Deutsche Bank dämpft Fusionsspekulation

Sewing: Alles ist gesagt - Unsicherheit wächst

Deutsche Bank dämpft Fusionsspekulation

Von Annette Becker, DüsseldorfEgal wo Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank, dieser Tage in Erscheinung tritt, immer schwingt die Frage mit, ob und was er zu Fusionsmöglichkeiten sagt. So auch gestern auf dem 72. Betriebswirtschaftertag der Schmalenbach-Gesellschaft, wo sich Sewing dem breit gefassten Thema “Konzernsteuerung in ungewissen Zeiten” widmete.Es war ein kurzweiliger Beitrag, in dem Sewing nicht mit Molltönen geizte. Denn jenseits der Themen Digitalisierung und Regulierung – aus Sicht etablierter Großkonzerne an sich schon ausgesprochene Unsicherheitsfaktoren – kämen nun noch eine Reihe (geo)politischer Themen obendrauf. Dabei spannte Sewing den Bogen vom Handelskonflikt zwischen den USA und China über den Brexit bis hin zu einem möglichen Wiederaufflammen der Schuldenkrise in Europa.Erschwerend komme hinzu, dass sich die politische Landschaft binnen zehn Jahren komplett verändert habe. Sei es der Politik nach der Lehman-Pleite “in beispielloser Zusammenarbeit” gelungen, den Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern, “ist diese Art von Koordination heute nicht mehr denkbar”, warnte Sewing. Rund um den Globus spiele Politik zunehmend die nationale Karte, dadurch werde die Wirtschaft politischer. “Wenn die Wirtschaft nationaler wird, muss es auch die Bankenwelt werden”, sagte Sewing. Nicht von ungefähr betone die Politik inzwischen wieder die Bedeutung heimischer Kreditinstitute für die deutsche Wirtschaft. “Wir begrüßen die Unterstützung der Politik”, sagte Sewing und ergänzte, dass sich die Deutsche Bank als Teil der Infrastruktur Deutschlands verstehe.Erst kürzlich hatte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) beklagt, dass europäische Banken im Vergleich mit ihren Wettbewerbern aus den USA ins Hintertreffen geraten seien. Es sei ein Problem für eine große Volkswirtschaft wie die deutsche und auch für die Europäische Union, dass die Institute nicht die notwendige Größe haben, um die Wirtschaft ins Ausland zu begleiten.Industriepolitik mit Blick auf die Finanzwirtschaft sei in den letzten Jahren ein wenig aus der Mode gekommen, sagte Scholz und ergänzte: “Das war nicht zum Nutzen unseres Wirtschaftsstandorts.” Mit diesen Äußerungen hatte der Finanzminister Spekulationen um ein Zusammengehen von Deutscher Bank und Commerzbank angeheizt.Die Deutsche Bank müsse zunächst ihre Profitabilität verbessern, bevor sie sich mit anderen Themen befasse, hatte Sewing Anfang der Woche relativiert. Gestern gab sich der Bankchef noch wortkarger: Zum Thema Fusionen habe er alles gesagt, was es zu sagen gebe.Derweil rückte Finanzchef James von Moltke die Erwartungen der Analysten an das dritte Quartal zurecht. Mit den aktuellen Analysteneinschätzungen fühle er sich recht wohl, sagte von Moltke auf einer Investorenkonferenz in London. Laut Internetseite der Bank rechneten Analysten zuletzt mit einem Ergebnis vor Steuern von 327 Mill. Euro. Im dritten Quartal des Vorjahres hatte die Deutsche Bank noch 933 Mill. Euro vor Steuern verdient. Der Zwischenbericht soll am 24. Oktober veröffentlicht werden.