Der Sepa-Countdown läuft

Bundesbank-Vorstand Thiele mahnt Nachzügler zur Eile - 90 Prozent der Überweisungen im neuen Format

Der Sepa-Countdown läuft

kb Frankfurt – Die Umstellung von Überweisungen und Lastschriften auf das europaweite Sepa-Format ist fast geschafft. Nur noch sechs Wochen hätten Nachzügler Zeit für Anpassungen, rechnete Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele vor.Vom 1. August an dürfen Kreditinstitute Zahlungen im Altformat nicht mehr akzeptieren. Der Sepa-Countdown läuft somit. “Eine weitere Fristverlängerung wird es nicht geben”, unterstrich Thiele. Der ursprüngliche Starttermin im Februar war auf August verschoben worden, weil zum alten Zeitpunkt viele in Europa die Umstellung noch nicht abgeschlossen oder gar begonnen hatten.Inzwischen sieht die Situation deutlich besser aus, insbesondere in Deutschland, das “lange zu den Schlusslichtern zählte und die rote Laterne abgegeben hat”, so Thiele. Für die meisten Unternehmen, öffentlichen Kassen und Vereine in Deutschland seien Sepa-Zahlungen inzwischen der Normalfall. Der Anteil der Überweisungen in Deutschland, die schon im Sepa-Format ausgeführt werden, habe laut Thiele bereits fast 90 % erreicht.Auch das Sepa-Lastschriftverfahren habe innerhalb eines Monats deutlich um 20 Prozentpunkte auf einen Anteil von 82 % im Mai aufgeholt. Allerdings habe es hier auch eine Umstellung bei der methodologischen Erfassung gegeben, die durch die Kreditwirtschaft verbessert worden sei. Für das Sepa-Lastschriftverfahren gebe es zudem noch eine zweijährige Übergangsfrist, wodurch das nationale elektronische Lastschriftverfahren noch bis 1. Februar 2016 genutzt werden dürfe.Noch offen sei in der EU und im Sepa-Rat die Behandlung des in Deutschland üblichen Rückgaberechts bei Lastschriften, was in vielen anderen europäischen Ländern bisher nicht vorgesehen ist. Die Möglichkeit der Rückgabe von Lastschriften habe sich aber in Deutschland, auf das immerhin die Hälfte des europäischen Lastschriftverkehrs entfalle, innerhalb von 40 Jahren fest etabliert. Deutschland werde deshalb darauf dringen, an diesem wichtigen Merkmal der Lastschrift auch im Sepa-Format festzuhalten, betonte Thiele. Zahlungsausfälle vermeidenThiele appellierte an alle Nachzügler, die Frist bis zum 1. August zu nutzen, um Liquiditätsengpässe und Zahlungsausfälle zu vermeiden, weil die bisherigen Kontonummern und Bankleitzahlen nicht mehr erkannt werden. Zwar seien technische Konvertierungen in das Sepa-Format auch nach dem Stichtag grundsätzlich möglich, doch sei dies mit zeitlichem Vorlauf und Kosten verbunden.Privatkunden können noch bis 1. Februar 2016 wie bisher Kontonummer und Bankleitzahl nutzen. Um ihnen die Umstellung zu erleichtern, rät Thiele Unternehmen, auf ihren Geschäftsbriefen und Rechnungen bereits heute ihre Iban in übersichtlichen Viererblöcken anzugeben.Die Umstellung auf das einheitliche europäische Sepa-Überweisungs- und Lastschriftformat bezeichnete Thiele als “wichtigen Baustein für die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union”, die damit ihrer Stellung als weltweit stärkstem Wirtschaftsraum gerecht werde. 34 Staaten nutzen künftig den einheitlichen Standard für Überweisungen und Lastschriften.In Europa würden täglich 140 Millionen Überweisungen und Lastschriften abgewickelt, auf beide Verfahren entfalle jeweils die Hälfte. Allein in Deutschland gebe es täglich 25 Millionen Überweisungen, also etwa ein Drittel aller europäischen, so Thiele. Von den 70 Millionen Lastschriften in Europa entfielen 50 % auf Deutschland.