100%: Die Combined Ratio sei bereinigt von 100,0% auf 98,4% gesunken.

Den Rückgang der Beitragseinnahmen in der Sparte Lebensversicherung um mehr als 3% auf 2,28 Mrd. Euro begründete Walthes mit dem Schrumpfen der Einmalbeiträge von 1,5 Mrd. Euro im Jahr 2022 und 941 Mill. Euro im Folgejahr auf 840 Mill. Euro im Jahr 2024. „Damit sind wir zwar immer noch unter den größten Produzenten am deutschen Markt, aber das ist uns als Konzern natürlich zu wenig“, sagte Walthes. Langlaufende Anlagen seien angesichts der Zinslage nicht sehr gefragt gewesen. Nun strebe man wieder ein Einmalbeitrags-Volumen von rund 1 Mrd. Euro an.

Firmen ordern Krankenversicherung

Auf Expansionskurs seien die privaten Krankenversicherer der Gruppe, betonten die Vorstände. Sie erhöhten die Bruttobeiträge um 3,8% auf 3,13 Mrd. Euro, dabei kletterte das Neugeschäft um 24%.

Andreas Kolb, Finanzvorstand der Versicherungskammer.

Als Treiber hat die Versicherungskammer die betriebliche Krankenversicherung identifiziert. Die Zahl der versicherten Personen sei seit 2020 um mehr als die Hälfte auf gut 300.000 Personen gestiegen, sagte Finanzvorstand Andreas Kolb, der zum 1. April zusätzlich zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden berufen wurde. Die neue Bundesregierung werde sehr stark auf die Eigenverantwortung der Unternehmen und damit auf die Mitarbeiter setzen, ist Walthes überzeugt. Daher erwarte die Versicherungskammer eine weitere Stärkung der privaten Zusatzvorsorge. Firmen könnten auf diese Weise zudem Mitarbeiter an sich binden.

Krankenhäuser im Fokus

Kolb bietet darüber hinaus an, die Regierung beim Thema Gesundheit mit Wissen zu unterstützen. Für die Finanzierung müsse man die Probleme auf der Leistungsseite lösen, also das Gesundheitssystem strukturell neu aufstellen: „Wir haben sehr viele Informationen, was da funktioniert und was nicht funktioniert.“

Walthes wies darauf hin, dass das Thema Krankenversorgung angesichts militärischer Herausforderungen neu gedacht werden müsse. Die bisherige Bundesregierung habe relativ viele Krankenhäuser unter der Maßgabe der Optimierung des Regelbetriebs auf den Prüfstand gestellt. „Jedoch hat uns die Corona-Pandemie gelehrt, dass wir für Krisensituationen vorbereitet sein müssen“, so Walthes. Der Operationsplan Deutschland, der auch die zivilen Unterstützungsleistungen für die Aufrechterhaltung der Verteidigungsfähigkeit auflistet, ziele hierauf ab: „Man sieht, dass man mancherorts genau solche Krankenhäuser vorhalten muss, um auch große Zahlen von Verwundeten medizinisch versorgen zu können.“ Er erkenne positive Signale, dass die Daseinsvorsorge nunmehr einen Schub erhalte.

IM GESPRÄCH: FRANK WALTHES UND ANDREAS KOLB

„Der Jahresüberschuss erreicht ein Allzeithoch“

Vorstandsvorsitzender und Finanzvorstand der Versicherungskammer melden einen erfolgreichen Endspurt 2024 – Einmalbeiträge bleiben unter Druck

Der Gewinnschub der Versicherungskammer beschert den Sparkassen eine deutlich erhöhte Dividende. Vorstandschef Frank Walthes ist voll zufrieden mit der Schaden- und Unfallversicherung, zudem registriert er Rückenwind in der Krankenversicherung. Die Einmalbeiträge in der Lebensversicherung sind gesunken.

Von Michael Flämig, München
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