Der Superbanker braucht auch weiche Talente

Von Angela Wefers, Berlin Börsen-Zeitung, 17.10.2014 "Er hat so viele Soft Skills", säuselt verzückt die adrette Blondine mit feschem grünem Halstuch zum korrekten Jackett. Gegenstand ihrer Bewunderung ist: der Superbanker. Ganz nach dem Ideal...

Der Superbanker braucht auch weiche Talente

Von Angela Wefers, Berlin”Er hat so viele Soft Skills”, säuselt verzückt die adrette Blondine mit feschem grünem Halstuch zum korrekten Jackett. Gegenstand ihrer Bewunderung ist: der Superbanker. Ganz nach dem Ideal eifriger Besucher von Fitnessclubs prangt jener mit schmaler Taille und breitem Kreuz im blau-roten hautnahen Anzug auf der Titelseite eines imaginären Supermann-Hefts. Besonders der gestreifte Schlips – mit der optimistischen Diagonale nach rechts oben – lässt erahnen, dass es hier um etwas anderes geht als um das weithin bekannte Kult-Comic-Heft.Die Illustration von Michael Szyszka (FH Münster) hat den ersten Platz in einem Wettbewerb für Nachwuchs-Illustratoren belegt, den die AGV Banken, der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes, anlässlich seines 60-jährigen Bestehens ausgelobt hatte. Übergeben wurde die Auszeichnung bei einer Feier im Atrium der Deutschen Bank in Berlin von Stephan Leithner, Vorstandsmitglied des Institutes und Vorsitzender der AGV Banken, sowie von Jörg Asmussen, Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium. Der Wettbewerb richtete sich an Studierende der Fachhochschule Münster und der Hochschule der Bildendenden Künste Braunschweig. Die Nachwuchs-Illustratoren hatten Gelegenheit, sich – unter Begleitung der Frankfurt School of Finance & Management – sowie des Fraunhofer Institutes für Arbeitswirtschaft und Organisation – der Arbeitswelt des heutigen Bankers zu nähern.Überraschende Erkenntnis auch bei den Lehrenden der Hochschulen: Die Bankenwelt, die in landläufigen Vorstellungen existiert, gibt es nicht (mehr). Sie habe nicht geahnt, wie komplex die Aufgabe der Beschäftigten sei und wie viele Gedanken sich die Bank um die Beziehung zu ihren Kunden mache, sagte Ute Helmbold, Universitätsprofessorin für Illustration in Braunschweig. “Den dicken, Zigarre rauchenden Banker gibt es nicht mehr.” Eine zentrale Erkenntnis der Künstler war es nach eigenem Bekunden auch, dass Vertrauen die wesentliche Währung der Branche ist. Neue BankenarbeitsweltUnter den weiteren prämierten Entwürfen griffen die Studierenden Themen auf, die nichts mehr mit dem Bild des früheren Bankbeamten gemein haben. Lisa Tegtmeier zeigt etwa im “QR-Labyrinth” die Neuorientierung der Beschäftigten in der digitalen Arbeitswelt (www.banken-arbeitswelt.de). Asmussen zeichnete ein Bild unserer Arbeitswelt, das geprägt ist von demografischem Wandel und der Digitalisierung. Der neuen Generation gehe es kaum noch um Statussymbole, sondern besonders um eine erfüllte und gut bezahlte Tätigkeit, die ihnen Zeit lässt, Familie und Beruf zu vereinbaren. Die Work-Life-Balance muss stimmen.Untersuchungen zeigen, dass Jobsicherheit ein wichtiges Kriterium der jungen Generation ist, sich diese Beschäftigten aber dennoch durch eigene Wechselfreudigkeit auszeichnen. Für die Arbeitgeber bedeutet dies, diesen Anforderungen mit flexiblen Arbeitszeiten, Förderung von Frauen, gutem Gesundheitsmanagement oder solider Altersvorsorge gerecht zu werden. Solche “Soft Skills” sind Asmussen zufolge nicht zu unterschätzen. “Wenn wir diesen Kulturwandel verschlafen, dann schaden wir uns auch als Wirtschaftsstandort Deutschland”, mahnt er.——–Die AGV Banken feiert in Berlin ihr 60-jähriges Bestehen und zeichnet Illustrationen aus.——-