Deutsche Bank gründet erweiterte Vorstandsrunde
Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie Deutsche Bank führt vier Jahre nach Abschaffung ihres erweiterten Vorstandsgremiums Global Executive Committee (GEC) Anfang August ein Group Management Committee (GMC) mit ähnlicher Funktion ein und ordnet zudem ihren Vorstand neu: Nach Investment-Banking- und Konzern-Vize-Chef Garth Ritchie, dessen Abschied vor dem Wochenende bekannt geworden war, nehmen auch Chief Regulatory Officer Sylvie Matherat sowie Privatkundenvorstand Frank Strauß ihren Hut, wie mitgeteilt worden ist. Ins Führungsgremium einziehen sollen unterdessen Investmentbankerin Christina Riley, SAP-Manager Bernd Leukert sowie Aufsichtsratsmitglied Stefan Simon. In den vergangenen Wochen kursierende Spekulationen um eine Ablösung von Finanzvorstand James von Moltke haben sich nicht bewahrheitet.Die Gründung einer erweiterten Vorstandsrunde, in die neben den neun Vorstandsmitgliedern neun weitere Manager einziehen, ist pikant: Ein solches Gremium unterhielt die Bank unter Ex-Konzernchef Josef Ackermann, ehe es der spätere CEO John Cryan 2015 abschaffte. Das Global Executive Committee hatte extern für Argwohn gesorgt, da es als heimliches Machtzentrum der Bank galt, das im Gegensatz zum Vorstand seinen Mitgliedern dabei freilich mehr Schutz bot, was etwa die Transparenz der Vergütung sowie den Zugriff von Aufsichtsrat und Aufsehern anging. Das Group Management Committee soll den “Vorstand eng mit den Leitern der Geschäftsbereiche vernetzen”.Das designierte Vorstandsmitglied Stefan Simon gilt im Kontrollgremium der Bank als Gesandter des Großaktionärs Katar. Der Partner der Kanzlei Flick Gocke Schaumburg, der im Aufsichtsrat der Deutschen Bank dessen Integritätsausschuss leitet, soll Chief Administrative Officer Karl von Rohr ablösen und in seiner neuen Funktion die Rechtsabteilung sowie die Beziehungen zu den Aufsichtsbehörden verantworten.Dieser Aufgabe kam Chief Regulatory Officer Sylvie Matherat offenbar nicht zur Zufriedenheit der Konzernspitze, vor allem aber nicht der Aufseher nach, welche ihr dem Vernehmen nach neben mangelhafter Kommunikation auch mangelnde Präsenz in der Konzernzentrale vorhalten. Privatkundenvorstand Strauß konnte sich augenscheinlich mit der Verlagerung von Firmenkunden aus dem Massengeschäft in die neue Unternehmensbank nicht anfreunden: “Wir bedauern, dass er den Umbau in der vorgesehenen Form nicht mitträgt”, erklärt Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Zusatzaufgabe für SewingVon Rohr, den Simon als Chief Administrative Officer ablöst, übernimmt im Vorstand von Strauß die Verantwortung fürs Privatkundengeschäft, überdies für die Vermögensverwaltung. Konzernchef Christian Sewing, der von Vize-Konzernchef Ritchie schon die Zuständigkeit fürs Investment Banking übernommen hat, wird zudem auch für die neu geschaffene Sparte Unternehmensbank, in welcher der Konzern das Firmenkundengeschäft und die Transaktionsbank bündelt, zuständig. Das designierte Vorstandsmitglied Riley, seit 2006 für die Deutsche Bank und seit Ende 2015 als Finanzchefin von deren Unternehmens- und Investmentbank tätig, übernimmt im Führungsgremium die regionale Verantwortung für Nord- und Südamerika. Ihre Berufung unterstreiche die Bedeutung der USA für die Bank und ihre Kunden, heißt es – in den Vereinigten Staaten kürzt das Institut im Zuge seiner Restrukturierung besonders stark. Bernd Leukert wiederum, von 2014 bis 2019 im Vorstand von SAP, kommt zum 1. September als Vorstand für Digitalisierung, Daten und Innovation zur Deutschen Bank. Er soll die IT verbessern. Zunächst werden Simon, Riley und Leukert als Generalbevollmächtigte tätig, bis die Aufseher ihrer Berufung als Vorstandsmitglieder zugestimmt haben. Bis dahin berichtet Simon an von Rohr, Riley an Sewing und Leukert an Chief Operating Officer Frank Kuhnke. Kuhnke wird zusätzlich für die neue Bad Bank des Konzerns und außerdem für das Geschäft in Europa, dem Nahen Osten und Afrika verantwortlich. Risikovorstand Stuart Lewis bekommt den Bereich Compliance, die Abteilung gegen Finanzkriminalität sowie ferner die Verantwortung für Großbritannien und Irland hinzu.Ins Group Management Committee zieht derweil Transaktionsbank-Chef Stefan Hoops als Vertreter der neuen Unternehmensbank ein, Mark Fedorcik wird dort das Emissions- und Beratungsgeschäft der Investmentbank und Ram Nayak deren Anleihe- und Währungsgeschäft repräsentierten. Das Trio berichtet an Sewing. An Konzern-Vize-Chef von Rohr berichten Manfred Knof, von 2015 bis 2017 Deutschland-Chef der Allianz, der zum 1. August als neuer Leiter des Privatkundengeschäfts für Deutschland ins Institut eintritt, Fabrizio Campelli, seit 2015 verantwortlich fürs Wealth Management weltweit, sowie DWS-Chef Asoka Wöhrmann. Als Co-Leiterin der neuen Abbaueinheit wird Louise Kitchen, derzeit Leiterin des Bereichs Institutional & Treasury Coverage, ins GMC einziehen und an COO Kuhnke berichten. Denselben Berichtsweg wird Ashley Wilson, Leiter des globalen Aktienhandels und ab August Co-Leiter der Bad Bank, haben. Das 18 Köpfe zählende GMC komplettiert Ashok Aram, der seit Oktober 2018 das internationale Geschäft der Privat- und Firmenkundenbank sowie als Chief Executive Officer die Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) leitet. Er soll als Privatkundenmanager an von Rohr und als EMEA-Verantwortlicher an Kuhnke berichten. – Personen Seite 12