Der Wechsel fällt schwer

Banken scheuen eine Änderung ihres Geschäftsmodells - Noch 50 Mrd. Dollar Rechtskosten erwartet

Der Wechsel fällt schwer

Forderungen nach einer Anpassung der Geschäftsmodelle von Banken an die Regulierung sind in aller Munde. Tatsächlich aber sind die Beharrungskräfte in den Instituten groß, wie eine Studie der EZB zeigt.bn Frankfurt – Seitdem Regulierung und Nullzins ein neues operatives Umfeld geschaffen haben, ist die Notwendigkeit einer Anpassung des Geschäftsmodells im Bankensektor in aller Munde. Die Deutsche Bank etwa hat in den zurückliegenden vier Jahren schon zwei Mal eine neue Strategie verkündet, nach Amtsantritt des Führungsduos Anshu Jain und Jürgen Fitschen 2012 sowie im vergangenen Jahr. Tatsächlich jedoch aber sind die Beharrungskräfte groß, größer zumindest als vielfach insinuiert.Wie die EZB in ihrem am morgigen Mittwoch erscheinenden Finanzstabilitätsbericht feststellt, erweisen sich die Geschäftsmodelle von Banken als “relativ zäh” und können damit eben nicht ohne weiteres angepasst werden, wenn sich das Umfeld verändert oder Stress im Sektor erwartet wird. “Dies könnte besondere Auswirkungen auf die Finanzstabilität haben, da einige Bankengruppen anfälliger für systemische Risiken als andere sein dürften”, heißt es. Dies wiederum könnte eine Konzentration systemischer Risiken in einigen Gruppen von Banken nach sich ziehen.Nach Analyse der Bilanzen von 113 der wichtigsten Bankengruppen unter EZB-Aufsicht aus den Jahren 2007 bis 2014 hat die Notenbank diese Institute und deren Geschäftsmodelle in sieben Typen zugeordnet: die mittelgroße Bank, die sich aufs heimische Kreditgeschäft konzentriert, das kleine Einlageninstitute mit demselben Fokus, der lokale oder spezialisierte Finanzierer mit einem hohen Anteil an Refinanzierung über den Kapitalmarkt, die große Universalbank, die sich über Einlagen refinanziert und eine große Abhängigkeit vom Heimatmarkt und vom Handel aufweist, die mittelgroße Universalbank mit diversifizierten Aktiva, die sich auf eine Refinanzierung über Einlagen stützt, die große internationale Bankengruppe mit international diversifizierten Assets sowie einem hohen Anteil an Refinanzierung über den Kapitalmarkt und starken Handelsaktivitäten – und schließlich die auf Provisionserträge ausgerichtete Investment- und Verwahrbank.Damit unterscheidet die EZB sieben Geschäftsmodelle – das ist nur eines weniger, als die Analyse der Jahre vor Beginn der Finanzkrise ergab. Die Einteilung in diese Cluster scheine über die Zeit relativ stabil geblieben zu sein, stellt die EZB fest. Zwar hätten einige Institute zwischen 2007 und 2014 ihre Gruppe gewechselt. Die meisten indes seien in ihrer Gruppe geblieben.Dieser Befund relativiert viele Nachrichten der vergangenen Jahre über strategische Neuausrichtungen von Banken. So hatten in einer Umfrage der European Banking Authority (EBA) im Juli vergangenen Jahres Banken das Massengeschäft als Aktivität ausgemacht, die sie stärken wollten. Auch haben große Banken ihr Investment Banking verkleinert, Verbriefungsportfolios abgebaut und ihre Präsenz im Ausland reduziert, nachdem die Regulierung Komplexität, einen hohen Leverage sowie umfangreiche Handelsaktivitäten negativ sanktioniert hat.Ungeachtet der Beharrlichkeit, mit der Institute an ihrem Geschäftsmodell festhalten, erwartet die EZB noch entsprechende Änderungen infolge horrender Rechtskosten (siehe Grafik). Banken dürften sich demnach aus Geschäften zurückziehen, in denen Fehlverhalten seinen Anfang nahm oder die derzeit im Fokus der Aufsicht stehen. Mit rund 30 Mrd. Dollar sind die Rechtskosten von 26 global aktiven Banken aus den USA und Europa 2015 zwar weniger als halb so hoch ausgefallen wie im Jahr davor. Die Geschäftsberichte lassen indes darauf schließen, dass allein die europäischen Banken weitere Rechtskosten von rund 50 Mrd. Dollar erwarten. “Dies lässt weiterhin Druck auf die Ertragskraft der Banken und deren Fähigkeit erwarten, organisch Eigenkapital zu bilden.”