Von Karin Böhmert, FrankfurtJohn Cryan, seit fast einem Jahr neuer Chef der Deutschen Bank, schließt die Reihen. Nach dem angekündigten Umbau der Bank mit diversen personellen Abgängen und Neubesetzungen ist nun eine der wichtigsten Positionen im Investment Banking wieder besetzt worden. Mit Wirkung zum 17. Mai ist Thomas Piquemal (47) zum neuen globalen Leiter des Bereichs Mergers & Acquisitions (M & A) ernannt worden. Die Fusions- und Übernahmeberatung gilt als Aushängeschild im Investment Banking und passt in Cryans Strategie, das Beratungsgeschäft auszubauen, während kapitalintensive Aktivitäten wie der Handel zurückgeschraubt werden sollen. Die Position des globalen M & A-Chefs war jedoch seit Juni vergangenen Jahres vakant, als Henrik Aslaksen die Bank nach zwölf Jahren verließ. Er arbeitet inzwischen bei Credit Suisse.Der Franzose Piquemal kommt vom französischen Energiekonzern EDF, wo er bis März Finanzchef war. Das Unternehmen hatte er Finanzkreisen zufolge verlassen, weil er ein Großprojekt nicht mittragen wollte, das seiner Ansicht nach die Bilanz von EDF überfordert hätte.Für EDF war er seit Februar 2010 tätig. Davor hatte er von 2009 bis 2010 als Finanzchef für Veolia gearbeitet.Der Wechsel Piquemals von der Industrie ins Banking könnte auf den ersten Blick überraschen, doch blickt er bereits auf eine langjährige Karriere im Investment Banking zurück. So war er 14 Jahre lang bis 2009 Partner bei der Investmentbank Lazard Frères sowie davor bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen gewesen. Insofern ähnelt seine Vita derjenigen von Deutsche-Bank-Finanzvorstand Marcus Schenck, der viele Jahre für Goldman Sachs, darunter als Partner, tätig gewesen war, bevor er zum Energiekonzern Eon als Finanzvorstand und schließlich in gleicher Position zur Deutschen Bank wechselte. Schenck und Piquemal kennen sich dem Vernehmen nach aus ihrer Zeit bei Eon bzw. EDF. Dies dürfte die schnelle Rückkehr ins Bankgeschäft befördert haben. Auch Jeff Urwin, der globale Leiter des Bereichs Corporate & Investment Banking, in dem das M & A-Geschäft angesiedelt ist, und Piquemal kennen sich bereits seit längerem. Piquemal, der an Urwin berichtet und auch die Position des Chairman innerhalb der CIB Frankreich übernimmt, wird seinen Arbeitsplatz wohl eher aus persönlichen Gründen in Paris haben, denn der neue Job dürfte eine rege Reisetätigkeit erfordern. Schließlich verfüge Piquemal über ein umfassendes Netzwerk auch über die bisherige Industrie hinaus, heißt es.So wolle er sich neben der Führung des globalen M & A-Teams künftig auch persönlich um Transaktionen kümmern und sich “fortan intensiv der serviceorientierten Kundenarbeit widmen”, wie er in einer Mitteilung betont.Für CIB-Chef Urwin unterstreicht die Ernennung Piquemals “unsere Bereitschaft, in unser globales M & A-Geschäft zu investieren und unsere Position als führendes Beratungshaus im Bereich Corporate Finance weiter auszubauen”. In der Deutschen Bank zeigt man sich zuversichtlich, dass der Turnaround gelingt und das deutsche Haus wieder zu den großen US-Häusern aufschließen wird.