Deutsche Assetmanager hinken US-Konkurrenz hinterher

Studie: Der Vertrieb über eigene Netzwerke führt zu Defiziten bei Wachstum und Profitabilität - Zusatzleistungen für Konzern bieten

Deutsche Assetmanager hinken US-Konkurrenz hinterher

Von Christiane Lang, FrankfurtDeutsche und Schweizer Vermögensverwalter schneiden verglichen mit der internationalen Konkurrenz, besonders aber im Vergleich mit US-Gesellschaften, nicht besonders gut ab. Sie wachsen langsamer und haben von 2012 bis 2019 laut einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft PwC Marktanteile verloren. Der Anteil am internationalen Vermögensverwaltungsmarkt deutscher Assetmanager ist in dieser Zeit von 12,9 % auf 10,9 % gefallen, der der Schweizer Gesellschaften von 12,2 % auf 10,2 %. Dies zeigt sich auch in der Entwicklung der verwalteten Vermögen (s. Grafiken). Allianz steht auf Rang 4Vor allem die US-Vermögensverwalter dominieren die internationale Rangliste. Unter den Top 20, die von BlackRock, Vanguard und State Street angeführt werden, finden sich insgesamt 14 amerikanische Gesellschaften. Die Allianz steht immerhin auf Rang 4, ist aber der einzige deutsche Vertreter unter den 20 weltweit größten Vermögensverwaltern. Zweitgrößte deutsche Gesellschaft ist die DWS, international auf Platz 21, gefolgt von Union Investment (Rang 58), der Deka (Rang 68) und der Meag (Rang 70).Größe ist jedoch nicht unbedingt die Voraussetzung für Erfolg. Sie ist dort wichtig, wo die Margen niedrig sind und Profitabilität durch die Skalierbarkeit des Geschäftes erreicht wird. PwC erfasst diese Gesellschaften, zu denen zum Beispiel der amerikanische ETF-Anbieter Vanguard zählt, unter der Kategorie “Reine Skalen-Player”.Vermögensverwalter mit anderen Geschäftsmodellen sind auch mit weniger Volumen erfolgreich, in der Regel sogar profitabler als die großen passiven Anbieter, wenn sie auf Spezialisierung oder Nischen im aktiven Geschäft setzen, wie die von PwC als “Produktinnovatoren” bezeichneten Gesellschaften oder die “Wertschöpfungsintegratoren”, also Vermögensverwalter, die ihre Dienstleistungspalette entlang der Wertschöpfungskette erweitern. Probleme haben der Studie zufolge vor allem “Netzwerkmonopolisten”, die vierte Assetmanager-Kategorie, zu der unter anderem die Deka oder Union Investment gehören, die ihre Produkte im Wesentlichen über ihre Finanzverbünde, ihre Banken- oder Versicherungsmütter vertreiben. Sie sind laut PwC zum einen durch ihre Konzerngebundenheit im Wachstum beschränkt, zum anderen machen ihnen hohe Kosten zu schaffen. Auch wenn Kosten gesenkt werden, führt das PwC zufolge nicht immer dazu, dass auch die Kosten-Ertrags-Relation sinkt. So sind unter den Assetmanagern mit sehr hohen Kosten-Ertrags-Relationen viele deutsche Anbieter. Netzwerkmonopolisten leiden, so PwC, am vergleichsweise langsamen Wachstum der Banken und Versicherer, die ihre primären Mittelzuflussquellen sind. So hat diese Assetmanager-Gruppe ihr verwaltetes Vermögen von 2012 bis 2019 mit 42 % deutlich langsamer gesteigert als die Wertschöpfungsintegratoren (+102 %), die reinen Skalenplayer (+89 %) und die Produktinnovatoren (+68 %). Entsprechend ist ihr internationaler Marktanteil in dieser Zeit von 27,5 % auf 21,8 % gefallen.Das Netzwerkmonopolisten-Geschäftsmodell dominiert vor allem in Deutschland, Österreich und in der Schweiz mit einem Marktanteil von 65 %. Dies ist laut Utz Helmuth, Director bei Strategy&, der Strategieberatung von PwC, ein wichtiger Grund dafür, dass die hiesigen Vermögensverwalter beim Wachstum und bei der Profitabilität deutlich hinter ihren amerikanischen Konkurrenten zurückhängen.”Neben der relativ strengen Regulierung und der stark umlagefinanzierten Altersvorsorge sind die hiesigen Vertriebsstrukturen der Grund für die im internationalen Vergleich geringere Wettbewerbsfähigkeit deutscher Assetmanager”, betont der Berater. “Diese sind in den meisten Fällen von ihrer Muttergesellschaft abhängig und damit von deren Fähigkeiten, Mittelzuflüsse zu generieren. Deshalb wachsen sie nicht so stark wie Vermögensverwalter, die es gewohnt sind, sich selbst am Markt bewähren zu müssen.” Was können Netzwerkmonolisten also tun? Für Helmuth ist die zentrale Frage: “Wo gibt es die Möglichkeit, sich für den Kunden von anderen Anbietern zu unterscheiden? Es ist in jedem Fall keine sinnvolle Strategie, mit einem nicht differenzierenden Angebot unverändert weiterzumachen wie bisher. Zudem ist nicht davon auszugehen, dass eine Muttergesellschaft bereit ist, dauerhaft an einer Tochtergesellschaft festzuhalten, die auf höherer Kostenbasis operiert und langsamer wächst als der Assetmanagement-Gesamtmarkt.”Die konzern- bzw. verbundabhängigen Assetmanager haben Helmuth zufolge nicht nur auf der Kostenseite Potenziale, sondern auch auf der Einnahmenseite: “Eine Möglichkeit ist, Zusatzleistungen für den Konzern zu erbringen, zu denen nur sie aufgrund ihrer Konzernkenntnisse in der Lage sind. Damit können sie sich in bestimmten Bereichen unverzichtbar machen und gegen mögliche Ambitionen der Muttergesellschaften bzw. deren Investoren, die Assetmanagement-Töchter zu verkaufen, verteidigen”, erläutert der Berater.