Deutsche Bank balanciert Geschäftsmodell aus
Unternehmensbank mit Gewinnsprung
Deutsche Bank balanciert Geschäftsmodell besser aus – Zinssensitive Sparten gleichen Einbruch der Investmentbank aus
Die Zeiten, in denen Wohl und Wehe der Deutschen Bank allein am Anleihehandel und dem Beratungsgeschäft hing, sind vorbei. Im abgelaufenen Quartal machte die Unternehmensbank den Einbruch im volatileren Geschäft wett. Vorstandschef Christian Sewing hat ein wesentliches Ziel des Konzernumbaus erreicht.
Von Anna Sleegers, Frankfurt
Auch wenn der Gewinneinbruch auf den ersten Blick anderes vermuten lässt, zeigen die am Mittwoch veröffentlichten Quartalszahlen, dass Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing ein wesentliches Ziel seiner Umbaupläne erreicht hat. Das Geldhaus ist unabhängiger geworden von seiner Investmentbank, die in guten Zeiten hohe Renditen erzielt und in der Flaute exorbitante Verluste.
Wie aus dem Zahlenwerk hervorgeht, steigerte die Unternehmensbank die Erträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Viertel auf 1,9 Mrd. Euro, was vor allem auf die steigenden Zinsen, aber, wie die Deutsche Bank betont, auch auf die anhaltende Preisdisziplin zurückzuführen ist. Alle Geschäftsfelder verzeichneten demnach ein prozentual zweistelliges Wachstum, was man als Indiz werten kann, dass das Angebot sich am gegenwärtigen Bedarf der Kunden ausrichtet. Die Investmentbank hingegen verzeichnete einen Ertragsrückgang um 11% auf 2,4 Mrd. Euro. Erfreulicherweise glichen sich den Angaben zufolge auch innerhalb der Sparte die Entwicklungen in den verschiedenen Geschäftsfeldern aus, so dass der Einbruch geringer ausfiel als befürchtet. Das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen (Fixed Income & Currencies/FIC) ging um 10% auf 2,1 Mrd. Euro zurück. „Während der Kredithandel stark zulegte und auch das Finanzierungsgeschäft wuchs, wurde dies durch die im Vergleich zum sehr starken Vorjahresquartal geringeren Erträge im Handel mit Zinsprodukten, im Währungshandel sowie im Geschäft mit Schwellenländern überlagert“, heißt es in der Mitteilung der Deutschen Bank.
Anleihegeschäft im Aufwind
Hoffnung auf eine Erholung im klassischen Investment Banking schürt das Ertragsplus im Emissions- und Beratungsgeschäft, das den Angaben zufolge um 25% auf 291 Mill. Euro zulegte. Aus Sicht vieler Wettbewerber bedauerlich dürfte jedoch sein, dass der Zuwachs nach Angabe der Deutschen Bank fast ausschließlich auf das florierende Geschäft mit Anleiheemissionen zurückzuführen war, das die Ertragsrückgänge im Beratungsgeschäft und bei der Begleitung von Aktienemissionen mehr als kompensierte.
Alles in allem scheinen die Quartalszahlen den Beweis erbracht zu haben, dass die Deutsche Bank einen besseren Ertragsmix vorweisen kann als vor dem Konzernumbau. Dass der Gewinn vor Steuern unter dem Strich trotzdem um 9% auf 1,4 Mrd. Euro zurückging, ist anderen Faktoren geschuldet. Neben den zusätzlichen Restrukturierungskosten aus dem rasant umgesetzten Umbau des Privatkundengeschäfts fallen vor allem die Aufwendungen für Rechtsstreitigkeiten und eine gestiegene Kreditrisikovorsorge ins Gewicht. Obendrauf kam eine gestiegene Steuerquote, die von 22% im Vorjahreszeitraum auf 33% kletterte, so dass der Nachsteuergewinn mit 940 Mill. Euro enttäuschend ausfiel.
Sewing zeigte sich gleichwohl optimistisch: „Wir sind im ersten Halbjahr
2023 erneut in allen Geschäftsbereichen dynamisch gewachsen und haben
unsere Ertragskraft ebenso unter Beweis gestellt wie unsere robuste Bilanz.
Damit sind wir auf einem guten Weg, unsere Ziele für 2025 zu erreichen.“ Nachdem die Aufsicht die geplanten Aktienkäufe genehmigt hat, will das Institut für 2022 und 2023 zusammen rund 1,75 Mrd. Euro an die Anteilseigner ausschütten. Bis 2025 sollen sich die Ausschüttungen auf insgesamt 8 Mrd. Euro summieren.