KOMMENTAR

Der Lack ist ab

Das von David Cameron ausgerufene "Goldene Zeitalter" der britisch-chinesischen Beziehungen hat nicht lange angehalten. Der Lack ist ab, und was darunter zum Vorschein kommt, ist alles andere als glänzend. Die Massenproteste in Hongkong gegen die...

Der Lack ist ab

Das von David Cameron ausgerufene “Goldene Zeitalter” der britisch-chinesischen Beziehungen hat nicht lange angehalten. Der Lack ist ab, und was darunter zum Vorschein kommt, ist alles andere als glänzend. Die Massenproteste in Hongkong gegen die schleichende Machtergreifung der Volksrepublik und die handelspolitischen Spannungen zwischen Peking und Washington überschatten die Eröffnung des London-Shanghai Stock Connect.Die Idee für die Börsenverbindung zwischen der britischen Metropole und der ostasiatischen Boomtown wurde vor vier Jahren von George Osborne ins Rennen geworfen. Damals stand das Konzept “Global Britain” noch hoch im Kurs. Nach dem EU-Referendum wurde es unter Theresa May stillschweigend zu den Akten gelegt. Sie wollte sich – Brexit hin oder her – lieber möglichst eng an Resteuropa anschmiegen, statt in die große weite Welt hinauszuziehen. Aber auch andere wollten sich der China-Euphorie nicht anschließen. Und so fiel die Eröffnung der Börsenverbindung weit weniger glamourös aus, als sie vor ein paar Jahren ausgesehen hätte. Zu den launigen Bemerkungen, die am ersten Tag zu hören waren, gehörte der Hinweis, das chinesische Unternehmen, das als erstes mit seinen Hinterlegungsscheinen in London notiert wurde, heiße doch nicht Huawei, sondern Huatai.Tatsächlich handelt es sich bei der Börsenverbindung nicht um einen Superhighway, sondern um eine Einbahnstraße. Während chinesische Unternehmen an westlichen Kapitalmärkten schon lange mit dem Geldstaubsauger unterwegs sind, setzt Peking auf Kapitalverkehrskontrollen. Es ist sicher kein Zufall, dass es zur Eröffnung mit dem Broker Huatai Securities zwar eine chinesische Firma gab, die Stock Connect für eine Notierung in London nutzte, aber kein britisches Unternehmen, das in Schanghai den Anfang machen wollte. Die London Stock Exchange bietet sich für chinesische Emittenten als Alternative zu New York geradezu an, sollte sich das Klima über dem Pazifik weiter eintrüben. Allerdings sollte man nicht erwarten, dass man dafür etwas zurückbekommt. Der chinesische Regulierer wird schon dafür sorgen, dass britische Firmen etwaige Erlöse aus Börsengängen in Schanghai nicht außer Landes bringen.