Der Kunstmarkt ordnet sich neu
Von Anna Perucki, Frankfurt Manches Werk bleibt bei den Auktionen mit Alten Meistern in New York unverkauft, wie z. B. Lucas Cranachs Bildnis einer jungen Frau oder Canalettos Ansicht von Mestre. Und auch bei anderen wichtigen Versteigerungen der Traditionshäuser Sotheby’s und Christie’s bleibt so manches liegen. Die Auktionen von Impressionisten und moderner Kunst haben wesentlich weniger umgesetzt als erwartet. 20 % der Lose blieben unverkauft. Ist das ein Zeichen einer Krise?Zwei Studien versuchen etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Schrumpfendes Wirtschaftswachstum und anhaltende konjunkturelle Unsicherheit auf den globalen Märkten haben auch auf dem Kunstmarkt ihre Spuren hinterlassen. Laut der aktuellen Studie der TEFAF (The European Fine Art Foundation) fiel der weltweite Umsatz im Jahre 2012 um 7 % von 46,3 Mrd. Euro auf 43 Mrd. Euro.Die USA hat ihre traditionelle Vormachtstellung als größter Kunstmarkt mit einem Plus von 5 % und 14,3 Mrd. Euro wiedererlangt. Der chinesische Kunstmarkt ist dieser Studie zufolge im vergangenen Jahr auf 10,6 Mrd. Euro eingebrochen und damit nicht mehr der größte der Welt. Nun repräsentieren die USA 33 % des weltweiten Kunstmarktes, China 25 % und Großbritannien 23 %.Auf dem chinesischen Hauptwachstumsmarkt der letzten Jahre, dem Auktionsmarkt, waren Rückgänge um 30 % registriert worden. Das globale Transaktionsvolumen reduzierte sich 2012 um etwas weniger als 4 % auf 35,5 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Rückgang von knapp 30 % im Vergleich zum Boom-Jahr 2007 vor der weltweiten Wirtschaftskrise und Rezession.Volatilität auf den Anlagemärkten sorgt für eine Abwanderung zu sicheren Vermögenswerten. Die Werke von arrivierten Künstlern aus dem Spitzensegment erzielten die besten Preise. Viele Kunstkäufer minimieren ihr Risiko, indem sie Werke von namhaften Nachkriegs- und anerkannten Gegenwartskünstlern aus dem Spitzensegment, die sogenannten Blue Chips, präferieren. Diese Nachkriegs- und zeitgenössische Kunst machte weltweit mit 43 % den größten Anteil des Marktes aus. Die Auktionsverkaufszahlen in diesem Segment stiegen um 5 % auf nahezu 4,5 Mrd. Euro, den bisher höchsten Wert.Moderne Kunst bildete den zweitgrößten Anteil mit 30 % des Kunstauktionsmarktes. Nach dem Höhepunkt im Jahr 2011 von 3,8 Mrd. Euro sanken allerdings die Auktionsverkäufe 2012 um 17 % auf 3,2 Mrd. Euro. Die Verkaufszahlen im Kunsthandel verringerten sich um 4 % auf geschätzte 22,2 Mrd. Euro. Das untere Marktsegment zeigte die schwächste Performance.Die Studie informiert auch über den brasilianischen Kunstmarkt, einen der weltweit wichtigsten Wachstumsmärkte. Die Verkaufszahlen für 2012 beliefen sich hier auf geschätzte 455 Mill. Euro, was ungefähr 1 % des weltweiten Umsatzes entsprach. Die Kaufkraft der wohlhabenden Kunstsammler sei der Hauptgrund, weshalb Brasilien so stark an Bedeutung für den Kunstmarkt gewonnen habe. Restriktive Steuer- und Einfuhrregularien seien jedoch ein Hindernis für die internationale Entwicklung des brasilianischen Kunstmarkts.Eine andere aktuelle Bilanz zur Einteilung des Kunstmarkts von Artprice, dem börsennotierten Datenbankunternehmen aus Frankreich, und dem chinesischen Branchendienst Artron als Partner kommt zu dem Ergebnis, dass es sowohl in China als auch in der westlichen Welt einen Zuwachs gegeben hat. Allerdings sind verschiedene Standards und Parameter zu berücksichtigen, wie z. B. unterschiedliche Vorlieben der Kunstkäufer.Normalerweise werden bei der westlichen Beobachtung des chinesischen Markts wie selbstverständlich westliche Kategorien zugrunde gelegt. Die in West und China getrennte und transparente Analyse von Artprice und Artron versucht, einen parallelen Markt zu dokumentieren, der mit der westlichen Kunstwelt nur an wenigen Stellen Überschneidungen aufweist.An westlicher Kunst sind die Chinesen generell nicht interessiert. 38,49 % (3,26 Mrd. Dollar) des chinesischen Marktes nehmen laut Artron der Verkauf von Porzellan und anderen Objekten ein. 59,93 % entfallen auf traditionelle chinesische Malerei und Kalligraphie.Laut dieser Studie blieb China einschließlich Hongkong mit Verkäufen in Höhe von 5,07 Mrd. Dollar (3,8 Mrd. Euro) der größte Kunstmarkt weltweit. Gegenüber dem Vorjahr sei das Volumen 2012 jedoch leicht zurückgegangen. China erreicht damit aber immer noch 41,3 % der weltweiten Verkäufe, verglichen mit 27 % in den USA und 18 % in Großbritannien. Das Volumen der chinesischen Auktionsumsätze generierte 8,46 Mrd. Dollar und damit 37,14 % weniger als noch im Jahr davor. Rückgang in DeutschlandNicht nur moderne, sondern auch die zeitgenössische und die Nachkriegskunst zählten dagegen im Westen zu den spekulativsten und profitabelsten Werken.Das Volumen des weltweiten Kunstmarktes stieg den Artprice-Angaben zufolge im vergangenen Jahr um 6,1 % auf fast 12,3 Mrd. Dollar (9,45 Mrd. Euro) – vor allem dank der Dynamik des Handelsplatzes New York. Auch in Deutschland ist der Gesamtpreis der verkauften Kunstwerke im vergangenen Jahr zurückgegangen, und zwar um 13 % auf rund 144,5 Mill. Euro.